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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Previtali - Prince
mgjens zum Ooorprä'stdenten von Hannover. Daher machten auch die Klagen über die hereinbrechende Reaktion, welche die deutschfreisinnige Presse anstimmte, keinen Eindruck auf die Bevölkerung, nnd die gemäßigten Parteien trugen bei den Landtagswahlen 6. Nov. 1888, bei denen zum erstenmal für limf Jahre gewählt wurde, einen entschiedenen Sieg davon. Die Freikonservativen stiegen auf 68, die Nationalliberalen auf 89 Mitglieder, während die Deutschfreisinnigen auf 30 herabsanken, obwohl sie in mehreren Wahlbezirken von den Ultramontanen, sogar von den Polen Unterstützung angenommen hatten; mehrere hervorragende deutschfreisinnige Politiker, wie Hänel, Träger, A. Meyer u. a., wurden nicht wieder gewählt. Das Zentrum, für welches Windthorst dle Schulfrage als Parole ausgegeben hatte, behauptete sich, vom Klerus unterstützt, in seiner Stärke. Die regierungsfreundlichen Parteien .zählten 287 Mitglieder und hatten eine Mehrheit von 141 Stimmen. In P. war also eine ruhige Fortentwickelung der politischen Angelegenheiten gesichert.
Die erste Sitzungsperiode des neuen Landtags 1889 verlief daher ganz geschäftsmäßig und beschränkte sich im wesentlichen auf die Beratung des Staatshaushalts. Die Thronrede, mit welcher Kaiser Wilhelm II. 14. Jan. 1889 den Landtag persönlich eröffnete, kündigte angesichts der günstigen Finanzlage l'ine Erleichterung der Steuern und die Vefriedigung ciniger dringlicher Bedürfnisse an. Das Netz der preußischen Staatseisenbahnen, deren Erträgnisse einen Hauptteil der Staatseinnahmen ausmachen, wurde erweitert, der Fuhrpark vergrößert, die Besoldungen der Geistlichen aller Bekenntnisse erhöht, die Beiträge des Staats zu den Besoldungen der Volksschullehrer ansehnlich vermehrt und dieselben von den gesetzlichen Beiträgen zur Versorgung ihrer Hinterbliebenen befreit. Die königliche Zivilliste wurde um 3^2 Mill. erhöht, indem der Landtag es als eine Ehrenpflicht Preußens anerkannte, die Kosten oes königlichen Hofhalts allein zu tragen, nicht vom Aeich einen Zuschuß zu begehren, nne auch vorgeschlagen wurde. Die Teilung Schleswig-Holsteins ln zwei Regierungsbezirke wurde abgelehnt, dagegen die Übertragung oer Kreis- und Provinzialord'nung auf die Provinz Posen mit den durch die Rücksicht auf die Erhaltung des Übergewichts der Deutschen erforderlichen Modifikationen genehmigt. Der Windthorstsche Schulantrag, welcher durch die Bestimmung, daß kein Volksschullehrer ohne Genehmigung der kirchlichen Behörde Religionsunterricht solle erteilen dürfen und diese Genehmigung zurückgenommen werden könne, die Entscheidung über die Anstellung der Lehrer der Kirche anheimgeben wollte, wurde von neuem eingebracht, aber abgelehnt. Nachdem der Staatshaushalt Ende März nach langen, aber unbedeutenden Verhandlungen genehmigt war, vertagte sich das Abgeordnetenhaus bis Anfang Mai, um dann den angekündigten Gesetzentwurf über die Reform der Einkommensteuer entgegenzunehmen und zu beraten. Doch trat im letzten Augenblick noch ein Zwiespalt im Ministerium über die Gesetzvorlage ein, und der Landtag wurde nach seinem Wiederzusammentritt sofort geschlossen in einem Zeitpunkt, da der massenhafte Ausstand der Bergleute in Westfalen, der Rheinprovinz und Schlesien die Sorge der Legierung ernstlich in Anspruch nahm und auch den Baiser bewog, mahnende Worte an Arbeiter und Arbeitgeber zu richten. Erst nach mehreren Wochen wurde der Ausstand durch Zugeständnisse der Arbeitgeber beendet. Auch in der am 55. Jan. 1890 eröff neten zweiten Sitzungsperiode deö Landtags bw dete der Staatshaushalt den Hauptgegenstand der Verhandlungen. Die Einnahmen beliefsn sich auf 1,591,673,942 Mk., die ordentlichen Ausgaben aus 1,543,458,873 Mk. und die außerordentlichen auf 48,215,069 Mk. Die 1889 fallen gelassene Steuer reform wurde erst für später in Aussicht gestellt, in dem, .die Reform der Einkommensteuer zugleich mit der Überweisung der Realsteuern an die Kommunal verbände vorgenommen werden sollte; überhaupt machte sich ein bedenklicher Stillstand in der gesetzt geberischen Thätigkeit der Regierung bemerkbar, und namentlich vermißte man die seit langem versprochene und dringend notwendige Landgemeindeordnung, Dagegen wurde der Staatsrat 11. Febr. 1890 ver. sammelt, um in Ausführung der kaiserlichen Erlasse vom 4. Febr. über die Arbeiterschutzgesetzgebung zn beraten. Der bisherige Oberpräsident der Rheinprovinz, v. Berlepsch, wurde an Stelle Bismarcks zum Handelsminister ernannt, um die sozialen Re^ formen vorzubereiten, und bei dieser Gelegenheit das Berg- und Hüttenwesen vom Ministerium der öffent lichen Arbeiten auf das Handelsministerium übertragen. Im weitern Verlauf dieser Ereignisse sah sich Fürst Bismarck veranlaßt, 18. März um seine Entlassung einzukommen. Dieselbe wurde ihm 20. März gewährt und der kommandierende General des 10. Armeekorps, v. Caprivi, zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten ernannt. Auch der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Graf Herbert v. Bismarck, trat kurz darauf von seinen Amtern zurück. - Zur Litteratur: Wad ding ton, I/a^u^
8itit)I1 (16 1a C0UI-0IM6 I0)'9>16 (Ik ?lU886 par Hokkli 20ii6ln (Par. 1888); Stolzes, Brandenburg-Preu ßens Rechtsverwaltung (Berl.1888,2Bde.); Schüä.
Brandenburg-Preußens Kolonialpolitik (Leipz. 1889, 2Bde.V, Zurbonsen, Quellenbuch zurbrandenburgpreußischen Geschichte (Berl. 1889).
^Prcvitali, Andrea, ital. Maler, geboren zwischen 1470 und 1480 zu Bergamo, war Schüler von G. Bellini in Venedig, bildete sich unter dem Einstuß von Carpaccio und Cima weiter und war seit 1512 in Bergamo thätig, wo er 7. Nov. 1528 starb.
Seine Hauptwerke sind: der thronende Sigismund in SanSigismondo zu Bergamo, Johannes oer Täw fer mit einer..Heiligen in San Spirito daselbst und Christus am Ölberg in der Brera zu Mailand.
Preycr, 1) Johann Wilhelm, Maler, starb 20. Febr. 1889 in Düsseldorf.
*Prilep (türk. Perlepe), Hauptstadt eines Kasa im europaischtürk. Wilajet Monastir, etwa 40 km nordnordöstlich von Monastir, am Fuß der Babuna-Planina 600 in hoch gelegen, mit einer Citadelle und etwa 10-11,000 Einw. (davon ^5 christliche, V5 Türken, V10 Griechen und Zinzaren), welche Handel mit Getreide, Tabak, Wolle 2c. treiben.
^Prince (spr. prms), John Critchley, engl. Volksdichter, geb. 1808 zu Wigan, wuchs als der Sohn eines trunksüchtigen Korbflechters in der äußersten Armut auf, nährte aber doch Geist und Gemüt an Byron, Keats, Southey und Wordsworth und begann bereits 1827 selbst Verse zu schreiben. Sein erstes veröffentlichtes Werk waren die »llourg >vitk tlik MU868« (1841, 6. Aufl. 1866), denen »^»^ K00K
tOl tkk Ii0M6 ti1'e8iä6«, »8(MF8 Ot tti6 P60pl6« U. ll.
folgten. Er starb 1866. Princes Gedichte zeigen nicht sowohl Originalität als ein melodisches Aussprechen der Gedanken und Bestrebungen, die seine Zeit erfüllten. Man hat ihn mit Robert Burns verglichen, den er jedoch nicht erreicht. Seine Werke gab Llthgow