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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wopfner - Wurzelknöllchen
fam. Er nahm daselbst Zeichenunterricht und besuchte dann die Kunstschule in Karlsruhe, wo er sich jedoch mehr auf eigne Hand durch Kopieren nach alten Gemälden weiterbildete. Dabei machte cr die Bekanntschaft des Malers Canon, der sich seiner annahm.
1868 ging er mit einem Stipendium von Karlsruhe nach Dresden und kopierte dort eine Madonna mit Heiligen nach Tizian und das Porträt Karls I. nach van Duck. Diese Kopien fanden besondern Beifall in München, wo Lenbach die letztere und auf dessen Veranlassung Graf Schack die erstere ankaufte. Dieser erkannte schnell Wolfs hervorragendes Verständnis für die alten Meister und beauftragte ihn, nach Ve nedig zu gehen, um dort für seine Galerie einige Hauptwerke der venezianischen Schule zu kopieren.
Diese Thätigkeit nahm W. fast zehn Jahre in Anspruch, und ihr verdankt die Schacksche Sammlung 45 Korien nach Gemälden, welche an ihrem Stand ürt teils schwer zu sehen sind, teils langsam dem Verderben entgegengehen (z. B. die Madonna von Castelfranco von Giorgione, die heilige Lucia in Vicenza von Palma Vecchio und die Madonna der Familie Pesaro von Tizian). Im Geiste der venezianischen Maler begann W nach Vollendung der Kopien auch selbständig zu arbeiten. Seine Hauptbilder sind: das Festgelage auf Murano im 16. Jahrh., Apollo unter den Mu^en, die drei Parken, der altvenezianische .Hochzeitszug und der auferstandene Christus in der Schackschen Grabkapelle bei Schwerin. W. lebt in
Venedig.
-9) Ludwig, Afrikareisender, geb. 29. Jan. 1850 zu Hagen bei Osnabrück, studierte in Würzburg und Greifewald Medizin, machte nach bestandenem Staatsexamen 1876-78 als Schiffsarzt des Norddeutschen Lloyd mehrere Reisen nach Nord - und Südamerika, trat dann als Militärarzt in die sächsische Armee, in der er zum Stabsarzt avancierte, und nahm 1883-1886 an der vom König der Belgier ausgerüsteten Kassai Expedition unter Wißmann teil, wobei er nach Erkrankung Wißmanns die Expedition selbständig leitete und den Sankuru und Loinami aufwärts ging, wie er schon vorher unter Wißmann eine selbständige Reise in das Land der Vakuba gemacht hatte lvgl.
»Im Innern Afrikas«, Leipz. 1888). Von der deutschen Reichsregierung I.Dez. 1887 an die Spitze einer Expedition in das Togogebiet gestellt, gründete er im Hinterland auf dem 750 m hohen Adadoberg die Station Bismarckburg und machte von hier aus wiederholt Vorstöße, erlag aber auf einer Reise nach Dahome im Land Bariba 26. Juni 1889 dem Fieber.
-Wopfncr, Joseph, Maler, geb 19 März 1843 zu Schwaz in Tirol, erhielt den ersten Kunstunterricht bei einem Maler in Stans und ging 1860 nach München, wo er als Stubenmaler und Lithograph thätig war, bis er sich seit 1864 auf der Akademie im Zeichnen weiterbilden konnte. 1869 wurde er von Piloty in dessen Atelier aufgenommen, in welchem er bis 187^ arbeitete. Nachdem er zunächst eine Zeitlang Illustrationen gezeichnet und Märchenbilder genialt hatte, wendete er sich der Darstellung des Bauernuno Fischerlebens auf dem Chiemsee und an seinen Nfern zu, in welcher er bald durch die Kraft seiner Charakteristik und die Wirksamkeit der Beleuchtung und der Tonstimmung eine große Virtuosität erreichte.
Von seinen zum Teil von hoher dramatischer Spannung erfüllten Bildern sind die hervorragendsten: Fähre auf dem ^»'emsee, Fischer auf dem See beim Sonnenuntergang, Überfahrt über den See beim Abendläuten, Lachsfang am Chiemsee, Heuschiff im Sturm, die Verfolgung der Wilderer, der böse Wind
sin der Neuen Pinakothek zu Münchens Ave Maria, Centenarfeier auf dem Hochfellen im Chiemgau und Ausfahrt der Chiemseefischer.
'Wun, Distrikt in der britisch-ind. Provinz Verar, 10,119 cikm (183,8 QM.) groß mit 392,102 Einw., größtenteils Hindu, welche vornehmlich Baumwolle, Leinsaaten und Weizen bauen. Der Reichtum des Distrikts an Koble und Eisen wird noch nicht ausgebeutet Der gleichnamige Hauptort hat 4207 Einin.
Wurzrltnöllchcn Den an den Wurzeln zahlreicher Leguminosen austretenden W, über welche die Ansichten der Forscher bisher vielfach auseinander gingen, muß nach neuern Untersuchungen eine wesens lich veränderte Bedeutung beigelegt werden. Zunächst ist an eine ältere, schon 1879 von Frank gemachte, seitdem von mehreren Seiten bestätigte Beobachtung zu erinnern, daß nämlich die Knöllchen in sterilisiertem, d. h. von organischen Keimen völlig befreitem, Boden nicht entstehen und daher auch die Ansicht einer nicht auf Infektion beruhenden Entstehung der W. unhaltbar erscheint. Besonders aus den sorgfältigen Untersuchungen Beyerincks geht hervor, daß die W. einer echten Batterie (IZncde» mm rallil-icola.) ihren Ursprung verdanken, welche in Form sehr kleiner beweglicher Stäbchen von spindelförmiger Gestalt und winziger die Breite des ersten Newtonichen Far benringes im äußersten Not an Dicke etwas übertreffender Schwärmer neben andern ähnlichen Bakterien arten im Boden lebt; sie regen weder Gärung noch Oxydationsvorgänge an, vermögen daher auch nicht Ammonsalze zu Salpetersäure zu oxydieren, sterben in wässerigen Lösungen schon bei 60-70" und erzen gen keine Sporen. Die Kultur dieser Batterien aus Dekokt von Lcguminosenstengeln, dem Gelatine (7 Proz.) zugesetzt war, gelang vollkommen und ließ als wesentlichen Unterschied zwischen den stäbchenförmigen Bakterien und den im Gewebe der W. ent haltenen bakterienähnlichen Körperchen, den sogen.
Bakteroiden, einseitige, in der Mitte der sonst ungefähr spindelförmigen Bakterienzellen auftretende, buckelförmige Anschwellungen erkennen, während die normalen Bakteroiden eine zweiarmige Gestalt be^ sitzen; jedoch trat auch letztere Form in den Kulturen auf, in denen außerdem die Schwärmer zahlreich wa ren, welche in dem Bakteroidengewebe der W. fehlen.
Vielfache Variationen in dem morphologischen und biologischen Verhalten der Bakterien und Valtcroiden aus verschiedenen Pavilionaceenwurzeln erschweren übrigens auch hier die Erkenntnis der Formen außer^! ordentlich. So viel steht jedoch fest, daßdie W. infolge! einer Einwanderung der Schwärmer in das Meristem! junger Leguminosenwurzeln entstehen, wobei letztere! möglicherweise gewisse Stoffe in den Boden ergießen,5 welche die Batterien anlocken; in stark bumösem Voden entstehen die W. gewöhnlich nicht, weil derselbe andre, die Bakterien stärker anlockende Nährstoffe enthält.
Die Infektion wurde bisher nicht direkt beobachtet, die Schwärmer müssen Voraussicht lich durch sehr kleine Poren in die Zellirmnoungen der Wurzclzellen eiw dringen. Innerhalb des Protoplasmas der Nährpflanze entwickeln sich die Bakterien zu Bakteroiden, d. h. sie erleiden eine eigentümliche Umgestaltung zu geformten Eiweißkörpern, die sich in einer besondern Gewebeschicht der entstehenden W. anhäufen. Dic Anfänge der Bakteroiden in den jüngsten Meristemzellen der W. sind ihrer Form nach weder von den Baktcrienschwärmern noch von plasmatischen Körn chenbestandteilen (Mikrosomen) des Zellinhalts de: Wurzelzellen zu unterscheiden; man erhält sogar/m.v fig den Eindruck, als ob die Bakteroiden aus ind'm