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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Klingenmünster - Klotz
spiegel der Meere hinzugezogen. Durch die Untersuchungen von Nichter, Forel und Lang ist nachgewiesen, daß die Schwankungen der Gletscher abhängig sind von denen der Niederschläge, und durch die Arbeiten von Brückner, daß die periodischen Änderungen in der Höhe des Wasserspiegels des Schwarzen Meers, der Ostsee und des Kaspischen Meers mit säkularen Schwankungen der meteorologischen Verhältnisse 5)and in .^and gehen. Seit 1850 ist der Wasserspiegel des Kaspischen Meers gesunken, seit 1865 wieder dauernd gestiegen, und zwar gehen diese Änderungen parallel mit den Schwankungen in den Niederschlagsmengen und werden durch denvermehrten oder verminderten Zufluß von Wasser durch die Flüsse verursacht. Dieselbe Erscheinung zeigt sich auch bei der Ostsee und dem Schwarzen Meer. Überall sind die Jahre 1840-50 durch hohen, die Jahre um 1860 durch niedrigen Wasserstand ausgezeichnet, woraus auf eine säkulare Schwankung der Niederschlagsmengen geschlossen werden kann. Derartige Schwankungen in den Regennlengen sind nicht nur über ganz Europa verbreitet, sondern finden sich auch im Innern Asiens, in Indien, im tropischen Afrika und in Nordamerika, so daß die ganze nördliche Halbkugel ihnen unterworfen ist. Im ganzen treten dieselben gleichzeitig auf und bestimmen den Wasserstand der Flüsse und Seen sowie die Ausdehnung oer Gletscher. Die Schwankungen der Lufttemperatur gehen parallel mit denen der Niederschläge und ^war in der Weise, daß die Temperatur in einer trocknen Periode hoch und in einer feuchten Periode niedrig ist. Beide Schwankungen, sowohl die in den Niederschlägen als auch die in der Temperatur, machen sich an den Küsten größerer Meere an: wenigsten kenntlich und treten nach dem Innern der Kontinente zu deutlicher hervor. Das Vorhandensein derartiger Schwankungen ist jedenfalls die Veranlassung dafür gewesen, daß die verschiedenartigsten Vedauptungen über einen Wechsel des Klimas aufgestellt sind, und daß zuweilen ein Grund für dieselben in Verhältnissen gesucht ist, die entweder ohne Einfluß sind, oder sich wenigstens nicht in dem ihnen Zugeschriebenen Maß geltend machen können. Wenn 5. B. behauptet ist, daß die Pegelstände der Flüsse dauernd abnehmen, so ist dabei außer acht gelassen, daß nach den vorstehend aufgeführten Untersuchungen das kontinuierliche Sinken der Flüsse nur eine Zeitlang stattfindet, und daß den Klimaschwankungen, entsprechend der Periode des Sinkens der Pegelstände, eine Zeit folgt, in welcher sie sich wiader heben.
So gehört auch die Behauptung hierher, daß die Zunahme der Niederschläge in den westlichen Staaten oon Nordamerika eine Folge der fortschreitenden Kultur sein soll, während es viel näher liegt, diese Zunahme, an deren Vorhandensein nicht zu zweifeln ist, dadurch zu erklären, daß die Zeit, in wclchcr sich die Kultur besonders stark ausdehnte, mit einerfeuchten Periode zusammenfiel. Nach den über die Klima: schwankungen angestellten Untersuchungen muß man es als feststehend annehmen, daß derartige Änderungen vorhanden sind, und daß sie, nachdem sie eine Reihe von Jahren in dem einen Sinn aufgetreten sind, in der folgenden Periode im entgegengesetzten stattfinden. Über die Dauer dieser Klimaschwantungen haben sich bis jetzt verschiedene Resultate ergeben.
Brückner nimmt die Länge der Periode zu 36-37 Jahren an, während andre dieselbe mit der elfjährigen Sonnenfleckenperiode in Zusammenhang bringen wollen. So zeichneten sich in England die Jahre 1824, 1835, 1844-45, 1854, 1864-65, 1874-75
und 1884-85 durch besondere Dürre aus, und in den Jahren 1821-24, 1833-34, 1844-45, 1866-67 und 1875 - 77 traten in Europa besonders milde Winter ein, denen in den meisten Fällen ein dürrer Sommer vorausgegangen war. So wünschenswert es auch für das gesamte Kulturleben der Menschheit wäre, den Verlauf der Klimaschwankungen uno die Ursachen derselben mit Sicherheit kennen zu lernen,
! so sind doch bis jetzt die Untersuchungen darüber noch nicht als geschlossen anzusehen.
Klingenmüustcl, Dorf im bayr. Regierungsbezirk
z Pfalz, Bezirksamt Bergzabern, hat eine evangelische und eine tath. Kirche, Reste eines ehemaligen Bene schule, eine Kreisirrenanstalt, Pappdeckelfabrikation und (18^5) 1958 Einw.
Klopp, Onno, Geschichtschreiber. Enn Werk »Der Fall des Hauses Stuart« wurde mit dem 14. Baud (Wien 1887) abgeschlossen.
Klopslock, Friedrich Gottlieb. Die Biographie des Dichters von F. Muncker erschien Stuttgart
1887^88.
Kloss, Moritz. Turnlehrer und Turnschriftsteller, geb. 18. März 1818 zu Krumva im Regierungsbezirk Merseburg, besuchte, nachdem er an verschiedenen Orten als Lehrer thätig gewesen war, die Universität Berlin, wo er sich gleichzeitig bei Eiselen zum Turnlehrer ausbildete, leitete hierauf feit 1844 das Turnen an: Gymnasium zu Zeitz und wurde 1850 als Direktor der neugegründeten königlichen Turnlehrerbildungsanstalt nach Dresden berufen, wo er, 1875 zum Professor ernannt, 1. Sept. 1881 starb.
Er begründete 1855 die »Neuen Jahrbücher für die Turnkunst« und schrieb: »Pädagogische Turnlehre (Zeitz 1846); »Die weibliche Turnt'unst« (4. Aufl., Leipz. 1889); »Weibliche .hausgymnastik« (3. Aufl., dey. 1873); ».Hantelbüchlein« <9. Aufl., daf. 1887); »Die Turnschule der Soldaten« (das. 1860); - Das Turnen im Spiel« (Dresd. 1861); »Das Turnen in den Spielen der Mädchen« (das. 1861); »Anleitung zur Erteilung des Turnunterrichts für Elementarvolksschulen.' (2. Aufl., das. 1873); Katechismus der Turnkunst' (6. Aufl., das. 1887); »Merköüchlein für Schulturnanstalten« (Leipz. 1864); »Berichte über die königliche Turnlehrerbildungsanstalt zu Dresden« (1858, 1864, 1871, 1875).
*Klotz, 5) .Hermann, Holzbildhauer, geb.11.Juni 1850 zu Imst in Tirol als Sprößling einer alten .Holzschnitzerfamilie, lernte zuerst bei dem Bildhauer Nenn in seiner Vaterstadt und später bei Griessemann, welcher ihn auch im Modellieren und in der Steinarbeit unterrichtete. Um diese Zeit kam K. auch nach Wien, wo er an Steinfiguren für den Stephansdom thätig war. 1874 begann er an der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums in Wien seine künstlerische Ausbildung, welche er bis 187^> fortsetzte, und hier zog er durch s^ne Fertigkeit im Holzschnitzen die Aufmerksamkeit in dem Grad auf sich, daß er von der Regierung ein Stipendium erhielt uud später mit der Leitung einer Schule für Holzschnitzerei betraut wurde, nach deren Vorbild in andern Teilen der Monarchie ähnliche Schulen eingerichtet wurden. Er selbst wurde später Professor an der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums. Von seinen Schöpfungen sind die hervorragendsten: 14 Figuren für die österreichische Abteilung der Antwerpener Weltausstellung, 3 tzolzfiguren für die protestantische Kirche zu Altenburg in Ungarn, eine Madonna, zwei Karyatiden, das Denkmal Eitelbergers im Österreichischen Museum