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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Walfischgewehr - Wanamaker
angestellten nicht zutrifft. Weil nämlich die Größe des Regenfalles, wie Vrücknerfür Deutschland und L a thamfür England nachgewiesen haben, gewisse Perioden von Regenarmut und Regenreichtum aufweist, so ist es wohl möglich, daß, wenn eine regenarme Zeit mit der Zeit der größern Bewaldung zusammenfällt, e?'/? geringerer Niederschlag beobachtet wird, als in frühern Zeiten einer geringern Bewaldung, derselbe aber trotzdem größer gewesen sein könnte, als er gewesen wäre, wenn keine Bewaldung stattgefunden hätte.
Außer den oben genannten Untersuchungen liegen auch noch eine Reihe von Beobachtungen aus Europa uor, welche zur Entscheidung der Frage über den Einfluß des Waldes auf die Größe des Niederschlags angestellt sind. Die ältesten rühren von Matthieu her, welcher 1866 in der Umgebung von Nancy drei Stationen errichtete, von denen zwei in einem ausgesprochenen Waldgebiet lagen, die eine im Innern eines Waldplateaus 380 m ü. M.. die andre am Rand eines Waldes 240 m ü. M., während die dritte im vollständig freien Land 380 in ü. M. errichtet war.
Bei den ersten beiden waren mehrere Regenmesser aufgestellt und zwar sowohl unter dem Sclmtz der Baumkronen als auch auf Waldblößen, die dritte hatte nur einen Regenmesser, in welchen die atmosphärischen Niederschläge ungehindert gelangen konnten. Bei diesem Arrangement ergab es sich, daß die Niederschlagsmengen auf den Waldblößen im Mittel aus 11 Jahren (1867-77) durchweg größer waren als die auf freiem Feld. Später sind auch in Deutschland Beobachtungen über die Größe der Niederschläge im W. und auf freiem Feld angestellt, aus denen sich ergeben hat, daß im W. etwa ^/4 der Niederschläge direkt auf den Boden gelangen, während ^4 teils am Stamm herunterfließt und so auf den Boden gelangt, teils aber von den Kronen der Bäume wieder verdunstet. Ob durch den W. eine Vermehrung der Itiederschläge verursacht wird oder nicht, kann freilich aus diesen Beobachtungen nicht abgeleitet werden. Wie sich ein Waldgebirge im Verhältnis zu ^inem unbewaldeten in Bezug auf die Niederschlage verhält, wird sich in Deutschland überhaupt schwer entscheiden lassen, weil hier unbewnldete Gebirge fehlen. Eine darauf bezügliche Untersuchung, welche von Anderling für Palästina durchgeführt ist, läßt es wahrscheinlich erscheinen, daß die Gebirgswaldungen Nordpalästinas die Regenmengen wahrscheinlich nicht unerheblich vermehren. Die Gegend von Jerusalem ist weit und breit so gut wie waldkahl, während ein großer Teil der Gebirge bei Nazareth mit bedeutenden Waldungen bedeckt ist. Die Regenhöhe in Jerusalem ist nach den Beobachtungen von Chaplins und Varians entschieden kleiner als die von Nazareth, und zwar beträgt sie im Jahresmittel für einen zehnjährigen Zeitraum in Jerusalem 570 und in Nazareth 61 ^i^i min, so daß also in Nazareth im zehnjährigen Mittel 42 mm mehr Regen gefallen sind als in Jerusalem.
Trotzdem, daß es nach den vorstehenden Ausführungen noch nicht möglich ist, im allgemeinen zu entscheiden, ob der W. die Größe des jährlichen Niederschlags vermehrt oder nicht, so ist sein Einfluß in verschiedenen Beziehungen doch nicht zu leugnen.
Zunächst wird im Winter durch den W. eine Anhäufung des in fester Form fallenden Niederschlags heruocgerufen. Dadurch, daß der W. die Kraft des Windes bricht, erfolgt eine ruhigere Ablagerung des Schnees, als es auf freiem Feld möglich ist, und daher wird die Wirkung des Waldes bei Schneestürmen dieselbe sein wie die eines Schneefängers. Auch ist
die Bildung von Rauhreif, die namentlich in den Nadelwäldern besonders stark auftritt, nicht zu unterschätzen, indem dieser allmählich zu Boden sinkt und die im Frühjahr zu schmelzende Schneemenge wesens lich vermehrt. Anders stellt sich die Frage, wenn nicht nur ermittelt werden soll, ob eine etwanige Vermehrung des Niederschlags stattfindet, sondern wenn überhaupt der Einfluß des Waldes auf die Wasser-Verhältnisse eines Landes untersucht werden soll. Bei der Schneeschmelze im Frühjahr wird der W. unzweifelhaft von wesentlichem Einfluß sein, besonders wenn es sich um Gebirgswaldungen am obern Lauf der Flüsse handelt, indem dann durch den W. eine Ver^ langsamung des Abschmelzens und auf diese Weise eine Verringerung von Überschwemmungsgefahren bewirkt werden kann. Die mechanischen Hindernisse, welche die Wurzeln sowie die Moos-- und Laubdecke des Waldbodens dem abfließenden Wasser entgegensetzen, die Beschattung der Schneefläche, welche das Schmelzen verlangsamt, können das Abfließen des Wassers oft verzögern, werden aber freilich nicht ausreichend sein. um unter ungünstigen Verhältnissen, wie bei plötzlich eintretendem und längere Zeit anhaltendem Tauwetter oder warmen Regengüssen, die verheerenden Wirkungen des Wassers zu verhindern.
Außerdem wird auch der W. im Sommer das Wasser dem Boden in größerer Menge erhalten, als es auf freiem Feld möglich ist. Der Regen wird teilweise durch die Kronen der Bäume zurückgehalten und gelangt von diesen tropfenweise auf den Boden. Die Wurzeln und die Streudecke der Erdbodenoberfläche verlangsamen ebenfalls das Eindringen des Wassers in den Boden und verhindern das rasche Abfließen desselben, so daß das Wasser langsamer in den Waldboden eindringen und sich zu unterirdischen Quellen ansammeln kann. Die Nachhaltigkeit und vermehrte Regelmäßigkeit des Wasserablaufs sind abhängig von dem Vorhandensein des Waldes, ein Resultat, welches in den öden erwähnten Beobachtungen von Parquet in Algier seine Bestätigung findet.
^ Walfischgewehr, doppelläufiger Hinterlader von 31 inm Kaliber, dessen glatter'Lauf eine Harpune mit 200 in langer Leine, und dessen gezogener Lauf ein Explosionsgeschoß schießt. Man feuert beide Läufe gleichzeitig ab, die Treffpunkte sind etwa 50 cm voneinander entfernt.
"Wallerslcin, Anton, Tanzkomponist, geb. 28. Sept. 1813 zu Dresden, genoß daselbst den Unterricht K. M. v. Webers und wirkte 1832-58 als Violinist in der Hofkapelle zu Hannover. Später machte er Reisen nach Holland, Belgien, der Schweiz, verweilte längere Zeit in Württemberg und ließ sich schließlich in Dresden nieder. Seine Tanzkompositionen, mehr als 200 an der Zahl, haben seinen Namen auch außerhalb Europas, namentlich in Amerika, bekannt gemacht.
Walujcw, Peter Alexandrowitsch, russ. Minister, starb 10. Febr. 1890 m St. Petersburg.
Walzwerk, Schutzvorrichtungen, s. Metallbearbeitung (Bd. 17).
'Wanamater lsvr. -mchker), John, amerikan. Politiker, geb 1838 zu Philadelphia als Sohn eines aus Deutschland eingewanderten Schneiders, lernte als Kaufmann und begründete in Philadelphia ein Herrengarderobegeschäft, das sich glänzend entwickelte und ungeheuern Ertrag abwarf. Er sorgte fehr gut für alle seine Gehilfen und führte ein System ein, dieselben am Geschäftsgewinn zu beteiligen. Auch für kirchliche Interessen war er thätig. Er erwarb eine große Gemäldegalerie für bedeutende Summen und