1
A.
Die Verweisungen beziehen sich stets auf das vorliegende »Jahres-Supplement«, wenn nicht der betreffende Band des Hauptwerkes dazu bemerkt ist.
Aal. Mosso hat nachgewiesen, daß das Blutserum des Flußaals wie des Meeraals ein heftiges Gift enthält, welches, in das Blut eines andern Tiers eingespritzt, schnell und sicher tötet und nicht nur in dem Grade seiner Wirksamkeit, sondern auch in dem Symptombild der Vergiftung die größte Ähnlichkeit mit dem Schlangengift darbietet. Nach Mossos Versuchen führt 0,001 g Gift pro Kilogramm Tier den Tod durch Lähmung des Atmungszentrums herbei. Das Serum des Aalblutes beschreibt Mosso als eine bläulich olivenfarbene, wie Chininlösung fluoreszierende Flüssigkeit, die stets alkalisch reagiert u. in neutraler Lösung unwirksam ist. Der Geschmack ist charakteristisch, ungewiß alkalinisch, mit dem des Phosphors vergleichbar; er kommt erst nach etwa 30 Sekunden zum Bewußtsein und entsteht und vergeht mit der Giftigkeit. Bei einer Wiederholung der Mossoschen Versuche in Greifswald fand Springfeld, daß gemäß der allgemeinen Erfahrung, nach welcher tierische Gifte in südlichen Klimaten heftiger wirken als in den gemäßigten, auch das Blut der nordischen Aale bedeutend weniger wirksam ist als das der italienischen. Das Blutserum der Greifswalder Aale ist bei auffallendem Lichte smaragdgrün, bei durchfallendem hellgelb, hat keinen oder einen vielleicht etwas brennenden Geschmack und reagiert nicht auf Lackmus. Die tödliche Dosis ergab sich zu 0,75-1 g pro Kilogramm Kaninchen. Mossos Bruder wies nach, daß das Ichthyotoxikum, der giftige Bestandteil des Aalblutes, verschieden ist von dem Gifte der Schlangen; es ist an die Albuminate des Blutes gebunden und durch die gewöhnlichen Methoden der Eiweißfällung isolierbar; es ist kein Ferment wie Pepsin, Ptyalin oder das Schmidtsche Blutferment. Als Eiweißkörper wird es durch natürliche und künstliche Verdauung zerstört, durch Hitze, organische und Mineralsäuren verändert; Alkalien verwandeln es in ein Alkalialbuminat, und durch Neutralisation des letztern wird die Giftigkeit nicht wiederhergestellt.
Abblasen, s. Dampfkessel.
Abblasevorrichtung, s. Dampfkessel.
Abbt, Thomas, philosoph. Schriftsteller. Vgl. Pentzhorn, Thomas A., ein Beitrag zu seiner Biographie (Berl. 1884).
Abdera in Thrakien ist neuerdings von W. Regel in seinen Ruinen genau festgestellt worden. Dieselben liegen 3 Stunden östlich von der Mündung des Mesta (Nestos), auf einem Vorgebirge 1-1½ Stunde von dem großen Dorfe Bulustra, auf welches der Name des Bischofsitzes Polystylon übergegangen ist, welcher im Mittelalter Abderas Stelle einnahm. Das nach S. vorspringende Vorgebirge hatte im O. und W. je einen Hafen, die eine Mauer mit breitem Graben verband, so die Stadt gegen N. schützend. Unter den Trümmern ist nichts Hervorragendes; der Boden wird bebaut und ist mit Steinsplittern, Ziegelsteinen und Topfscherben bedeckt. Münzen von A. werden dort häufig gefunden.
Abd ul Hamid II., Sultan. Vgl. Prinzessin von Lusignan, The twelve years' reign of H. J. M. Abd ul Hamed II. (Lond. 1889).
Abeken, 4) Christian Wilhelm Ludwig von, sächs. Justizminister, starb 15. Okt. 1890 in Dresden.
Abel, 1) Sir Frederic Augustus, Chemiker, geb. 1827 zu London, machte sich als Chemiker des englischen Kriegsdepartements um die Fabrikation der Schießbaumwolle sehr verdient, indem er das von dem Österreicher v. Lenk angegebene Verfahren wesentlich verbesserte. Auch lieferte er Studien über Wesen und Verlauf der Explosionen und brachte die Sprenggelatine in eine handlichere Form. 1883 war er englischer Regierungskommissar bei der elektrischen Ausstellung in Wien, und bei seiner Heimkehr wurde er in den Ritterstand erhoben. Seit langen Jahren ist A. allgemeiner chemischer Ratgeber der Regierung, Beisitzer der Artilleriekommission, Mitglied des Royal Engineers Committee und seit 1889 Präsident des Committee on Explosives. Er schrieb: »Gun-cotton« (1866); »On recent investigations and applications of explosive agents« (1871); »Researches on explosives« (1875); »The modern history of gunpowder« (1877); »Electricity as applied to explosive purposes« (1884). Mit Bloxam schrieb er ein Handbuch der Chemie.
2) Karl, Sprachforscher, geb. 5. Nov. 1837 zu Berlin, besuchte das Gymnasium in Frankfurt a. O., studierte in Berlin, München und Tübingen Philologie und Geschichte, machte dann Studienreisen in England, Rußland und Amerika und lebt seitdem als Schriftsteller und Privatgelehrter in Deutschland, meist in Berlin. Vorübergehend dozierte er an der Berliner Humboldt-Akademie über verschiedene Disziplinen der Sprachwissenschaft und in Oxford über indogermanische Bedeutungslehre und war als philologischer Hilfsarbeiter im Auswärtigen Amt in Berlin beschäftigt. Er schrieb außer kleinern Aufsätzen: »Koptische Untersuchungen« (Berl. 1878, 2 Bde.); »Lin-^[folgende Seite]