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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Handfeuerwaffen (neueste Konstruktionen)
und Gewicht der Ladung sind unbekannt. Die Ladung gibt dem Geschoß die große Anfangsgeschwindigkeit von 630 in. Die Patrone wiegt 29 F. Eine Patrone, deren Hülse nicht aus Metall gefertigt ist, soll sich in der Einführung befinden; das Geschoß derselben soll größere Durchschlagskraft besitzen als das alte, hat also wahrscheinlich statt deo Nickel- einen Stahlmantel erhalten. Der Lauf hat vier Züge von 24 cm Dralllänge. Das Gewehr mit vollem Magazin wiegt 4,415 k^, das Seitengewehr 0,4 Ic F, das Gewehr ohne letzteres ist 1,^?, mit Bajonett 1,825 in lang. Die Visiereinteilung reicht bis 2000 in, der bestrichene Raum gegen Infanterie ist 400 in. Dieses Gewehr, welches ohne Grund den Namen des Direktors der Schießschule in Ehälons sur Marne, Oberst Lebel, führt, trägt die Zeichen übereilter Einführung, Magazin und Verschluß sind veraltet. Die Kavallerie soll mit einem Karabiner gleichen Systems bewaffnet werden. Die gesamte Infanterie sollte 1. April 1889 mit Lebel-Gewehren bewaffnet sein.
England hat ein Gewehr von 7,6 mm Kaliber mit Kapselmagazin, welches aus dem Magazin Lees (s.
Bd. 8, S. 108) hervorging, aber acht Patronen in zwei Reihen nebeneinander aufnimmt, eingeführt.
Italienhat 1887 die Umänderung des Vetterli-Einladers von 10,4 mm Kaliber in ein Repetiergewehr nach der Konstruktion des Majors Vitali begonnen.
Vor dem Abzugsbügel ist unter dem Gewebr ein Kapselmagazin für vier Patronen befestigt, in welches zum Magazinfeuer die Patronenpakete eingesetzt werden. Für gewöhnlich braucht man Einzelladung.
Versuche nut Gewehren von 8 mm Kaliber sind gegenwärtig im Gang.
In Österreich wurde 1886 ein Repetiergewehr von 11 min Kaliber nach dem System Mannlicher eingeführt, aber bald durch das Repetiergewehr 21/88 von 8 inui Kaliber des verbesserten Mannlicher-Systems ersetzt. Es hat einen Geradezugverschluß und ein anhängbares Kapselmagazin für fünf Patronen, welches aus dem Magazin Lees hervorgegangen ist.
In dem Verschlußgehäuse F (Fig.5 u. 6) ist das cylindrische Verschluhstück a vor- und zurückschiebbar; in letzteres ist vorn der Verschlußkopf d eingeschraubt, hinten das Grifsstück ä eingeschoben, an dessen rechter Seite hinten die Handhabe mit Kugelknopf k sitzt.
Im Verschluß- und Griffstück liegt der Schlagbolzen, auf den hinten die Schlagbolzenmutter ii mit Flügelansatz aufgeschraubt ist. An der rechten Seite dos Verschlußstücks sitzt außen der Auszieher «, «, er gleitet in einer Nute des Verschlußgehäuses. Der Riegel e, um ein Gelenk am Verschluhstück drehbar, hat an der innern Fläche einen Einschnitt, in welchen der Keil i des Griffstücks mit seinen keilförmigen Seitenflächen derart eingreift, daß er den Riegel mit seinem hintern Ende immer tiefer nach unten drückt, je weiter er in denselben hineintritt (Fig. 6). Hierbei senkt er sich in einen Ausschnitt des Verschluhgehäuses und stemmt sich gegen den Ansatz >v des Widerlagers, wenn der Verschluß vollständig geschlossen ist. Beim Öffnen des Gewehrs zieht sich zunächst das Griffstück aus dem Verschlußstück und hierbei der Keil aus dem Riegel, letztern soweit hebend, daß er über das Widerlager ^v^v hinweggleiten kann. Auf dem Boden des am Gewehr vor dem Abzugsbügel befestigten Magazinkastenss liegt der Zubringer AmitZuvringerplattep, deren Wirkungsweise aus den Figuren ersichtlich ist.
Das Magazin m umfaßt die Patronen nur bls zur halben Höhe der Hülsen und wird mit seinen fünf Patronen von obenher eingesetzt und durch den Magazinhalter H gehalten. Der Zubringer drückt die Meyers Konv.-Lexikon. 4. Aufl.. XVII. Bd.
Patronen so weit nach oben, daß beim Vorschieben des Verschlußstücks eine Patrone durch letzteres in den Lauf geschoben wird. Hierbei werden die Flügel der Verschlußschraube vom Abzugsfederstollen 1 aufgehalten (Fig. 6) und dadurch die Schlagfeder gespannt. Ein Druck gegen den Abzug zieht den Stollen nach unten, der Schlagbolzen wird frei und schnellt nach vorn. Beim Öffnen reißt der Auszieher 8 die Patronenhülse aus dem Lauf. In dem Augenblick, in dem die letzte Patrone in den Lauf geschoben ee?^, verliert das Magazin seinen Halt und fällt selbstthätig durch die Ausfallöffnung 0 im Boden des Magazinkastens aus dem Gewehr. Jetzt kann letzteres auch mit einzelnen Patronen geladen werden; da dies ebensoviel Zeit erfordert wie das Einsetzen eines Magazins, so ist das Magazinfeuer die Regel. Der Schütze braucht also nach dem Schuß nur den Verschluß geradlmig zurückzuziehen und sofort wieder vorzuschieben, um sogleich den nächsten Schuß abgeben zu können. Das 32 mm (4 Kaliber) lange Geschoß, aus dem Stahlmantel und Hartbleikern bestehend, wiegt 15,« F und erhält durch die Ladung von 4 ^ Gewehrpulver21/86 eine Anfangsgeschwindigkeit von 530 in. Eine Patrone wiegt 29,7, ein Magazin mit fünf Patronen 179^, zwei Magazine stecken in einem Pappkästchen. Der Lauf hat vier Züge von 25 cm Dralllänge. Das Gewehr wiegt 4,i i^ und ist ohne Bajonett 1,28i m lang. Als Bajonett dient das dolchartige Seitengewehr, dessen Klinge 25 0in lang ist.
An Stelle des bisherigen Gewehrpulvers soll demnächst ein rauchloses Pulver treten.
Über das in Deutschland eingeführte und demnächst zur Ausgabe gelangende Gewehr N/88 vgl. die Beschreibung auf dem besondern Textblatt zur Tafel.
Anzeichen sprechen dafür, daß Italien auch das deutsche Gewehr21/88 angenommen hat. Dasselbe erreicht bei 32" Erhöhung seine größte Schußweite von 3800 m, das Visier reicht bis 2050 in. In der außerordentlich gestreckten Flugbahn, welche sich bis 500 m noch nicht über Mannshöhe von der Erdoberfläche erhebt (keinen unbestrichenen Raum hat), liegt die Bedingung für eine große Zahl von Zufallstreffern. Die Geschoßgeschwinoigteit auf 25111 vor der Mündung beträgt 6^0 in. Daher gelten nach der Schießvorschrift für die Infanterie vom 21. Nov. 1889 Entfernungen bis zu 600 in als nahe, von 600-1000 in als mittlere, darüber hinaus als weite. Es kann vonj ed em Schuß ein Treffer erwartet werden bis 250 in gegen alle Ziele, bis 350 in gegen einzelne knieende Gegner, bis 500 m gegen eine knieende Rotte, bis 600 111 gegen eine stehende Rotte und einzelne Reiter. Über 1000 in darf das Feuer nur gegen solche Ziele angewendet werden, welche hinreichende Ausdehnung in der Höhe, Breite und Tiefe haben. Vermöge seiner großen lebendigen Kraft und Formfestigkeit ist die Durchschlagsfähigkeit des Geschosses sehr groß; auf 100 in Entfernung werden 80, auf 400 in 45, auf 800 in 25, auf 1800 in noch 5 oni dickes, trocknes Tannenholz, auf 300 in 7 inia dicke Sisenplatten, auf 100 m 4-5 hintereinander stehende Leute, auf 400 in 3-4 und auf 800-1200 in noch 2-3 durchschlagen; diese Schußwirkung wird selbst dann erzielt, wenn die stärksten Knochen getroffen werden. Schießversuche gegen Schädel auf 600 in ergaben ganz reine Lochichüjse ohne Spuren einer Pressung von Gehirnteilen. Da bei kleiner Eingangsöffnung des Schußkanals in den menschlichen Körper und fast schlitzartiger Auszugsöffnung alle gefährlichen Zerreißungen, Verschmutzungen und Knochenzersplitterungen unterbleiben, so werden die Verwundungen im all 27