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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Staubecken - Steinwender.
lassen sich gewöhnlich ruhig anspannen, gehen aber nicht vorwärts, drehen sich beim Antreiben zur Seite, steigen in die Höhe und werfen sich mitunter auch zu Boden. In andern Fällen zeigen sich die stätigen Arbeitspferde eine kurze Zeit folgsam, sie bleiben dann ohne Veranlassung stehen und versagen hartnäckig das Anziehen. Außer dieser Widersetzlichkeit werden als besondere Arten der S. bei Wagen- und Arbeitspferden das Strangschlagen, die Widersetzlichkeit gegen das Anlegen des Hintergeschirrs oder den Schweifriemen u. das Leinefangen unterschieden. Für die Feststellung der S. sind als leitende Prinzipien zu beachten, daß das betreffende Pferd nachweislich nicht die mittlere Dienstwilligkeit und Tauglichkeit zu dem beim Kaufhandel ausdrücklich bedungenen oder stillschweigend vorausgesetzten Gebrauch besitzen muß, und daß dasselbe nicht durch schmerzhafte Zustände der Haut (Druckschaden) oder durch schlecht eingerichtetes Geschirr zu einem widersetzlichen Verhalten gereizt, ferner daß es nicht durch eine überschwere Last oder durch rohe Behandlung zur Unfolgsamkeit veranlaßt wird. Manche stätige Pferde lassen sich bei geschickter und vorsichtiger Führung sowie bei täglichem anstrengenden Gebrauch zu einem bestimmten Dienstzweck, besonders im Wagendienst neben einem sichern und zugfesten Pferd, benutzen. Die vollständige Heilung der S. gelingt aber nur ausnahmsweise.
*Staubecken, Stausee, s. v. w. Thalsperre (Bd. 17).
*Stavenow, Bernhard, Schriftsteller, geb. 20. Sept. 1849 Zu Brandenburg a. d. Havel, widmete sich dem Studium der neuern Sprachen und der Litteratur an der Berliner Universität, ward dann Geometer, nahm 1870 am deutsch-französischen Krieg teil, in welchem er bei Orleans schwer verwundet wurde, war später wieder als Feldmesser thätig, ergriff aber, teils in Berlin, teils in Görlitz lebend, bald die litterarische Laufbahn. Schon als Student Verfasser erfolgreicher Bühnenstücke, wie »Karl Augusts Revanche«, »Der Herr Studiosus«, »Marianne« u. a., veröffentlichte er in spätern Jahren zahlreiche Gedichte, Novellen, Humoresken, Lebens- und Reisebilder, unter denen namentlich die humoristischen Versuche Beifall fanden. 1874-76 gab er eine illustrierte humoristische Wochenschrift: »Flitzbogen«, heraus. Von seinen selbständigen Schriften sind zu nennen: »Schöne Geister«, Künstlernovellen (4. Aufl., Brem. 1883), und die Humoresken: »Aus allen Kreisen« (4. Aufl., Norden 1884); »Drillinge« (5. Aufl. 1884); »Die drei Freier« (3. Aufl, Görl. 1884); »Das Kaviarfäßchen« (3. Aufl., das. 1884).
*Stecher, Auguste Jean, belg. Schriftsteller, geb. 11. Okt. 1820 zu Gent, war 1842-50 außerordentlicher Professor an der Universität und wirkt seitdem als ordentlicher Professor in Lüttich. Seine zahlreichen Arbeiten politischen, litterar- und kunstgeschichtlichen, besonders biographischen, Inhalts (letzterer vornehmlich in der »Biographie nationale«) erschienen meist in den Publikationen der belgischen Akademie, deren Mitglied er seit 1881 ist, und andern Zeitschriften. Hervorhebung verdienen seine »Histoire de la littérature flamande ancienne et contemporaine« (in der »Patria Belgica«, Bd. 3), die »Histoire du movement flamand« (in der Zeitschrift »Flandre libérale«, 1847), »La Renaissance flamnade« (in der »Revue trimestrielle«, Bd. 9) und die »Histoire de la littératurre néerlandaise en Belgique« (Brüssel 1887). Auch veröffentlichte er mancherlei (darunter biographische Aufsätze über Artevelde, Lessing etc.) unter dem Pseudonym Lieven Everwye in vlämischer Sprache.
*Stedman (spr. -män), Edmund Clarence, nordamerikan. Dichter und Essayist, geb. 8. Okt. 1833 zu Hartford in Connecticut, studierte im Yale College zu Newhaven, widmete sich in Norwich, später in Lichfield der Journalistik und begab sich 1855 nach New York, wo er Mitarbeiter der »New York Tribune« wurde. Die erste Sammlung seiner Gedichte (»Lyrics and idylls«) erschien 1860, und seitdem gehört S. zu den gefeiertsten amerikanischen Dichtern der Gegenwart. Während der ersten Jahre des Bürgerkriegs war er Berichterstatter des »World« und hielt stets aufs entschiedenste zur republikanischen Partei. Gegenwärtig lebt er als Bankier in New York. Von Gedichten folgten noch: »Alice of Monmouth, and other poems« (1864) und »The blameless prince« (1869), die mit den früher erschienenen 1873 als »Poetical works« vereinigt erschienen. Sie atmen sämtlich einen minder originellen als verständigen, freien und vorurteilslosen Geist. Seit dieser Zeit veröffentlichte er namentlich »Octavius Brooks Frothingham« (1876), »Victorian poets« (1876, 13. Aufl. 1887), eine Sammlung geistreicher Abhandlungen über die neuern Dichter Englands, zu welcher die »Poets of America« (1886) das Seitenstück bilden, ferner »Hawthorne, and other poems« (1877), »Lyrics and idylls« (1879) und die ästhetisch-kritische Studie »Edgar Allen Poe« (1881). Mit Hutchinson gab er die umfangreiche »Library of American literature« (1888-89, 10 Bde.) heraus.
Steele, Sir Richard, engl. Schriftsteller. Seine Biographie schrieb noch G. A. Aitken (Lond. 1889, 2 Bde).
Steichele, Anton von, Erzbischof von München-Freising, starb 9. Okt. 1889 in München.
*Stein, Friedrich, Ritter von, Zoolog, geb. 3. Nov. 1818 zu Niemegk in der Mark Brandenburg, veröffentlichte schon als Gymnasiast mehrere selbständige naturwissenschaftliche Beobachtungen in Okens »Isis«, studierte seit 1838 in Berlin, wo er zu Johannes Müllers hervorragendsten Schülern gehörte, promovierte 1841 mit einer Arbeit über die Geschlechtsteile der Myriapoden, wurde 1843 Kustos am zoologischen Museum in Berlin und Lehrer an der städtischen Gewerbeschule, habilitierte sich 1848 als Privatdozent der Zoologie an der Universität und wurde 1850 als Professor der Zoologie und Botanik an die Akademie für Forst- und Landwirtschaft in Tharant berufen. 1855 folgte er einem Ruf als Professor der Zoologie an die "Universität zu Prag, wo er 1877 den Orden der Eisernen Krone erhielt und 9. Jan. 1885 starb. Steins Arbeiten waren für die Morphologie der niedern Tiere bedeutungsvoll, sein Hauptverdienst aber liegt auf dem Gebiet der Insusorienkunde, welche er auf neue Bahnen führte. Er schrieb: »Grundriß der organischen Naturgeschichte, 1. Tl.: Organographie der Pflanzen« (Berl. 1847); Vergleichende Anatomie und Physiologie der Insekten. 1. Die weiblichen Geschlechtsorgane der Käfer« (das. 1847); »Die Infusionstiere auf ihre Entwickelungsgeschichte untersucht« (Leipz. 1854); »Der Organismus der Infusionstiere« (das. 1859-83, 3 Abteil.).
Steinmetz, Karl Friedrich von, preuß. Generalfeldmarschall. Ihm zu Ehren erhielt 1889 das westfälische Füsilierregiment Nr. 37 den Namen Füsilierregiment v. S.
*Steinwender, Otto, österreich. Politiker, geb. 1847 zu Klagenfurt, studierte Philologie, trat 1874 in das Lehramt und ist Professor am Mariahilfer Kommunal-Realgymnasium in Wien. Als Mitarbeiter der »Deutschen Warte« und in öffentlichen Ver-^[folgende Seite]