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Bezzenberger - Bier
verwandten Schriftstücken (das, 1882-84, 2 Bde.); Geschichte der deutschen Reformation (in Onckens Geschichtswerk, Berl. 1886).
Bezzenberger, Adalbert, Sprachforscher, geb 14. April 1851 zu Kassel, studierte in Göttingen und München, wurde 1874 Privatdozent, 1879 außerordentlicher Professor in Göttingen, 1880 ordentlicher Professor des Sanskrit und der vergleichenden Sprachwissenschaft in Königsberg. Er veröffentlichte: »Beiträge zur Geschichte derlitauischen Sprache« (Götting. 1877); »Litauische Forschungen« (das. 1882); »Lettiiche Dialektstuoien' (das. 1885); »Über die Sprache der preußischen Letten« (das. 1888); »Die Kurische Nehrung und ihre Bewohner« (Stuttg. 1889); außerdem zahlreiche Aufsätze in den von ihm herausgegebenen »Beiträgen zur Kunde der indogermanischen Sprachen« (Götting. 1877 ff., bis jetzt 15 Bde.).
Bhagalpur, Distrikt der gleichnamigen Division in der Provinz Bihar der britisch-ind. Provinz Bengalen, 11,054 qkm (201 QM.) mit (1881) 1,966,158 Einw. (90 Proz. Hindu). Der vom Ganges durchflossene Distrikt bringt viel Reis zur Ausfuhr hervor, ferner Weizen, Mais, Hirse, Erbsen, Ölsaaten, Indigo.
Bhandara, Distrikt der Division Nagpur in den britisch-ind. Zentralprovinzen, 10,158 qkm (184 QM.) groß mit (1881) 683,779 Einw. Das zum Teil hügelige Land wird durchflossen von der Wainganga, ist teilweise mit Dschangelwald bedeckt, in dem Harz, Arzneipflanzen, Honig u.a. gewonnen werden. Eisen, in sehr roher Weise von den Eingebornen gewonnen, wird ausgeführt. Man baut vornehmlich Reis, dann Weizen und Ölfrüchte und fertigt Baumwollenzeuge, Messing- und Thonwaren. Die gleichnamige Hauptstadt an der Wainganga hat 11,150 Einw.
Bhavnagar, Hauptstadt des gleichnamigen Tributärstaats in der britisch-ind. Präsidentschaft Bombay, am Golf von Cambay des Indischen Ozeans, mit (1881) 43.792 Einw., welche Baumwollspinnerei und -Weberei und lebhaften Handel mit Baumwolle treiben, doch ist der Hafen schwer zugänglich.
Bhiwani, Bezirkshauptstadt im Distrikt Hissar der britisch-ind. Provinz Pandschab, an einer Zweigbahn der Radschputana-Staatsbahn, mit (1881) 33.762 Einw., welche lebhaften Handel mit Zucker, Pfeffer, Gewürzen, Metallen und Salz treiben.
Bialla, (1885) 1770 Einw.
Biancheri (spr. biankēri), Giuseppe, ital. Politiker, geb. 1822 zu Ventimiglia, studierte die Rechte und trat schon 1853 als Abgeordneter seiner Heimat in das sardinische Parlament ein, welche er auch im italienischen vertritt. Er gehörte zur Consorteria und ward 1867 Marineminister, 1869 Präsident der Zweiten Kammer, bis 1876 die Linke die Mehrheit erhielt. Als 1884 nach dem Rücktritt Farinis ein neuer Präsident oer Kammer gewählt werden mutzte, stellten die Ministeriellen B. als ihren Kandidaten auf, der dann auch gewählt wurde; 1887 legte er das Amt nieder, ward aber 1888 wieder zum Präsidenten der Kammer gewählt.
Bianchi, 2) Nicomede, ital. Historiker, starb 6. Febr. 1886 in Turin.
Biaritz, (1886) 7201 Einw.
Biasca, (1886) 2088 Einw.
Biberach, (1885) 7938 Einw.
Bibra, (1885) 1531 Einw.
Bidschapur (früher Kaladdschi), Distrikt der Division Western Karnatik in der britisch-ind. Präsidentschaft Bombay, 14,910 qkm (271 QM.) groß mit (1881) 638,493 Einw. (vorwiegend Hindu), welche auf dem meist sehr fruchtbaren u. hut angebauten Land Hirse, ferner Baumwolle, Ölpflanzen, Weizen u.a. bauen und Baumwoll- und Seidenweberei betreiben. Der gleichnamige Hauptort hat 11,424 Einw.
Bidschnor, Distrikt in der Division Rohilkand der britisch-ind. Provinz Nordwestprovinzen und Audh, 4837 qkm (88 QM.) groß mit (1881) 721,450 Einw. (darunter 236,073 Mohammedaner). Der zum Teil sandige Boden bringt Weizen, Reis, Baumwolle und Zuckerrohr hervor; doch wird der Distrikt periodisch von Hungersnot heimgesucht. Die gleichnamige Hauptstadt hat 15,147 Einw. Jährlich an fünf Tagen im November strömen in dem südlich gelegenen Daranopar 40,000 Pilger zusammen, um im Ganges zu baden.
Biebrich (B.-Mosbach), (1885) 9669 Einw.
Biedenkopf, (1865) 2825 Einw.
Biedermann, Karl, Schriftsteller, gab als Ergänzung seines Werkes »1840-70; dreißig Jahre deutscher Geschichte« (2. Aufl., Bresl. 1883. 2 Bde.) heraus; »Mein Leben und ein Stück Zeitgeschichte, 1812-1842« (das. 1886, 2 Bde.) und »1815-1840; 25 Jahre deutscher Geschichte« (das. 1839).
Biel, (1881) 15,407 Einw.
Bielefeld, (1885) 34931 Einw.
Bier (Hygienisches) B. ist ein aus Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser durch alkoholische Gärung ohne Destillation hergestelltes geistiges Getränk in einem gewissen Stadium der Nachgärung. Außer Gerste werden auch Weizen, Mais und Reis verarbeitet, und mit diesen Getreidearten hergetsellte Biere sind als Weizen-. Mais- und Reisbier in den HAndel zu bringen. Eine scharfe Grenze Grenze läßt sich freilich nicht ziehen, da z. B. Weizenbier stets unter gleichzeitiger Anwendung von Gerste hergestellt wird. Da das Stärkemehl der Getreidearten bei der Brauerei zunächst in Zucker verwandelt wird, welcher dann bei der Gärung in Alkohol und Kohlensäure zerfällt, so wäre theoretisch gegen die Benutzung stärtemehlhaltiger Malzsurrogate nichts einzuwenden, wenn nicht das Darrmalz Extraktivstoffe von ganz spezifischer Natur enthielte, welche dem B. neben angenehmem Geschmack auch einen höhern Grad von Verdaulichkeit verleihen dürften. Ganz verwerflich ist die Verwendung von Stärkezucker als Malzsurrogat, da bei dessen Anwendung dem B. weder stickstoffhaltige Nährstoffe noch Phosphorsäure zugeführt werden.
Zur Untersuchung des Biers bestimmt man das spezifische Gewicht mit dem Pyknometer oder der hydrostatischen Wage, nachdem man durch Schütteln in einem geräumigen Kolben und Filtrieren die Kohlensäure des Biers ausgetrieben hat. Zur Alkoholbestimmung destilliert man von 75 ccm B. nahezu 50 ccm ab, benutzt das Pyknometer als Vorlage, füllt es nach der Temperierung auf 15° genau bis zur Marke und ermittelt das spezifische Gewicht des Destillats. Aus diesem ersieht man den Alkoholgehalt (d) des Destillats. Ist nun D das Gewicht der 50ccm Destillat, G das Gewicht des benutzten Biers, so ist dessen Alkoholgehalt = (D . d) / G. Auch das Ebullioskop und das Vaporimeter werden zur Bestimmungdes Alkoholgehalts des Biers benutzt. Den Extraktgehalt des Biers ermittelt man durch Verdampfen einer gewogenen Menge zur Trockne und weiteres Trocknen des Rückstandes bis zur Konstanz des Gewichts. Schneller gelangt man zum Ziel, wenn man ein bestimmtes Volumen V. auf ein Drittel verdampft (um den Alkohol zu verjagen) und mit Wasser wieder auf das ursprüngliche Volumen verdünnt. Aus dem spezifi-