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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zwergmoschustiere; Zwergobstbäume; Zwergpalme; Zwergquitte; Zwergvölker; Zwergwal; Zwetschenbaum; Zwettl; Zwickau

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Zwergmoschustiere - Zwickau.

Zwergmoschustiere, s. Huftiere (11. Familie).

Zwergobstbäume, s. Obstgarten, S. 312.

Zwergpalme, s. Chamaerops.

Zwergquitte, s. Cotoneaster.

Zwergvölker, in Afrika vorkommende, am Schluß der menschlichen Größenskala, die sich zwischen 1900 mm (Samoaner) und 1330 mm (Obongo) bewegt, stehende Völker. Schon die Pygmäensage der Alten, deren Schauplatz nach Aristoteles in den Sümpfen am obern Nil war, weist auf Z. hin, und Herodot berichtet von »kleinen Männern, nicht einmal von mittlerer Größe«, im Innern Afrikas. Direkt mit einem afrikanischen Zwergvolk in Berührung kam zuerst ein Reisender im 17. Jahrh., der die Dongo im äquatorialen Afrika dort fand, wo 1864 Du Chaillu die Obongo sah, die nach seinen Messungen zwischen 1330 und 1525 mm hatten und sich durch schmutzig gelbe Farbe vor den weit dunklern Aschango auszeichneten, unter denen sie in kleinen Dörfern zerstreut leben. Das Vorhandensein der Obongo (besser Babongo oder Abongo) ist dann später durch die Mitglieder der deutschen westafrikanischen Expedition bestätigt worden, und namentlich haben wir durch Lenz (»Mitteilungen der Wiener Geographischen Gesellschaft« 1878) darüber nähere Nachrichten erhalten. Die Portugiesen wollen im 17. Jahrh. im Innern Afrikas ein Zwergvolk, die Baka-Baka (ba ist die Pluralbezeichnung bei den Bantusprachen), gefunden haben, was ebenfalls auf die Akka hinweist. Kölle hörte in Sierra Leone von mehreren Zwergvölkern im Innern, von denen er die Kenkob und Belsan nennt. Auch auf Madagaskar existiert, in der Provinz Betsileo, ein kleiner Stamm, die Kimo, über den trotz vieler Kontroversen nähere Nachrichten noch fehlen, und südlich von Kaffa wohnt, nach Krapfs Erkundigungen, das Zwergvolk der Doko. Auch die Buschmänner, deren Mittelgröße Fritsch zu 1444 mm angibt, müssen hierher gerechnet werden. Mehr Aufsehen als alle diese Z. machten jedoch die durch G. Schweinfurth entdeckten Akka (s. d.), welche ein ausgedehntes Gebiet im Süden der Monbuttu bewohnen und teilweise dem Monbuttukönig unterworfen sind. Die größten erreichen 1500 mm, doch maß Schweinfurth auch Individuen von 1340 mm. Ihre Farbe ist ein mattes Kaffeebraun; Haupthaar und Bartwuchs sind schwach entwickelt; der Kopf ist groß, der Bauch vorstehend, der Gang watschelnd; auffallend ist eine außerordentliche Prognathie des Schädels. Die Akka leben zerstreut in kleinen Dörfern, sind eifrige Jäger und benutzen Bogen und Pfeile als Waffe; ihr einziges Haustier ist das Huhn. Ihre Sprache ist noch unbekannt. Schweinfurth u. a. nehmen an, daß die Akka mit den Buschmännern und übrigen Zwergvölkern Afrikas die Reste einer afrikanischen Urrasse ausmachen, eine Annahme, welcher gewichtige Bedenken entgegenstehen, da die einzelnen Z. unter sich keineswegs sehr ähnlich sind und ihre gegenseitige Stellung noch nicht genügend erörtert ist. Die Ansicht, daß die Akka degenerierte Neger, die Buschmänner degenerierte Hottentoten und die Obongo degenerierte Abantu sind, gewinnt dagegen immer mehr Anhänger. Auch Stanley hörte von einer Zwergnation, den Watwa, am Aruwimi Wambuti genannt, und Serpa Pinto fand auf seiner Reise quer durch Afrika einen degenerierten Volksstamm, die Mucassequere, ebenso Wißmann bei seiner Durchquerung des Kontinents, Schutt hörte von Zwergen, den Znuta Chitu, Wolf, Wißmann, François und Grenfell fanden im Congogebiet die Batua, so daß diese Ansicht immer mehr Stützen gewinnt. Hierher gehören ohne Zweifel auch die Kenkob und Ketsan (Sân) Kölles und die Dongo Battels. Vgl. Quatrefages, Les Pygmées (Par. 1887).

Zwergwal, s. Finnfisch.

Zwetschenbaum, s. Pflaumenbaum.

Zwettl, Stadt in Niederösterreich, am Einfluß des Flusses Z. in den Kamp, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat 2 Vorstädte, eine Sparkasse (4 Mill. Gulden Einlagen), ein Krankenhaus, stark besuchte Wochenmärkte und (1880) 2990 Einw. Unweit davon im reizenden Thal des Kamp die 1138 gestiftete Cistercienserabtei mit gotischer Kirche und wertvoller Bibliothek, die reich an Handschriften ist (berühmte Reimchronik). Vgl. Rabl, Z. und das Kampthal (Wien 1884).

Zwickau, 1) Hauptstadt der gleichnamigen sächs. Kreishauptmannschaft, in einem anmutigen Thal und am linken Ufer der Zwickauer Mulde, Knotenpunkt der Linien Z.-Chemnitz, Werdau-Z., Z.-Ölsnitz und Z.-Schwarzenberg der Sächsischen Staatsbahn, 288 m ü. M., ist in seinem ältern Teil unregelmäßig gebaut und von altertümlichem Aussehen. Unter den 6 Kirchen (worunter eine neue katholische) zeichnet sich die seit 1451 im reinsten gotischen Stil erbaute, 1839-42 renovierte schöne Marienkirche mit einem 87 m hohen Turm, der größten Glocke Sachsens, mehreren alten Grabdenkmälern und trefflichen altdeutschen Gemälden (von Wolgemut und Lukas Cranach dem jüngern), einem sehenswerten, angeblich von Adam Krafft in Holz geschnitzten Flügelaltar und einer kunstvollen Holzschnitzerei (das Heilige Grab) von 1507 aus. 1884 ist mit einer umfassenden Restauration der Außenseiten und mit Ausstellung zahlreicher Statuen an denselben begonnen worden. Die Katharinenkirche (an welcher Thomas Münzer von 1520 bis 1522 Prediger war), ebenfalls im gotischen Stil erbaut, ist mit wertvollen Gemälden von Hans von Kulmbach geziert. Sonst sind zu nennen: das Rathaus (von 1581, mit dem Ratsarchiv, welches auch das von Hans Sachs geschriebene Manuskript einer größern Anzahl Bände seiner Gedichte enthält), das in spätgotischem Stil 1522-24 erbaute Gewandhaus (als Theater und zu Konzerten benutzt), das Schloß Osterstein (jetzt Strafanstalt für ca. 1100 männliche Gefangene), das Gymnasial- und Realgymnasialgebäude (vor ersterm das Kriegerdenkmal), das Gebäude der Reichspost etc. Bemerkenswert sind auch: das Geburtshaus des Komponisten Robert Schumann am Markt und ein andres Haus daselbst, in welchem Luther und Melanchthon bei ihrer Anwesenheit in Z. wohnten. Die Zahl der Einwohner belief sich (1885) mit der Garnison (ein Infanteriereg. Nr. 133) auf 39,243 Seelen, darunter 37,850 Evangelische und 1068 Katholiken. Z. ist Mittelpunkt des Steinkohlenbergbaues im Erzgebirge (s. das Profil auf Tafel »Steinkohlenformation III«). Die Kohlenlager, etwa 8 qkm im Umfang und 7-17 m mächtig, welche die Hauptquelle des Reichtums der ganzen Gegend bilden und sich außer dem Weichbild der Stadt namentlich noch auf die Fluren der Umgegend verbreiten, werden zwar schon 1348 erwähnt, aber erst seit 1823 im großen ausgebeutet. Gegenwärtig sind über 80 Gruben mit einer Arbeiterzahl von mehr als 8000 im Betrieb, die Produktion beträgt über 2½ Mill. Ton. jährlich. Außerdem hat Z. chemische und Steinzeugwaren-,

^[Abb.: Wappen von Zwickau.]