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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zoologisches Museum

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Zoologische Gärten - Zoologisches Museum.

Vogelhäusern und Käfigen mit wilden Tieren, überrascht. Besonders ausgezeichnet waren die Schmuckvögel aus allen Teilen des Aztekenreichs, doch fehlte es auch nicht an Schlangen. Den Raubvögeln dienten 500 Truthähne täglich zur Nahrung. 300 Menschen waren mit der Pflege der Wasservögel, welche auf zehn Teichen gehalten wurden, ebensoviel mit der der Raubtiere beschäftigt. Auch in den alten Klöstern des christlichen Abendlandes, so im 10. Jahrh. zu St. Gallen, unterhielt man »Zwinger« mit allerlei Wild, Geflügel, wie solches teils in den nahen Alpen hauste, teils als Geschenk fremder Gäste dem Kloster verehrt worden war. Tiergärten zum Zweck der Jagd hatte das Mittelalter unzählige, z. B. den Hirschgraben zu Frankfurt a. M., den Tiergarten zu Münzenberg (1433) und zu Friedberg (1489). Bereits Harun al Raschid soll Karl d. Gr. einen Elefanten zum Geschenk geschickt haben; häufiger kamen durch die Kreuzzüge und besonders durch die Entdeckungsreisen seit dem 15. Jahrh. fremde Tiere nach Europa und wurden gehegt. 1443 wurde ein Elefant auf der Frankfurter Messe gezeigt. 1458 verehrte der Rat von Nürnberg dem Erzbischof von Mainz und 1460 der Königin von Böhmen einen Papagei (Palaeornis torquatus). 1504 kamen Papageien aus Indien direkt auf englischen Schiffen nach England. Im 14. und 15. Jahrh. gab es an mehreren Orten in Holland Löwenhäuser; die Stadt Amsterdam z. B. erhielt 1477 und 1483 je zwei Löwen aus Spanien und Portugal von Kaufleuten zum Geschenk und verschenkte einige Jahre später fünf an die Stadt Lübeck. Kaiser Maximilian II. errichtete im Lustschloß Ebersdorf bei Wien und später in dem zwischen 1564 und 1576 erbauten Schloß Neugebäu Menagerien. Die Schicksale der erstern sind unbekannt, die letztere wurde 1704 zerstört, von Kaiser Karl VI. aber wiederhergestellt. Prinz Eugen von Savoyen hatte 1719 auf seinem Schloß Belvedere bei Wien eine Menagerie erbaut, welche nach seinem Tod 1737 vom Kaiser angekauft und mit der kaiserlichen vereinigt wurde; 1781 aber wurde die Anstalt aufgehoben und zur Schönbrunner Menagerie geschlagen, welche 1752 errichtet wurde und noch jetzt fortbesteht. Im 16. u. 17. Jahrh. gehörte eine Menagerie zu den Requisiten des Hofs. Wilde Tiere wurden gehalten im Tower zu London, in Versailles, Potsdam, Turin, Dresden, Kassel, im Haag und zuletzt in Stuttgart, wo die Menagerie aber nur von 1812 bis 1817 bestand. Der erste Versuch zu wissenschaftlicher Benutzung einer solchen stehenden Menagerie wurde 1794 gemacht, indem man die in Versailles gehaltenen Tiere in den Pariser Jardin des plantes brachte. Diese Sammlung vermehrte sich rasch durch Geschenke und Ankäufe und nach der Eroberung von Holland durch die aus dem Haag entführte Menagerie des Erbstatthalters. In den »Annalen« (seit 1802) und »Mémoires du Muséum d'histoire naturelle« (seit 1815) legten die größten Naturforscher der Zeit, G. Cuvier, Geoffroy, Lacépède, Lamarck, ihre Beobachtungen über die Tiere nieder. Die Menagerie des Earl of Derby zu Knowsley, welche als Tiergarten für Wiederkäuer und Einhufer noch fortbesteht, legte den Grund zu dem im Regent's Park zu London 1828 gegründeten zoologischen Garten, welcher von der 1825 gebildeten Zoological Society ins Leben gerufen wurde und, indem er mit dem alten Prinzip der Menagerien brach, zuerst den Tieren genügenden Raum bot. Schon 1838 hatte der Garten über 1000 verschiedene Arten Säugetiere und Vögel, 1849 nahm er auch Reptilien auf, und 1852 richtete die Direktion desselben See- und Süßwasseraquarien ein. Nachdem die niederländischen Seestädte Amsterdam (1838) und Antwerpen (1843) dem von England gegebenen Beispiel gefolgt waren, entstand der erste zoologische Garten in Deutschland, aber wesentlich durch Staatsfonds, im Tiergarten bei Berlin. Auf Veranlassung des Zoologen Lichtenstein wies Friedrich Wilhelm IV. 1843 eine Strecke des Tiergartens und die Tiere der Fasanerie und der Pfaueninsel bei Potsdam zu diesem Zweck an. Der erste in Deutschland auf Grund privater Teilnahme errichtete zoologische Garten ist der zu Frankfurt a. M. Dort bildete sich 1857 eine Zoologische Gesellschaft mit einem Anfangskapital von über 50,000 Gulden, und 1858 konnte die Anstalt in einem 5 Hektar großen Garten vor dem Bockenheimer Thor eröffnet werden. Hier folgt eine Übersicht der größern zoologischen Gärten und ähnlicher Anstalten mit Angabe der Gründungsjahre (M = Menagerie):

^[Liste]

1552 Ebersdorf bei Wien (M.)

1752 Schönbrunn bei Wien (M.)

1794 Paris, Jardin des plantes (M.)

1812 Stuttgart (M. bis 1817)

1828 London

1830 Dublin

1838 Amsterdam

1843 Antwerpen

1844 Berlin

1851 Brüssel

1851 Gent

1854 Marseille

1857 Madrid

1857 Rotterdam

1857 Melbourne (Akklimatisationsgarten)

1858 Frankfurt a. M.

1858 Kopenhagen

1859 Philadelphia

1860 Köln

1860 Paris (Bois de Boulogne, Akklimatisationsgarten)

1861 Dresden

1863 Hamburg

1863 Wien (bis 1866)

1863 München (bis 1866)

1864 Moskau (zoologischer und Akklimatisationsgarten)

1865 Breslau

1865 Hannover

1866 Karlsruhe

1866 Pest

1874 Frankfurt a. M. (Neuer zoologischer Garten)

1874 Philadelphia

1874 Basel

1875 Cincinnati

1875 Kalkutta

1875 Münster in Westfalen

1876 Düsseldorf

1879 Krefeld (Handelstiergart.)

Vgl. Stricker, Geschichte der Menagerien und zoologischen Gärten (Berl. 1880); Zeitschrift: »Der zoologische Garten« (Frankf. a. M., seit 1859).

Zoologisches Museum, eine Anstalt, in welcher getrocknete, ausgestopfte, in Alkohol und andern Flüssigkeiten konservierte Tiere, auch wohl Nachbildungen von ihnen in Wachs etc. aufbewahrt und zur Schau gestellt sind. An jeder Universität befindet sich ein z. M. und steht gewöhnlich unter Leitung des ordentlichen Professors der Zoologie. Nur dann, wenn es einen außergewöhnlich großen Umfang erreicht, ist es wohl einem besondern Direktor unterstellt; dann hat aber meist der Universitätsprofessor ein kleines Museum zum Gebrauch bei seinen Vorlesungen. Auch in manchen andern Städten befinden sich zoologische Museen (z. B. in Hamburg, Bremen), jedoch beschränken sich diese häufig und mit Recht auf Sammlungen von Tieren der betreffenden Provinz, enthalten also nur die sogen. Lokalfauna. Diese ist auch in einzelnen größern Museen getrennt von der übrigen Sammlung aufgestellt. Im übrigen werden die Tiere nach den zoologischen Systemen angeordnet und sind in möglichst vielen Exemplaren vorhanden, um einen Überblick über die individuellen Schwankungen in Größe, Färbung etc. zu gewähren. Von den niedern Tieren finden sich in manchen Museen auch anatomische Präparate (s. d.) vor, während von den höhern Tieren solche vielfach nur in den anatomischen Museen anzutreffen sind. Ausgestopft werden meist nur die Säugetiere und Vögel, die größern Reptilien und Fische; einfach getrocknet viele Korallen, Schwämme, Seeigel, Seesterne, Krebse etc.; getrocknet und auf