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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tschackert - Tschautsch
land Anwendung im Familien- und Erbrecht. Doch spielte er auch bei gemeinnützigen Verwaltungen eine Rolle, so seit Mitte des 17. Jahrh, im Wegewesen, in welchem Körper von Vertrauensmännern, die I'ul upiks ti'U8t3 (nach dem Drehkreuz sturupik^ so benannt), eingehetzt wurden, um Wege zu bauen und zu unterhalten und durch Erhebung eines Wegegeldes die Kosten zu decken. Der ^.^. wurde in der neuern Zeit in erweitertem Umfang bei Aktiengesellschaften in Nordamerika angewandt. Die Mitglieder solcher Gesellschaften wechseln von Zeit zu Zeit, indem Aktien in andre .^ände übergehen. Teils infolge dieses Umstandes, teils weil bei größern Gesellschaften, deren Mitglieder örtlich zerstreut wohnen, Zufall und wechselnde Strömung in den Anschauungen eine Rolle spielen, konnte die Geschäftsführung nicht immer eine so energische sein, wie es gerade beim Kampf mit gefährlichen Konkurrenten notwendig war. Um nun eine feste, dauernde Majorität herzustellen, welche das Unternehmen in sichern Bahnen erhalten könne, kam man auf den Ausweg, daß Aktionäre, welche die Majorität bildeten, eine für bestimmte Zeit unwiderrufliche Vollmacht auf einzelne Personen ausstellten, welche dann das ganze Unterrnehmen in ihrer Hand gehabt hätten.
Doch fanden derartige Vollmachten vor Gericht keine Anerkennung, da jedem Aktionär das Recht zustehe, zu jeder Zeit zu kündigen. Ebenso führte ein andres Mittel nicht zum Ziel, welches dahin ging, durch Vertrag die Aktien der Majorität als unveräußerlich zu erklären. Einen bessern Erfolg hatte die Anwendung des l. Derselbe ist zu einer Gesellschaftsform besonderer Art geworden, an deren Spitze auf Grund eines schriftlichen Vertrags, des ^l. äesä, ein auf Vertrauen beruhender,
bolilä gestellt ist. Die Majorität der Aktionäre oder auch alle Aktionäre übertragen demselben ihre Aktien, gegen welche ihnen übertragbare Certifikate ausgefertigt werden. Letztere berechtigen zum Bezug der Dividenden, während die auf die Leitung des Unternehmens bezüglichen Rechte untrennbar mit den Aktien verbunden bleiben und sonach von den Trustes« ausgeübt werden. Auf diese Weise war es auch gelungen, eine größere Zahl verschiedener Unternehmungen unter eine einheitliche Leitung zu bringen, welche Konkurrenten leicht lahmlegte und bald den Markt beherrschte. Eine großartige Ausdehnung nahmen unter andern der3t3.nan.i-a öii "l., versu^kl 1?. u. a. ein. Als monopolistische Unternehmungen vom Publikum mit ungünstigen Augen angesehen, wurden die 1iu8t8 lebhaft bekämpft. Man suchte ihnen auch vor Gericht zu begegnen, ohne daß jedoch ein genügender Erfolg erzielt werden konnte. In einem Fall konnte eine Verurteilung nur dadurch herbeigeführt werden, daß eine Gesellschaft, die8uZHi' kßtmwA (^oinpluiv, sich als solche dem (^eat 8u«'ai'IV angeschlossen hatte, ohne die Bedingungen zu erfüllen,' unter welchen eine Verschmelzung von Gesellschaften zugelassen war. Im Erfolg nimmt der ^. eine Stellung ein, welche der »Ring« erstrebt, daher denn auch beide Bezeichnungen bisweilen als gleichbedeutend gebraucht werden. Weil die ^ru8t3 eine große Verbreitung gewonnen haben, so wurden auch bald Bezeichnungen wie Trustjeuche und vertrusten üblich. In Deutschland, Österreich und England haben sich in der neuern Zeit unter verschiedenen Benennungen, wie Kombination,Konvention,Kompanie, Union, "Syndikat, Vereinigung, Verband, Kartelloerbände von Unternehmern gebildet, welche sich rechtlich von deni't Uäts unterscheiden, aber doch ähnliche Ziele wie diese erstreben. Diejelven wollen eine
planmäßige Regelung der Produktion auf großen Gebieten herbeiführen. Meist sind sie nur lose Verbände, deren Mitglieder ihre volle Selbständigkeit behalten und sich nur gegen Festsetzung einer Konventionalstrafe verpflichten, ihre Waren nicht unter einem b> stimmten Preisminimum oder von denselben nicht mehr als eine bestimmte Menge zu produzieren und zu verkaufen. Doch können getroffene Vereinbarungen sich auch auf Art des Betriebs, Arbeiterverhältnisse R'. erstrecken. Die meisten zur Zeit bestehenden Kartelle sind nationale, d.h. sie umfassen nur Unternehmungen eines und desselben Landes. Man zählte Anfang 1s<3^ an solchen in Deutschland 54, in Osterreich Ungarn 19, in den Vereinigten Staaten 21, in England 10; an internationalen Kartellen, deren es aus leicht erklär lichen Gründen nur wenige gibt, wurden 11 aus. geführt. Vgl. Kleinwächt'er,' Die Kartelle (Innsbr.
1883); Perry, ^i'6kti86 on t.ti6 I^v ot trusts anü tru8t668 (4. Aufl. von Parsons, Bost. 1889, 2 Bde.); Aschrott, Die amerikanischen ^?lU8d8 als Weiter bildung der Unternehmerverbände (Tübing. 1889).
^Tjchallert, Paul, protest. Theolog, geb. 10. Jan.
1848 zu Freistadt in Niederschlesien, studierte zu Breslau, Halle und Göttingen, habilitierte sich 1875» in der theologischen Fakultät zu Breslau, ward 1877i außerordentlicher Professor der Theologie in Halle, 1884 ordentlicher Professor in Königsberg, von wo er 1889 nach Göttingen berufen wurde. Unter seineil Veröffentlichungensmdzuerwähnen:> Petervon Ailli
(Gotha 1877); »Anna Maria von Schürmann, die Iüngerin Labadies < (das. 1876); »Evangelische Polemik gegen die römische Kirche« (2. Aufl., das. 1888)-.
»Georg "v. Polenz, Bischof von Samland« (Leipz.
1888).^Auch gab er »Unbekannte handschriftliche Pre digten und Schotten M.Luthers« (Verl. 1888) heraus.
-Tschaggeny, Charles Philogene, belg. Maler, geb. 26. Mai 18l5 zu Brüssel, bildete sich bei Eugen Verboeckhoven zum Tier- und Landschaftsmaler aus und errang 1815 für ein Gemälde: Arbeiter zur Ruhe' zeit, welches König Leopold 1. ankaufte, die goldene Medaille. Auch auf seinen spätern Landschaften und Tierstücken, deren Motive zumeist seiner vlämischen Heimat entnommen sind, spielen menschliche Figuren eine hervorragende Rolle, so auf den Schnittern (1851, im Besitz der Königin von England), der ulä-Mlschen Hochzeit (im Museum zu Neufchätel), dem vlämischen Pferdetransport und der Post in den Ardennen (1862, im Museum zu Brüssel). Während eines längern Aufenthalts in London malte er dort zahlreiche Pferdeporträte und stellte in der Royal Academy das bewegte, später für das Kensington-Museum erworbene Gemälde: Episode vom Schlacht feld aus. Von seinen spätern, durch dramatische Komposition und durch einen energischen koloristi schen Vortrag ausgezeichneten Schöpfungen sindi die vom Schnee ausgehaltenen Postwagen, das flan sengst hervorzuheben. Er ist seit 1875 Offizier de<' belgischen ^eopolosordens.
Tjchattisgarh, Division der britisch-ind. Provinz Zentralprovinzen, 62,686 hkiu (1139 QM.) mit(l«8i > 3,115,997 Einw., davon 2,118,898 Hindu, der Resi zum größten Teil Aboriginer. Die Division besteht aus einem großen ebenen zentralen Teil mit den selben umgevenden gebirgigen Landschaften. Das zum großen Teil sehr fruchtbare Land ist bisher nur wenig angebaut, wird ader in neuester Zeit schnell vesiedelt.
'Tjchautsch, Albert, Maler, geb. 21. Dez. 1845 zu Seelow in Brandenburg, bildete sich zunächst aus der Musterzeichenschule zu Berlin aus, arbeitete