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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bergbau (neue Fangvorrichtungen an Fördermaschinen)

arbeit aber gestattet ist. Die Gefahr beim Anzünden der Schüsse würde durch allgemeine Einführung der elektrischen Zündung zu vermeiden sein. Um die Zündung durch die Explosionsflamme zu verhüten, ist die Anwendung von Wasserbesatz (d. h. Anfüllung der Bohrlöcher über der Sprengpatrone mit Wasser) versucht worden, wodurch beim Sprengen mit Dynamit die Flammenbildung auch bei Anwesenheit von Grubengas verhindert wird, während bei Pulverschüssen die Wirkung des Wasserbesatzes nur geringfügig ist. Verschiedene Versuche sind ferner gemacht, um die Schießarbeit ganz zu umgehen. So besetzen Schmith, Moore u. Komp. in Derby Bohrlöcher mit frischem gebrannten Kalk, welcher nach Art des prismatischen Pulvers zu festen Kernen zusammengepreßt ist, und pressen durch eine Druckpumpe mittels eines Röhrchens Wasser in der zum Löschen des Kalks nötigen Menge hinein. Durch das hierbei erfolgende Aufblähen des Kalks, bez. durch die Wasserverdampfung werden die Massen losgesprengt. Jedoch ist die hierbei erzeugte Sprengkraft nur ungefähr 0,1 derjenigen des Schießpulvers und deshalb ein Erfolg des Kalksprengens nur unter besonders günstigen Umständen zu erwarten. Versuche, damit sind bei Saarbrücken, bei Aachen, in Westfalen, bei Karwin u. a. O. gemacht worden. Zahlreich sind die Anwendungen des Keils. Der Levetsche Keil wird, zwischen zwei halbrunden Eisenbacken gelagert, mit dem dicken Ende nach vorn ins Bohrloch eingeführt und dann mit Hilfe einer besonders konstruierten hydraulischen Presse langsam, aber mit großer Gewalt herausgezogen und zwar derart, daß die im Bohrloch zurückgehaltenen Eisenbacken gewaltsam auseinander getrieben werden, wodurch die vorher unterschrämte Kohlenbank abgetrennt wird. Diese Vorrichtung soll sich bei weichen Kohlen gut bewährt haben. Ähnlich wirkt der Steinkohlenbrechapparat von Walcher, bei welchem statt des Keils zwischen einem von der hydraulischen Presse herauszuziehenden Mittelstück und der Innenwand der Backen harte gußstählerne, an ihren Enden kugelförmig abgerundete Stelzen in entsprechend ausgefräste Lager eingebettet sind. Beim Herausziehen des Mittelstücks suchen die Stelzen sich aufzurichten und drängen dabei die Backen auseinander. Der Demanetsche Keil wird in Verbindung mit der stoßenden Bohrmaschine von Dubois und François (Bosseyeuse) angewendet und besteht aus gelenkig verbundenen Keilbacken, zwischen welche ein Keil durch die Bosseyeuse, an der man statt des Bohrers ein schweres Schlagstück angebracht hat, eingetrieben wird, bis die Kohle hereinbricht. Hiermit sind in Frankreich und Belgien gute Resultate erzielt. Die angegebenen Apparate und Methoden bieten zwar die Möglichkeit, die Sprengmaterialien zu ersetzen, jedoch immer auf Kosten der Leistung, deshalb wird man sie immer nur im höchsten Notfall anwenden. Auch läßt sich hoffen, daß sich die Notwendigkeit ihrer Verwendung durch Einführung der brisantesten Sprengmittel (Schießbaumwolle, Sprenggelatine, Kinetit, Karbonit), welche eine Zündung der Schlagwetter nicht herbeiführen sollen, vermindern wird.

Eine anderweitige Quelle von Unglücksfällen bilden die Fahr- und Fördervorrichtungen, besonders die Seilfahrung in Schächten. Die hierzu nötige Fördervorrichtung ist als ein zweitrumiger Dampfaufzug zu bezeichnen (s. Aufzüge, Bd. 2). Die Fahrenden befinden sich dabei im Förderkorb (Fördergestell), welcher so verschlossen sein muß, daß während der Fahrt niemand durch Ausstrecken eines Körperteils Schaden nehmen kann. Unglücksfälle kommen bei der

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Seilfahrung vor durch Reißen des Seils, durch zu spätes Bremsen der Fördermaschine und durch Hinabstürzen in den offenen Schacht. Um bei Seilbrüchen die Fördergestelle nicht in den Schacht hinabstürzen zu lassen, werden Fangvorrichtungen angebracht, welche bei der Tiefe der Schächte und den vorkommenden großen Fördergeschwindigkeiten (nach den preußischen Polizeivorschriften bis 6 m) besonders schwierige Bedingungen zu erfüllen haben. Wenn auch von den zahlreichen hierher gehörigen Konstruktionen noch keine unbedingtes Vertrauen verdient, so sind doch Fälle genug bekannt, in welchen Fangvorrichtungen gute Dienste geleistet haben, weshalb auch in Preußen für alle Förderkörbe, welche zum Ein- und Ausfahren der Arbeiter benutzt werden, eine gute Fangvorrichtung polizeilich vorgeschrieben ist. Die meisten Fangvorrichtungen beruhen darauf, daß durch das Förderseil eine Federkraft gespannt erhalten wird, welche nach eingetretenem Seilbruch mittels eines passenden Mechanismus das Festklemmen des Förderkorbes an den Führungsschienen bewirken soll. Geschieht das Festklemmen bei großer Geschwindigkeit des Förderkorbes plötzlich, so müssen entweder die darin fahrenden Personen mit einer der Geschwindigkeit entsprechenden Kraft etwa in derselben Weise beschädigt werden, als wenn sie mit gleicher Geschwindigkeit herabfielen, oder aber es tritt infolge des heftigen Stoßes eine Zertrümmerung der Führungen oder der Fangvorrichtung ein, so daß nun der Förderkorb dennoch hinunterstürzt. Hieraus leuchtet die Notwendigkeit ein, die Fangvorrichtungen so zu konstruieren, dah sie nicht mit plötzlichem Stoße, sondern durch allmähliche Bremsung wirken. Zu den besten derartigen Vorrichtungen gehören die Keilfangvorrichtungen. Bei diesen befinden sich zwischen dem Gestell und der Führungsschiene zu beiden Seiten eiserne Keile, deren dickes Ende nach unten gerichtet ist. Bei gespanntem Seil sind die Keile durch Hebel abwärts gedrückt, beim Seilbruch werden sie durch Federkraft nach oben gezogen, klemmen sich bei weiterm Fallen dos Korbes immer fester und zehren

^[Abb.: Fig. 1. Keilfangvorrichtung von Libotte.]

so die lebendige Kraft desselben allmählich auf. Fig. 1 zeigt die Keilfangvorrichtung von Libotte in Gilly. Der Korb hängt an den Ketten a, welche an den Stangen d angreifen. Diese stehen durch die bei c drehbaren Hebel d mit den Keilen e in Verbindung, welche sich mit ihrem Rücken gegen die Flächen f legen. Durch das Gewicht des Förderkorbes werden die Federn g gespannt erhalten, so daß die Keile nach unten gedrückt werden und zwischen sich und der Führungsschiene h einen Spielraum lassen. Sobald jedoch das Seil bricht, kommen die Federn g zur Wirkung, drehen mittels der Stangen b die Hebel d in der Pfeilrichtung und stoßen so die Keile aufwärts, so daß sie sich zwischen Schiene h und Flächen f festklemmen und so hemmend wirken. Bei der Hoppeschen Fallbremse (Fig. 2) ist der obere und untere Rahmen der Förderschale auf den Langseiten durch kreuzweise