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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Marathon - Marchetti
Marathon. Die Aufnahme der Landschaft Attika durch Offiziere und Beamte des preußischen Generalstabes hat für die Topographie der 28 hkm großen, durchaus flachen, aber von steilen Felsbergen scharf umränderten Ebene von M. und ihrer vier Ortschaften (»ionische Tetrapolis )) neue Grundlagen geschaffen und die Ansichten geklärt. M. selbst wird nicht län^- mehr in dem versteckt gelegenen heutigen Marathona gesucht (der von 550 Einw. bewohnte Ort ist erst unter der Türkenherrschaft entstanden), sondern 4 km südlich davon bei den: ärmlichen Dorf Vranä, dessen Lage die Ebene durchaus beherrscht.
Vollständig gesichert ist die Lage von Trikorythos beim heutigen Käso Suli an der Nordwestecke des großen, dem Perserheer so verderblich gewordenen Sumpfes und von Oinoe beim heutigen Ninöi, etwaI km westlich von Marathon«. Probalinthos endlich wird an das südliche Ende der Ebene in die Gegend Valaria gesetzt, wo zwischen dem Sumpfe Vrexisa und dem Berg Agrieliki nur ein schmaler Paß nach S. führt. Die Schlacht selbst fand auf der freien Ebene zwischen dem Berg Stavrokorakiund dem Meer statt, etwa 3-4 km nordöstlich von Vranä, wo sich bei der Kirche Panagia Misosvoritissa Neste eines Marmordenkmals erhalten haben und massenhafte Knochenreste gefunden worden sind. (Vgl. »Karten von Attita«, Blatt 18 u. 19, und A. Milaihöfers erMttternoen Text, Heft 3 - 6, S. 40-54.)
"Marbach, 3) Johann, Führer der Straßburger Lutheraner, geb. 24. Aug. 15^1 zu Lindau, gest. 17. März 1581 in Straßburg, studierte seit 1539 in Wittenberg, als einer der Haus- und Tischgenossen Luthers, Theologie, ging 1545 nach Straßvurg als Diakonus an der Nikolaikirche; )5s)1 war er einer der Abgesandten Straßburgs zum Tridentiner Konzil und wmde 1552 Profesfor'der Theologie und Präsident des Straßburger Kirchenkonve:.ls. Der eifrige, aber nach Melanchthons Urteil nicht h iireichend unterrichtete (m6äioci'N6t' äuctn8) Mann setzte sich Beseitigung der ^6trai>oIitHna und aller zum schweizerischen Typus neigenden Lehrweise und Liturgie zur Lebensaufgabe. Sein Versuch, das Kontroversbuch des lutherischen Zeloten Tileman Heßhus über die leibliche Gegenwart Christi im Abendmahl mit Umgehung der Zensur und unter Angabe eines falschen Druckortes einzuschwä'rzen (1561), trug ihm einen Streit mit dem reformierten Professor Zanchi über die Prädestination ein; derselbe endigte mit dem Abgang des letztern 1563. Den französischen Prediger Garnier hatte er schon 1555, den Petrus Martyr Vermigli 1556 aus Straßburg verdrangt; 1577 wurde auf sein Betreiben der reformierte Gottesdienst in Straßburg ganz untersagt. Auch beteiligte sich M. in der Kurpfalz 1556 an der Einführung der Reformation und 1576 an der Zurückführung der Landeskirche zum Luthertum. - Bei der Norm und Regel ist er steif geblieben und weder zur Rechten noch zur Linken davon abgewichen« heißt es in der Leichenrede. Beweis hierfür liefert sein Christlicher und wahrhafter Unterricht von den Worten der Einsetzung des heiligen Abendmahls« (1565). Vgl, Treny, Situation ii Mrieurk 661^6^1186 lMllßrisims «16 3tlH8L>>0urA 8<>U3 1k äii^otion äe N. (Straßb.
1857); ^Zeitschrift für lutherische Theologie und Kirche« (1872).
Marcard, Eduardvon, Unterstaatssekretär im preuß. Ministerium für Landwirtschaft, wurde im Mai 1888 vom Kaiser Friedria) 111. in den Adelstand
erhoben.
Marceau, Francois Severin, franz. General.
Seine Gebeine wurden 1889 nach Paris gebracht und daselbst 4. Aug. im Pantheon beigesetzt. Seine Biographie schrieb H. Maze (Par. 1888).
Marcellus l'pr.-sscllus), Marie Lodois Jean Andre Charles Demartin du Tyrac, Graf von, franz. Hellenist und Diplomat, geb. 19. Jan.
1795 auf Schloß Marcellus (Lot-et-Garonne), ward nach der N stauration 181'> Gesandtschaf.ssekretär zu Konstantinopel, entdeckte 1820 die berühmte Statue der Venus von Milo (jetzt im Louvre), bekleidete dann andre diplomatische Amter zu London, Madrid :c., trat nach der Julirevolution ins Privatleben zurück und star^ im Juli 1865. Von seinen Werken sind hervorzuheben: ^onvknii'« cle 1'Oiiont (Par.
1839, 3. Aufl. 1861); »Vin^..js)urft 9N 8icii6 < (1841, 2Bde.); (Amnts äu p6UiÜ6 6n<3i'öe6^ (1851,2Bde.); »1^N80(i68iittei'll,ii'68 6u() I6nt' (1851, 2Vde.); eine Ausgabe der > Oion^siack < des Nonnos mit Übersetzung (1856); »Clikteaudi'iand 6t 8on tempß«
(1859); »1.68 (is1'6c8 3.Nei6U8 6t 168 6l6c8 M0l!6I-» N68< (1861).
Marchal(spr. -schall), Charles Francois, franz.
Maler, geb. 1828 zu Paris, bildete sich bei Francois Dubois und Drolling und widmete sich anfangs dem Pariser Sittenbild, worin er es nach wenigen Jahren zu bedeutenden Leistungen brachte. Später lebte er zwei Jahre in dem ge'werbfleißigen Städtchen Buchsw üser im Elsaß, wo er sich unter der Bevölkerung, deren eigenartige Trachten er mit Vorliebe darstellte, sehr heimisch fühlte. Er zeigte viel Empfindung und gesunden Humor in den anmutigen Frauengestalten, aber dem Kolorit fehlt es bisweilen an Wärme. Von seinen Bildern nach Pariser Motiven sind die bedeutendsten: das Namensfest der Mutter und der letzte Kuß; unter den Darstellungen aus dem Elsässer Leben: das Innere eines Wirtshauses an einem Festtag in Bucheweiler (186l), Luthers Choral (1863), der Mägdemarkt in Buchsweiler (1864), die Frühlingszeit (1866), der Morgen und Abend im Elsaß (1873). Später stellte er in Paris noch den ersten Schritt (1876) und Penelope und Phryne (Pariser Szene) aus. Vermeintliche oder wirkliche Zurücksetzung und eine zunehmende Augenschwäche, die ihn am Arbeiten verhinderte und ihm Nahrungssorgen zu bereiten anfing, trieben ihn 31. März l877 zum Selbstmord.
Marchefi, 2) Mathilde, veröffentlichte: »Aus meinem Leben« (Düsseld. 1888).
"Marchctti (spr. -ket M, Filippo, ital. Opernkomponist, geb.26. Febr. 1835 zu Bolognola (Camerino), Schüler des Conservatorio San Pietro a Majella in Neapel, machte sein Debüt 1856 zu Turin mit der Oper »(?6iitii6 än. Vartmo«, der 1857 zu Turin und Rom »I^a. ä6meM6« folgte. Trotz des guten Erfolgs dieser Erstlingswerke vermochte er ein neues Werk: >^!1 I^ai-ik«, in Rom, wo er sich als Gesanglehrer niedergelassen hatte, nicht zur Aufführung zu bringen und siedelte deshalb nach Mailand über.
Dort fand er anfangs die gleichen Schwierigkeiten, brachte aber endlich 1865 »Hom60 c (-iu1i6tta'< am Carcanotheater heraus, womit er m.lig durchschlug, obwohl zu gleicher Zeit Gounods gleichnamige Oper an der Scala in Szene ging. Gleiche Sensation erregte er 1869 mit der Oper »Ku^v V1k8«, die am Scalatheater zur Aufführung kam und als sein Hauptwerk gelten kann. Seine neuesten Werke: »I/amore aiia pi'nva« (1873), »6u8tavo >Va8t^ (1875) und von Qiovkimi ä'H.U8tria (1880) hatten nur geringen Erfolg. Dagegen erfreuen sich seine ein- und