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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Albedyll - Aleppobeule

Albedyll *, Emil Heinrich Ludwig von, preuß. General, geb. 1. April 1824 zu Liebenow in der Mark, trat 1841 in das 2. Kürassierregiment, ward 1843 Offizier, machte als Regimentsadjutant 1848 den dänischen Krieg mit, ward 1854 Adjutant der 3. Kavalleriebrigade, 1856 Eskadronführer beim 2. schweren Landwehrreiterregiment, 1858 Rittmeister, 1859 Adjutant der 7. Division und 1862 zur Abteilung für die persönlichen Angelegenheiten im Kriegsministerium (Militärkabinett) kommandiert. Seit 1863 Major, seit 1866 Oberstleutnant und Flügeladjutant und seit 1868 Oberst, befehligte er 1869 drei Monate lang das Magdeburgische Kürassierregiment Nr. 7 und war im Krieg von 1870/71 wieder dem Militärkabinett zugeteilt, dessen Chef er 1871 provisorisch, 1872 definitiv wurde. Er verwaltete dieses wichtige, verantwortungsvolle Amt mit Umsicht und Unparteilichkeit 18 Jahre und wurde 1873 zum Generalmajor, 1876 zum Generaladjutanten, 1879 zum Generalleutnant und 1886 zum General der Kavallerie befördert. Kaiser Wilhelm II. übertrug ihm 1888 das Kommando des 7. Armeekorps.

Alberdingk Thijm, Jos. Albertus, niederländ. Schriftsteller, starb 17. März 1889 in Amsterdam. Sein Leben beschrieb van der Duys (Amsterd. 1889).

Albert, (1886) 5707 Einw.

Albert, 3) Joseph, Photograph, starb 5. Mai 1886 in München.

5) * Eduard, Chirurg, geboren im Januar 1841 zu Senftenberg in Böhmen, studierte zu Wien, promovierte 1867, wurde 1873 Professor der Chirurgie in Innsbruck, 1881 in Wien. Er arbeitete besonders über Diagnostik, Mechanik der Gelenke und operative Chirurgie und schrieb: "Beiträge zur Geschichte der Chirurgie" (Wien 1878); "Lehrbuch der Chirurgie" (3. Aufl., das. 1884-85, 4 Bde.); "Diagnostik der chirurgischen Krankheiten" (4. Aufl., das. 1887); "Beiträge zur operativen Chirurgie" (das. 1878-80, 2 Hefte).

Alberti *, 3) Sophie, Schriftstellerin, geb. 5. Aug. 1826 zu Potsdam als Tochter des spätern Geheimrats Mödinger. Ihr poetisches Talent entwickelte sich sehr früh, dennoch trat sie erst 1856 an die Öffentlichkeit, mit der Novelle "Else" (Berl.), unter dem Pseudonym Sophie Verena, das sie auch fernerhin beibehielt. Eine nur kurze Ehe verband sie mit dem auch als Schriftsteller bekannten Schulrat Nobert A. in ihrer Vaterstadt, in welcher sie auch nach dem 1870 erfolgten Tode desselben ihren Aufenthalt beibehalten hat. Außer mehreren Jugendschriften ("Lebende Blumen", Berl. 1878; "Aus der Pension", 4. Aufl., das. 1879), Übersetzungen aus dem Englischen (Werke von Dinah Craik-Mulock, Bret Harte etc.) schrieb sie die Romane: "Ein Sohn des Südens" (Jena 1859; 2. Aufl., Berl. 1879), "Über alles die Pflicht" (Leipz. 1870) und die als "Photographien des Herzens" (Berl. 1863, 3 Bde.), "Aus allen Kreisen" (das. 1872, 3 Bde.) und "Altes und Neues" (das. 1879) gesammelten Novellen.

Albertville, (1886) 4457 Einw.

Albi, (1886) 17,377 (Gemeinde 21,224) Einw.

Albow *, Michael Nilowitsch, russ. Schriftsteller aus der Schule Dostojewskijs, geb. 8. Nov. 1851 a. St. zu Petersburg als Sohn eines Geistlichen, studierte daselbst die Rechte und that im russisch-türkischen Krieg 1877/78 freiwillig Samariterdienste. Als frühreifes Kind trat er schon mit 13 Jahren mit einem litterarischen Versuch hervor: "Sapisski podwálnagoshilzá" ("Aufzeichnungen eines Kellerbewohners"), der in einem Petersburger Blatt erschien. Sein Hauptwerk ist die Erzählung "Djen itóga" ("Der Tag der Abrechnung", 1879), eine psychologische Studie, deren unsteter, sich selbst unklarer Held in die Kategorie jener seelisch Kranken gehörte, welche Dostojewskij in die russische Litteratur eingeführt hat. Dieser fein ausgeführten Studie folgten andre Erzählungen, die, gleichfalls arm und sogar gesucht an Erfindung und Handlung, in pessimistischer Beleuchtung sich in psychologisch-psychiatrischer Kleinmalerei verloren, aber dabei auch eine scharfe dichterische Begabung für die Darstellung des russischen Bürgerstandes verrieten, manchmal auch guten Humor offenbarend. Eine Sammlung der Erzählungen ("Pówehessti i rasskásy") erschien 1884 (2. Aufl. 1887). Später sind zu nennen: "Phillip Philíppytsch", eine der klarsten und abgerundetsten Erzählungen Albows, und "Kak gorjéli drowá" ("Am brennenden Ofen"), wieder eine psychologische, mit Selbstmord abschließende Studie (beide Erzählungen vereint, Petersb. 1888).

Albrecht, 22) Prinz von Preußen, ward 21. Okt. 1885 nach dem Tode des Herzogs Wilhelm von der braunschweigischen Landesversammlung einstimmig zum Regenten des Herzogtums Braunschweig gewählt, nachdem der Bundesrat die Erbfolge des Herzogs von Cumberland für unzulässig erklärt hatte. A. nahm die Wahl an, hielt 2. Nov. seinen Einzug in die Stadt Braunschweig und übernahm durch Patent vom 2. Nov. die Regierung des Herzogtums. Das Generalkommando des 10. Armeekorps in Hannover behielt er bei, bis er 25. Juni 1888 vom Kaiser Wilhelm II. zum Generalfeldmarschall und Generalinspekteur der 1. Armeeinspektion befördert wurde. 1869 wurde das hannöversche Füsilierregiment Nr. 73 nach ihm Füsilierregiment Generalfeldmarschall Prinz A. von Preußen benannt.

Alcott, Louisa May, amerikan. Schriftstellerin, starb 6. März 1888 in Concord. Vgl. Cheney, Life of Louisa A. (Boston 1888).

Alcsuth * (spr. altschut), Dorf im ungar. Komitat Weißenburg, südlich von der Bahnstation Bicske, Wohnsitz des Erzherzogs Joseph, mit schönem Schloß und Park, reicher Bibliothek, Musterwirtschaft, großen Schäfereien und (1881) 1153 ungar. Einwohnern.

Aldehyd C2H4O bildet bei Gegenwart von Spuren fremder Beimengungen sehr leicht polymere Modifikationen. Bei niedriger Temperatur entsteht Metaldehyd, bei höherer Paraldehyd. Ersterer bildet farblose, bei 112-115° schmelzende Nadeln und geht bei 120° und bei Destillation mit verdünnter Schwefelsäure wieder in A. über. Paraldehyd C6H12O3, welcher beim Versetzen von A. mit kleinen Mengen Salzsäure oder Zinkchlorid entsteht, bildet eine klare, farblose Flüssigkeit, riecht ätherisch erstickend, schmeckt brennend kühl, spez. Gew. 0,992-0,998 bei 15°, siedet bei 124°, erstarrt in der Kälte kristallinisch und schmilzt dann wieder bei 10,5°. Er mischt sich mit Alkohol und Äther, löst sich in 10 Teilen Wasser, reagiert neutral, oxydiert sich aber an der Luft leicht zu Essigsäure. Paraldehyd dient als schlafmachendes Arzneimittel.

Alecsandri, Basile, rumän. Dichter und Staatsmann, wurde zum Senator erwählt und Vizepräsident des Senats, 1885 zum rumänischen Gesandten in Paris ernannt.

Alençon, (1886) 16,367 Einw.

Aleppobeule. Die Krankheit gilt für ansteckend. Einmalige Erkrankung scheint Immunität zu verleihen. Die Ursache ist noch nicht aufgeklärt. Manche beschuldigen einen tierischen Parasiten (Distoma), andre lassen die Krankheit durch Fadenpilze entstehen.