Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

732
Schneeverwehungen (Schneewehren, Schneeschirme, Schneepflug)
Fig. 1. Schneeablagerung in Einschnitten.
sondern von der Windseite weg, etwas aus der Mitte verschoben ist. Die verbleibenden Schneeböschungen betragen 1:6 bis 1:10, und hierauf gründet sich die Möglichkeit, S. durch Abflachen der Böschungen zu vermeiden. Für das Verweben von Einschnitten kommt wesentlich in Betracht, ob die Bahnlinie in einem stark eingeschnittenen Thal oder im flachen Land liegt. Im erstern Fall bildet sich leicht durch die Brechung des Windes an den Thalwänden ein der Thalrichtung paralleler Windstrom, welcher die Einschnitte frei fegt. Gefährdet sind dann immer Einschnitte, welche bei Krümmungen der Bahnlinie nahezu normal zur Thalrichtung oder einem Seitenthal gegenüberliegen, weil an solchen Stellen die Luftgeschwindigkeit verringert wird. Bei tiefern Einschnitten (4 m und mehr) im Hügel-, bez. Flachland tritt vollständiges Verweben fast nie ein. Die windseitige Schneeböschung rückt zw>ar nach der Mittellinie hin allmählich vor, wenn der Wind nahezu senkrecht zum Einschnitt steht, endigt aber nach der Vahnseite in einer mehr oder weniger vorgeschobenen, fast senkrechten Wand mit überhängendem
-^Am H-/<üt. Kopfs Fig. 1). Da'sgänz liche Zuschneienwird hier dadurch verhindert, daß der gegen die leeseitige Böschung auftressende Wind seitwärts gebrochen wird und so eine Windströmung längs der Bahn erzeugt. Im Gegensatz dazuschneitein Anschnitt, dessen höher gelegenes Terrain auf der Windseite liegt, voll ständig in Form eines Dreiecks zu, weil hier die Längsströmung nicht auftreten kann < Fig. 2). Die Mittel zur Verhütung der S. bestehen aus Schnee wehren (Dämmen, Mauern, hölzernen Wänden von alten Schwellen, Bretterzäunen, Flechtzäunen, transportabeln Hürden, lebendigen Hecken), aber auch aus vollständigen schuppenförmigen Über^6ttsn von Balken und Brettern. Diese Überbaue sind bestimmt, den Schnee von allen Seiten abzuhalten und event, einen Tunnel im Schnee herzustellen. Die Schneewehren (Wände, Zäune 2c.) werden an den gefährdeten Stellen längs der Oberkante der Einschnitte, bez. Anschnitte so aufgestellt, daß sie bei der erfahrungsmäßig stärksten Schnee herbeidringenden Windrichtung Schutz gewähren. Nach ver Art der Aufstellung tann man zwei Arten von Schneewehren unterscheiden: solche, die nur den Schnee auffangen, und solche, die ihn teils auffangen, im wesentlichen jedoch von der Bahnlinie ableiten. Die erstern werden in der Regel an Stellen angebracht, wo die gefährliche Windrichtung senkrecht zur Bahnlinie ist, und laufen parallel zur Bahn, also senkrecht5 ur Windrichtung. Sie müssen in gehöriger Entfernung von der Vahnmittellinie angebracht sein und selbst die gehörige Höhe haben. Bei starkem Schneefall kann auch ein einziges Wehr unzureichend sein, so daß man deren mehrere in paralleler Linie und geeignetem Abstand voneinander anbringen muß. Die andre Art Wehre wird an Stellen angewendet, wo die Windrichtung mit der Linie einen spitzen Winkel bildet. Sie sind schwierig anzubringen und erfordern oft längere Beobachtungen und Versuche, bevor die gewünschte Wirkung erreicht ist. Sie werden im Ge Fig.2. Echneeablagernng in Anschnitten.
gensatz zu der erstern Art meist ganz nahe der Bahn angeordnet und zwar entweder parallel derselben oder kulissenförmig. Einschnitte, welche verschiedenen gefährlichen Windrichtungen ausgesetzt sind, können durch gleichzeitige Anwendung von Parallel- und Kulissenzäunen geschützt werden. 'Zu den Vorrichtungen, welche die Schneemassen ableiten sollen, gehört auch der Schnee schirm von Howie (Fig. 3). "Auf beiden
Seiten eines Einschnittes sind mittels Böcke parallel zu den Böschungen Bretterwände angebracht. Durch diese wird der Wind so abgelenkt, daß er nur durch den Ginschnitt hindurchweht und so diesen von Schnee rein erhält. Der Howiesche Schneeschirm ist in Amerika und Norwegen in Anwendung und soll sich da bei eingeleisigen Bahnen sehr gut bewährt haben.
Das gebräuchlichste Werkzeug zur Beseitigung der S. ist zur Zeit der Schneepflug, besonders in Amerika. Der Schneepflug besteht im wesentlichen aus zwei vorn spitz zusammenlaufenden symmetrisch angeordneten Pflugscharen, welche den Schnee nach beiden Seiten hin aufwärts drängen. Das gebräuchliche Verfahren mit demselben besteht darin, daß man den Pflug vor eine oder, falls das nicht ausreicht, vor mehrere Lokomotiven spannt und damit in die Schneewehe hineinfährt in der Absicht, den Psluq durch die lebendige Kraft der nachfolgenden Lokomotiven hindurchzutreiben. Bei großer Geschwindigkeit wirft der-Pflug den Schnee auf- und seitwärts, geringe Mengen desselben ^< wenige Meter über den Rand des Vahnplanums hinwegschleudernd. Sobald jedoch die Geschwindigkeit infolgederwiderstehenden Schneemassen nachläßt, wird der Schnee zu beiden Seiten zu senkrechten Mauern aufgetürmt. Oft genug konnnt es dabei vor, daß Pflug und Lokomotive vollständig im Schnee begraben werden und ausge^ schaufelt werden müssen.
Auch wird häufig da, wo die Verwebung auf einer Seite der Bahn stärker ist, der Pflug nach der entgegengesetzten Seite abgetrieben und reißt so die Lokomotive aus dem Geleise. Ebenso kann hart gefrorner oder scharf zusammengetriebener Schnee bewirken.
Fig. 4. Echematischer Vertikal^
schnitt.
Fig. 5. Schematischer Horizontal«
schnitt.
Fig. 4 u. 5». Lesliescher Dam Pf«
Schneefchanfelapparat.
daß der Pflug auf den Schnee aufsteigt und so gleichfalls eine Entgleisung herbeiführt. Wo der Schnee