Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Berka; Berkeley; Berlichingen; Berlin

121

Berka - Berlin

Küste, wo B. herrscht, aufgehalten haben, von der Krankheit ergriffen und zuweilen lange, nachdem das Schiff die Küste wieder verlassen hat. De Lacerda in Brasilien publizierte 1887 eine Schrift, in welcher er nachwies, daß die Ursache der B. in einer im Blut vorkommenden Mikrobe zu suchen sei, und Pekelhäring und Winkler, welche von der niederländischen Regierung nach ihren ostindischen Kolonien abgesandt worden waren, haben dieselbe Mikrobe aufgefunden. Durch Isolierung der Kranken und Desinfektion will man in Atjeh sehr günstige Resultate erhalten haben. Vgl. Pekelhäring und Winkler, Recherches sur la nature et la cause du B. (Haag 1889).

Berka, 1) an der Ilm, (1885) 1749 Einw. - 2) An der Werra, (1885) 1068 Einw.

Berkeley, 3) Miles Joseph, engl. Botaniker, starb im Juli 1889 in Sibbertoft (Leicestershire).

Berlichingen, Graf Friedrich Wolfgang von B.-Rossach, Vizepräsident der Ersten badischen Kammer, starb 23. Mai 1887 in Heidelberg. Haupt der gräflichen Linie B.-Rossach ward dessen ältester Sohn, Graf Götz von B., geb. 4. Nov. 1857, preußischer Leutnant a. D. und Grundherr auf Helmstadt im badischen Kreis Heidelberg. Haupt der freiherrlichen Linie B.-Jagsthausen ist Freiherr Götz von B., geb. 27. Nov. 1875.

Berlin. Durch die rege Bauthätigkeit der letzten Jahre sind neue Straßen, besonders im S. und SW. der Stadt, entstanden; so hat sich ein besonderer Stadtteil in der Gegend des Joachimsthalschen Gymnasiums gebildet. Im Innern der Stadt ist die durch Niederlegung älterer Bauten entstandene Kaiser Wilhelm-Straße bis zur Münzstraße weitergeführt und zum Teil mit prächtigen Häusern besetzt; daneben ist die Rochstraße neu erbaut. Die zum Lustgarten führende Kaiser Wilhelm-Brücke ist im wesentlichen vollendet. Die vom Bahnhof Börse zum Bahnhof Jannowitzbrücke längs der Stadtbahn angelegte Straße beginnt sich allmählich mit Bauten zu füllen. Vor dem Oranienburger Thor erhebt sich auf dem Terrain der ehemaligen Borsigschen Fabrik und dem gegenüberliegenden Kirchhof eine Reihe der stattlichsten Neubauten. Unter den jüngst vollendeten öffentlichen Bauten Berlins erwähnen wir: die Kirche zum Heiligen Kreuz an der Blücherstraße, eine Schöpfung des Professors Otzen in gotischem Stil (seit 1888); das Museum für Völkerkunde in der Königgrätzer Straße (seit 1886), in welchem sich auch Schliemanns Sammlungen befinden; das Hygienemuseum in der Klosterstraße; das Dienstgebäude des Polizeipräsidiums am Alexanderplatz (seit 1889); die neben der Börse errichtete sogen. Warenbörse (seit 1886), 1889 in ein Konzertlokal, »Kaiserbau«, umgewandelt; das Landeshaus der Provinz Brandenburg (1888 von Ende und Böckmann vollendet); den neuen Packhof am Lehrter Güterbahnhof in Moabit (von F. Wolff und H. Keller, 1886 eröffnet); das Lessingtheater an der Kronprinzenbrücke (seit 1888). Im S. der Stadt an der Hasenheide erhebt sich seit 1887 das vom Baurat Schmieden erbaute Elisabeth-Kinderhospital, und am Urban wird ein drittes städtisches Krankenhaus erbaut. Die beiden städtischen Siechenanstalten (in der Stralauer und Gitschiner Straße) sind um eine dritte (für Männer) an der Prenzlauer Allee vermehrt worden, welche nahezu vollendet ist. Daneben ist ein neues Asyl für Obdachlose, das sogen. Städtische Obdach, erbaut worden. Um den Marktverkehr von den freien Plätzen zu verbannen, hat die städtische Verwaltung seit einigen Jahren Markthallen erbaut, von denen gegenwärtig acht dem Verkehr übergeben sind, darunter die gewaltige Zentralmarkthalle am Bahnhof Alexanderplatz. Zu den frühern Panoramen (Nationalpanorama an der Herwarthstraße und Sedanpanorama am Bahnhof Alexanderplatz) sind neuerdings drei andre hinzugekommen: das Nordlandpanorama an der Wilhelmstraße (mit dem von J. ^[Joseph] Krieger und A. Heine gemalten Kolossalgemälde der Lofoten), das Panorama im Ausstellungspark (Brand Roms unter Nero, von M. und G. Koch) und das Panorama Jerusalem und die Kreuzigung, von Professor Piglhein u. a., am Bahnhof Tiergarten. Im Ausstellungspark, in welchem 1889 die Allgemeine deutsche Ausstellung für Unfallverhütung abgehalten wurde, ist ein feuersicheres Theater und eine dem Publikum zugängliche Sternwarte der Gesellschaft Urania errichtet worden. Der 1883 gebildete Deutsche Offizierverein hat sich ein großes Geschäftshaus in der Neustädtischen Kirchstraße erbaut. In der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße sind mehrere große Gasthöfe, wie Hotel Continental und Monopolhotel, entstanden. Erwähnung verdienen noch mehrere durch Baustil und Eleganz auffallende Kolossalbauten in der Friedrich- und der Leipziger Straße, deren Erdgeschosse meist von Restaurants oder glänzenden Läden eingenommen werden, so, abgesehen von andern Bierpalästen der Friedrichstadt, das Haus der Münchener Pschorrbrauerei (mit Castans Panoptikum) an der Ecke der Behrenstraße; an den Ecken der Leipziger und Wilhelm-, resp. Friedrichstraße haben die New Yorker Versicherungsgesellschaften New York und Equitable Palastbauten errichtet. Auf dem Kreuzberg wird gegenwärtig der Viktoriapark angelegt. Von öffentlichen Denkmälern ist zu erwähnen das Reiterstandbild Friedrich Wilhelms IV. auf der Freitreppe vor der Nationalgalerie (1886 enthüllt, von Calandrelli entworfen).

Bei einem Flächeninhalt von 63,37 qkm (1,15 QM.) besaß B. nach der letzten Volkszählung (1. Dez. 1885) 1,315,387 Einw., was gegen 1880 eine Zunahme um 192,957 Personen ergibt. Am 7. Dez. 1889 wurde die Bevölkerung auf 1,527,835 Seelen berechnet. Dem männlichen Geschlecht gehörten 1885: 631,878 (48 Proz.), dem weiblichen 683,409 (52 Proz.) an. Von 1000 Einwohnern waren 286 unter 15 Jahren, 487 (beim männlichen Geschlecht 491, beim weiblichen 483) im Alter von 15-40, 175 von 40-60 und 52 über 60 Jahre alt. Nach dem Familienstand zählte man 773,761 Ledige (387,547 männlichen und 386,214 weiblichen Geschlechts), 458,500 Verheiratete (228,519 männlichen u. 229,981 weiblichen Geschlechts), 76,971 Verwitwete (13,734 männlichen und 63,237 weiblichen Geschlechts) und 6055 Geschiedene (2078 männlichen und 3977 weiblichen Geschlechts). In der Periode 1880-85 kamen mit Einschluß der Totgebornen 230,683 Geburten (118,033 männliche, 112,650 weibliche) und 169,664 Sterbefälle (89,937 beim männlichen, 79,727 beim weiblichen Geschlecht) vor, woraus sich ein Geburtenüberschuß von 61,019 Seelen (28,096 männliche, 32,923 weibliche) ergibt. Obwohl im Zeitraum 1882-88 die Zahl der Eheschließungen von 20,07 auf 21,94 pro Mille gestiegen ist, ist die Zahl der Geburten von 39,30 auf 34,58 pro Mille gesunken, allerdings auch die Zahl der Sterbefälle von 27,37 auf 21,57 pro Mille. Erheblich größer als der Geburtenüberschuß ist der Überschuß der Zugezogenen gegenüber den Weggezogenen, derselbe belief sich im Zeitraum 1879-88 auf zusammen 351,509 Personen, und zwar ist er fast stetig (von 28,181 im J. 1879 auf 49,702 im J. 1888) gestiegen. Man zählte 1885: 24,719 bewohnte und 15 unbewohnte Wohnhäuser, fer-^[folgende Seite]