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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bergbau (neue Fangvorrichtungen an Fördermaschinen)

angeordnete federnde Streben s verbunden. An letztern sitzen, etwas schräg nach unten geneigt, die Stangen a, deren je zwei eine eiserne Bremsbacke b tragen. Diese gleiten an der Leitschiene und werden beim Seilbruch mit Hilfe von vorher gespannt gewesenen Federn durch die Stange c in die Höhe gezogen, jedoch nur so weit, bis die Arme a nahezu horizontal stehen, in welcher Stellung sie eine Hubbegrenzung finden. In diese Stellung können die Arme nur dadurch gelangen, daß die Streben s einige Zentimeter zurückgedrängt und dabei vermöge ihrer federnden Wirkung gespannt werden. Mit einer dieser Spannung entsprechenden Kraft werden die Bremsbacken gegen die Leitschiene gedrückt und durch die so erzielte Reibung die Förderschale allmählich festgebremst. Originell ist die amerikanische Pendelfangvorrichtung von Sellers in Philadelphia. Hierbei ist der Leitbaum an seiner vordern Fläche von oben bis unten mit einer schlangenförmig laufenden Furche versehen. Am Förderkorb hängt ein Pendel, welches mit einem Stift in die Furche eingreift und mit Hilfe desselben beim Auf- und Niedergehen des Korbes infolge der hin- und hergehenden Krümmungen der Schlangenfurche in schwingende Bewegung versetzt wird. Das Pendel greift außerdem mit einer Umbiegung, die aufwärts gerichtete Zähne trägt, derart unter den Boden des Förderkorbes, daß diese Zähne einer mit abwärts gerichteten Zähnen versehenen, am Förderkorb befestigten Platte gegenüberstehen. Bei normalem Betrieb schwingen nun die Zähne des Pendels in einigem Abstand von denjenigen des Korbes hin und her, beim Seilbruch jedoch greifen diese Zähne ineinander, hindern die Pendelschwingung und bringen den Korb zum Stillstand. Auch an den Fahrkünsten sind Fangvorrichtungen angebracht, welche beim Bruch der Gestänge Unglücksfälle verhüten sollen. Sie bestehen bei zweitrumigen Fahrkünsten aus Fangrollen, welche in bestimmten Entfernungen voneinander zu beiden Seiten der Gestänge angebracht sind, und über welche von einem Gestänge zum andern starke Ketten gelegt sind. Diese Ketten und Rollen werden bein Auf- und Niedergehen der Gestänge stets mitbewegt. Bricht nun eins der Gestänge, so wird es durch die Kette der nächst unteren Fangscheibe am Fallen gehindert. Das sicherste Mittel gegen Unglücksfälle durch Seilbrüche ist eine tägliche sorgfältige Revision der Seile, eine Erneuerung derselben nach 1½-2 Jahren sowie möglichste Fernhaltung derjenigen Umstände, welche eine Zerstörung der Seile beschleunigen. In letzterer Beziehung ist besonders die Vermeidung des sogen. Hängeseils von Wichtigkeit. Um die Förderkörbe oben und unten genau in der richtigen Höhe einstellen zu können, brinqt man Vorrichtungen an, auf welche sich die Förderkörbe aufsetzen können (Schachtfallen, Kaps). Diese bestehen aus sperrklinkenartigen Körpern, welche in den Schacht hineinragen, beim Aufwärtsgehen des Förderkorbes diesen ausweichend hindurchlassen, aber gleich hinter ihm wieder hervortreten und ihn tragen. Um den oben stehenden Förderkorb hinabzulassen, müssen die Kaps mit Hilfe von Hebeln ausgerückt werden. Das ist aber erst möglich, wenn der Förderkorb vorher etwas angehoben ist. Dadurch bildet sich bei den zweitrumigen Seilförderungen (wie sie fast ausschließlich in Gebrauch sind) über dem im andern Trum unten stehenden Förderkorb ein Hängeseil (d. h. das Seil staucht und biegt sich etwas zur Seite aus), welches bei dem darauf folgenden Abwärtsgehen des obern Förderkorbes schnell und deshalb mit heftigem Stoß weggeholt zu werden pflegt. Hierin ist der Grund dafür zu suchen, daß die Förderseile am untern Ende so schnell brüchig werden und deshalb zur Verhütung von Unfällen häufig abgehauen werden müssen. Zur Vermeidung des Hängeseils sind besondere Kaps angegeben worden, von denen die hydraulischen Kaps von Frantz besondere Erwähnung verdienen. Diese bestehen aus hydraulischen Cylindern mit Tauchkolben, deren jeder mit einem zweiarmigen Hebel versehen ist, welcher seinen Drehpunkt im Kolben hat. Das eine Ende der Hebel greift unter einen festverlagerten Bolzen, während das andre Ende als Stützpunkt für den Boden des Förderkorbes dient. Die Aufwärtsbewegung der Kolben wird durch einen mit Wasser gefüllten Akkumulator besorgt, der durch ein Rohr mit den Cylindern in Verbindung steht. Der heraufkommende Förderkorb dreht den Hebelarm aufwärts, letzterer wird dann sofort nach dem Passieren des Bodens durch das Übergewicht des andern Hebelarms wieder in die horizontale Lage gebracht. Der Förderkorb setzt sich auf und wird von den Hebeln getragen, wobei die Drehpunkte der Hebel von den Kolben, bez. von dem unter diesen stehenden, durch einen Hahn abgesperrten Wasser getragen werden. Soll das Gestell niedergehen, so wird der Hahn geöffnet und dadurch die Verbindung zwischen den Cylindern und dem Akkumulator hergestellt, so daß das Gewicht des Fördergestelles die Kolben niederdrückt, bez. das Wasser in den Akkumulator hineindrängt, bis der Förderkorb an dem sich senkenden und zugleich zur Seite drehenden Hebelarm vorbeigehen kann. Dann bringt das im Akkumulator stehende Wasser die Kolben wieder in ihre höchste Stellung, worauf der Hahn wieder geschlossen wird. Die Westmeyersche Schachtfalle (Fig. 3) beruht auf der Wirkung eines Kniegelenks. Die bei a drehbar gelagerten Stützen haben das einseitig einknickbare Gelenk b, ihr Kopf hängt oben in dem Hebel c. Beim Aufgehen des Förderkorbes e weichen die Stützen in steifer, nicht eingeknickter Stellung vermöge ihrer beweglichen Verbindung mit dem Hebel c zur Seite, wobei die Achse a

^[Abb.: Fig. 2. Hoppesche Fallbremse.]

^[Abb.: Fig. 3. Weslmeyersche Schachtfalle.]