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Griechenland - Grillenberger
voll 39,774 T., zusaiillnen aus 4441 Schiffen langer Fahrt von 262,000 T. und mit einer Besatzung von 21,591 Matrosen. An Eisenbahnen gab es Juni 1889: 708 km, 330 km waren im Bau begriffen, und für 766 km war der Bau beschlossen. Die Post zählte !887: 249 Ämter und beförderte in diesen: Jahr 5),? Mill. Briefe, 179,033 Postkarten, 323,655 eingeschriebene Briefe und 6,o Mill. Zeitungen, Drucksachen, Warenproben :c. Die Telegraphenverwaltung besaß 1888: 6979 km Linien.
Finanzen. Für die letzten Jahre gilt folgende Aufstellung (in Millionen Drachmen), wobei zu bemerken ist', daß die Ziffern mit Ausnahme der fett gedruckten nur geschätzt sind:
Einnahmen Ausgaben tnnnahmm Ausgaben
1883: 58,5 72,c» 7887: 94.o 94/2
1884: 55,8 8'.,8 ^^ 1888: 95.3 92.5.
1885: «l,4 122,8 ^^ 1889: 9tt.45 95,9?
1886: 88.3 89.0 !
Es wurde mithin in den letzten Jahren auf einen kleinen Überschuß gerechnet; indessen weichen die faktischen Ergebnisse erfahrungsmäßig sehr stark von den Voranschlägen ab, wie z. V. der Fehlbetrag für 1886 auf 25 Mill. geschätzt wurde. An ein Balancieren des Budgets ist deshalb wohl kaum zu denken.
Von den Ausgaben entfällt mehr als ein volles Drittel (38,? Mill. Drachmen) auf die Verzinsung der konsolidierten Schuld, deren Betrag für 1890 auf 548,5 Mill. Drachmen angegeben wird, wozu noch eine schwebende Schuld von 131 Mill. kommt. Nicht weniger als 346 Mill. Drachmen sind davon in dem kurzen Zeitraum seit 1884 aufgenommen worden, und als erschwerender Umstand tritt hinzu, daß der Erlös diei er Anleihen zum größten Teil nicht für produktive Zwecke, sondern zur Deckung des chronischen Defizits und für Heeres- und Flottenbedürfnisse verwendet worden ist. Seit 1880 hat die Regierung für Straßenbauten etwa 50 Mill., für Eisenbahnen 11 und für sonstige öffentliche Arbeiten 5 Mill. Drachmen ausgegeben, dagegen etwa 200 Mill. zur Deckung der Defizits und etwa 100 Mill. für Rüstungen.
Das Heer bestand 1889 aus 10 Infanterieregimentern zu 3 Bataillonen, 8 Jägerbataillonen, 3 Regimentern Kavallerie zu 4 Eskadrons, 3 Regimentern Artillerie mit 20 Batterien (120 Geschütze),' einem Regiment Genietruppen zu 2 Bataillonen und zählte mit Einschluß der Gendarmerie 26,113 Mann, darunter 1956 Offiziere.
Die Flotte umfaßte eine hölzerne Dampffregatte,2 Panzerlinienschiffe, 2 Panzerkanonenboote erster Klaffe, 2 Kreuzer, 4 Dampfkorvetten, 6 Dampfkanonenboote, einen Segelschoner, ein Transportschiff, eine Schulbrigg, 3 Hafenfahrzeuge, 11 kleine Fahrzeuge, eine Jacht und mehrere Torpedoboote, zusammen mit etwa 210 Geschützen. Im Bau befanden sich2 Panzerschiffe. Das Budget für 1889 setzt die Bemannung derselben auf 2945 Offiziere und Matrosen fest, deren Dienstzeit seit 1887 auf 2 Jahre erhöht ist.
l Geschichte.j Nachdem Deligiannis zurückgetreten war und das neue Ministerium Trikupis die Rüstungen eingestellt hatte, wurde von den Großmächten die Vloctade der griechischen Häfen 7. Juni 1886 aufgehoben. Die Kammer billigte die Maßregeln des neuen Ministeriums, genehmigte 18. Juni das neue Wahlgesetz, welches die Wahlbezirke erheblich vergrößerte und die Zahl der Abgeordneten von 245 auf 150 verminderte, und die Übertragung der Regentschaft auf den Ministerrat während der bevorstehenden Abwesenheit des Königs und wurde darauf bis 5. Nov. vertagt. Als sie wieder zusam mengetreten war, legte Trikupis die Finanzlage (s. oben > dar und verlangte die Bewilligung neuel Steuern und die unnachsichtige Eintreibung der Steuerrückstände, um das Gleichgewicht im Staatshaushalt herzustellen. Die Opposition verlangte 16. Nov. die Vorlegung der diplomatischen Korre! spondenz während der über G. verhängten Blockade! und verließ, als Trikupis dieselbe verweigerte undl die Kabinettsfrage stellte, die Kammer, wodurch dieselbe beschluhumä'hig wurde. Die Kammer wurde daher 18. Nov. aufgelöst. Die nach dem neuen Gesetz abgehaltenen Neuwahlen 16. Jan. 1887 hatten oa5 Ergebnis, daß 100 Anhänger der Regierung und 50 Mitglieder der Opposition gewählt wurden. Die Thronrede, mit welcher die neue Kammer 5. Febr. eröffnet wurde, legte das Hauptgewicht auf die Regelung der Finanzen, welche allein die Erreichung der nationalen Ziele ermögliche, zumal eine Reorganisation der Armee mit Verlängerung der Dienst-zeit unerläßlich sei; eine Vorlage hierüber wurde angekündigt. Die Kammer billigte die Finanzpolitik der Regierung, genehmigte 28. März die Erhöhung der Tabakssteuer und bewilligte eine Dotation für den am 13. Dez. 1886 großjährig gesprochenen Kronprinzen Konstantin. Durch die Aufnahme einer 4proz. Goldrentenanleihe (190 Mill. 1 und die Tilgung älterer Anleihen mit höherm Zinsfuß verminderte Trikupis die Ausgaben für die Staatsschuld beträchtlich.
Die von der Opposition geforderte Verminderung der Ausgaben erklärte Trikupis dagegen für nutzlos, ja schädlich,da das Land die höhern Steuerntragenkönne.
Die Kammer genehmigte daher auch im November den Bau einer Eisenbahn quer durch den Peloponnes von Nauplia nach ^alamata auf Staatskosten. Mit Frank reich wurde ein Handelsvertrag und eine Überein! kunft über Ausgrabungen in Delphi abgeschlossen;! doch wurde der.Handelsvertrag von den französischen! Kammern nicht genehmigt. Während der längern Ab! Wesenheit des Königs in Rußland, Dänemark u.a.O.
1888 schloß er die Verlobung des Kronprinzen, web cher seit 1887 in Leipzig studierte, mit der Prinzessin! Sophie von Preußen, der Schwester des deutschen^ Kaisers Wilhelm II., ab. Dieselbe wurde der Kammer bei ihrer Eröffnung 31. Okt. 1888 mitgeteilt und! mit Beifall aufgenommen. (Die Vermählung fand" 27. Okt. 1889 in Athen statt.) Darauf feierte'König Georg 31. Okt. sein 25jähriges Regierungsjubiläum untergroßen Feierlichkeiten. Obwohlseitlängerer Feit regierungsmüde, konnte er doch mit Genugthuung auf seine Herrscherthätigkeit zurückblicken. Denn er hatte seinem Lande trotz des Ehrgeizes seiner Politiker den Frieden erhalten, dadurch eine verhältnismäßig glänzende Entwickelung des Ackerbaues, Gewerbes und Handels ermöglicht und dennoch das Gebiet des Königreichs um ausgedehnte wertvolle Landschaften erweitert. Befriedigt war der nationale Größendrang allerdings noch nicht. Nicht bloß macht Makedonien den Hellenen Sorgen, da sie es an die Serben und Bulgaren zu verlieren fürchten, sondern auch Kreta setzte 1889 durch einen neuen Aufstand die Regierung in Verlegenheit, indem die kretischen Flüchtlinge und die Opposition zur Intervention zu gunsten des Aufstandes drängten, während die Finanzlage und die Haltung der Mächte zur Vorsicht rieten. Tritupisbegnügte sich denn auch mit einerdrohen! den Note, und die Kammer billigte sein Verfahren.
! - Grillenberger, Karl, sozialdemokrat. Politiker,! geb. 22. Febr. 1848 zu Zirndorf in Bayern, erlerntes das Schlosserhandwerk und betrieb dasselbe bis 1874i zu Nürnberg, wo er zuletzt Redakteur des »Nürnberg-