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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Korrespondenzblatt zum siebzehnten Band

I. ß. Hoffmann in Chemnitz. »Weiland« heißt (im altertümlichen Kanzleistil) s. v. w. vormalig oder verstorben. Der regierende Großherzog von Hessen führt keine andern Geschlechtsnamen als den von »Hessen und bei Rhein«. Ihre übrigen Fragen er--ledigen sich, wie Sie mit Recht vermuten, durch das »Register zu Band I-XVII« (Seite 839-997 dieses Bandes).

F. I. in Semlin. Unverständlich. Wenn Sie die »Herrnhuter« (Brüdergemeinde) meinen, so finden Sie im Art. »Herrnhut« (Bd. 8, S. 445) den nötigen Hinweis.

K. Mayer in Salzburg. Unser Artikel »Zither« (im 16. Band) enthält alles über das Instrument Wissenswerte in gedrängter Darstellung, wie sie für die Zwecke des Konversations-Lexikons eben nur zulässig ist. Wenn wir, Ihrem Wunsche entsprechend, hier eine ausführlichere Belehrung über Ihr »Lieblingsinstrument« folgen lassen, die wir einem anerkannten Fachmann verdanken, so müssen wir doch dazu bemerken, daß uns die Raumverhältnisse verbieten, eine solche Behandlung, wie sie wohl für Spezialwerke und überdies nur für wichtigere Gegenstände geeignet ist, auch andern Instrumenten zu teil werden zu lassen.

Zither ist der Name jener Gattung von Musikinstrumenten, bei welchen die Saiten über einen Resonanzkörper gezogen sind und entweder mit den Fingern oder mit einem Federkiel, Stäbchen oder sonstigem »Plektron« angeschlagen werden. Bereits 4000 Jahre v.Chr. galt die Zither in Ägypten, Äthiopien und Syrien als das Lieblingsinstrument von Königen und Königinnen, die davon ihren Eigennamen erhielten. Die semitische Benennung des Instruments, Kinnor, etymologisch gleichbedeutend mit: das Knarrende, weibliche Form Kinnareth, ägyptisch Kenur, weiblich Kenureth, bezeichnet ein Saitenspiel und den Saitenspieler, griechisch Kinyras. Aus der chaldäischen Bezeichnung Kethar, das Runde, ist der griechische Name des Instruments, Kithara, die Brusthöhle, abzuleiten. In Griechenland, wohin die Zither über Kleinasien kam, war sie, im Gegensatz zur volkstümlichen Lyra, hauptsächlich das Instrument der geschulten Künstler. Diese bedienten sich der Zither sowohl zurBegleitung des Gesanges als auch zum rein instrumentalen Vortrag; im erstern Fall wurde der Spieler Kitharistes, im letztern Xittiaroäos genannt. Zum Spielen der Kithara ließ sich der Vortragende entweder auf einen Sitz nieder und hielt das Instrument gegen die Brust, oder er stützte das Instrument, aufrecht stehend, auf ein Fußgestell, (Haikoma, welches demselben festen Halt verlieh. Ursprünglich war die Zither nur mit s Saiten bezogen; später vermehrte man die Saiten nach und nach bis auf 11. Zithern von größerer Bauart waren die Phorminx und Magadis; sie besaßen noch mehr Saiten; die größte Art, das Epigoneion, hatte deren 40, von denen je 2 in gleichem Ton stimmten. Die genauen Unterschiede zwischen den mannigfaltigen Arten der antiken Zither und zwischen ihr und der Lyra, den assyrischen Cymbalinstrumenten sowie jenen lautenartigen Tonwerkzeugen, welche sich aus dem ägyptischen Griffbrettinstrument Nabli oder Nebeö, griechisch Nabla, herleiten, sind nicht festzustellen. Aus dem letztgenannten Instrument entstand jene Zither, welche mit den Arabern nach Spanien gelangte. Von dieser Cytjara hispanica, welche im 16. und 17. Jahrh, mit 5 Doppelsaiten bezogen wurde, stammt unsre heutige Guitarre ab. Auch nach Deutschland war durch die Kreuzzüge eine solche Art von Zithern gekommen, bestehend aus symmetrisch ausgeschweiftem, flachem Resonanzkörper mit langem Hals, auf welchem sich ein mittels Bunden eingeteiltes Griffbrett, bezogen mit 5 Doppelsaiten, befindet. Noch gegenwärtig sind derartige Zithern in Thüringen, namentlich unterden Bergleuten, im Gebrauch. Diese Zithern werden jetzt mit 4 Doppelsaiten aus Draht bezogen und in 3 verschiedenen Größen, als Diskant-, Tenor- und Baßzither, angewendet. Die im Quartsextakkord stimmenden Saiten werden mit einem Federkiel intoniert. Durch Anfügung eines zur Messung der Intervalle beim Stimmen der Saiten dienenden pythagoreischen Kanons entstand aus der altgriechischen Kithara jenes aus einem stachen Resonanzkörper und unmittelbar auf diesem liegenden schmalen Griffbrett bestehende, früher mit 11-40 Doppelsaiten aus Draht bezogene Instrument, welches gegenwärtig hauptsächlich unter dem Namen »Zither« verstanden wird. Dasselbe war in den vorigen Jahrhunderten besonders bei den Bewohnern der Steyrischen, Salzburger und Bayrischen Alpen üblich. Zithern aus jener Heit befinden sich in den Museen zu München und Salzburg sowie in einigen Privatsammlungen.

Innerhalb der letzten 30-40 Jahre wurde diese Zither mehr ausgebildet und verschaffte sich immer größere Verbreitung. Sie besteht in ihrer jetzigen Bauart aus einem flachen Resonanzkörper mit rundem Schallloch; der Körper ist gegen 3 cm hoch, etwa 44 und 52 cm lang und, je nach der Anzahl der darüber gespannten Saiten, bis 37 cm breit. Das Instrument wird auf einen Tisch aus Tannenholz gestellt, welcher zur Verstärkung der Resonanz geeignet und meist besonders dazu gebaut ist. Die dem Spielenden zugekehrte Seite der Zither ist gerade, die gegenüberliegende Seite ist zur Hälfte bogenförmig ausgeschweift. Am Rande des geraden Teils des Resonanzkörpers befindet sich ein zur Ausführung der Melodie bestimmtes, mit chromatisch aufeinander folgenden Bunden eingeteiltes Griffbrett, über welches 5 Drahtsaiten, wovon 2 besponnen, gleichlaufend gezogen sind. Diese Saiten stimmen in a, a, d, g, c, haben eine Mensur von 39 cm und werden mit vier Fingern der linken Hand gegriffen, während der Daumen der rechten Hand sie anschlägt. Zum Anschlag bedient man sich eines in eine Spitze ausmün-denden ringförmigen Plektrons aus Schildpatt oder Metall, welches auf den Daumen gezogen wird. Parallel mit dem Griffbrett sind über den Resonanzkörper noch 31-37 teils Darm-, größtenteils aber be-sponnene Saiten mit seidenem Kern gespannt, welche 39-47 cm Mensurlänge besitzen; ihre Saitenweite beträgt am Steg 20,75 cm, am Sattel 18,50 cm. Diese freien Saiten werden als Baß zur Begleitung der Melodie mit drei Fingern der rechten Hand gespielt. Bei vollkommener Besaitung umfassen die Baßsaiten ein Tongebieh von drei Oktaven; der ganze Tonumfang der Zither besteht mit Hinzurechnung jenes der Griffsaiten aus sechs Oktaven. Die Intonierung der Saiten wird altherkömmlich mit dem technischen Ausdruck »schlagen« bezeichnet und die Zither daher »Schlagzither« benannt. Der Anordnung der Baßsaiten der Hither liegt eine dreimalige Wiederholung des Quintenzirkels zu Grunde, derart, daß je 12 nebeneinander liegende Saiten die chromatischen Stufen einer Oktave ausmachen. Jene Saiten der tiefsten Oktave, welche dem Spieler »entgegengesetzt« liegen, werden »Kontra«-Saiten genannt. Gestimmt werden die Baßsaiten nach gleichschwebender