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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Administrationskontore; Adolf; Adramyttion; Aërenchym; Aërotropisch; Affen

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Administrationskontore - Affen.

wurde besonders bekannt als Mitbegründer der »Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft« (mit Chrysander und Spitta, Leipz., seit 1885), die er noch gegenwärtig redigiert. 1882 nahm er als Vertreter Österreichs an dem internationalen liturgischen Kongreß zu Arezzo teil.

Administrationskontore, private Unternehmungen, welchen vom Staate die Ausfertigung von Inhaberpapieren mit Koupons überlassen wird. Die Ausfertigung erfolgt auf der Grundlage der für diese A. im Großen Staatsschuldbuch nach dem Inskriptionssystem eingetragenen Rente; diese Titel werden von der Staatsschuldenverwaltung beglaubigt und zwar mit der Bestätigung, daß für dieselben der entsprechende Gegenwert im Großen Buch vorhanden sei.

Adolf, 1) Graf von Nassau, deutscher König. Vgl. Domeier, Die Absetzung Adolfs von Nassau (Berl. 1889).

6) Ehemaliger Herzog von Nassau, übernahm bei der neuen ernstlichen Erkrankung des Königs der Niederlande Wilhelm III. 6. Nov. 1890 wiederum die Regentschaft von Luxemburg und wurde durch den Tod des Königs Wilhelm III. 23. Nov. 1890 Großherzog von Luxemburg. Er hielt unter dem begeisterten Jubel der Bevölkerung 8. Dez. mit seiner Gemahlin Adelheid und dem nunmehrigen Erbgroßherzog Wilhelm seinen Einzug in die Stadt Luxemburg.

Adramyttion, die angeblich unter Krösos von Lydern gegründete Küstenstadt in Mysien, suchte man bisher stets in dem modernen Adramyti (türk. Edremid; s. d., Bd. 5), das ca. 8 km vom Meere entfernt liegt. Ihre wahre Lage auf einem 24 m hohen Trachythügel, unmittelbar am Meere, 13 km südwestlich vom heutigen Adramyti, unweit Kemér, fand kürzlich der Grieche M. Kazazi; untersucht hat sie 1888 Heinrich Kiepert. Er fand dort außer Ziegel- und Marmorstücken nur Reste eines Molo und ein verschlämmtes Hafenbecken; die Stadt hatte ca. 5 km im Umfang. Im J. 1100 wurde sie von dem türkischen Seeräuber Tzachas gründlich verwüstet und dann auf Befehl des Kaisers Alexios landeinwärts an der heutigen Stelle neu erbaut, welche im Altertum die Stadt Thebe Hypoplakie eingenommen hatte.

Aërenchym, s. v. w. Luftgewebe (s. d.).

Aërotropisch, s. Luftgewebe.

Affen. Fossile menschenähnliche A. sind bisher nur in vereinzelten Bruchstücken, bestehend in einzelnen Zähnen, Unterkiefern, Stücken von Oberarm und Schenkel, und zwar in Süddeutschland, Frankreich und der Schweiz gefunden worden, und es hat sich an jedem dieser Funde begreiflicherweise ein lebendiges Interesse geknüpft, weil man in ihnen die Brücke zwischen Mensch und Tier gefunden zu haben glaubte. Zwei Arten ließen sich bisher unterscheiden, die beide den indischen Gibbons (Hylobates) nahezustehen scheinen. Der eine (Pliopithecus antiquus) ist in einem 1857 von Lartet in den Süßwassermergeln von Sansan (Departement Gers) gefundenen Unterkiefer mit 16 Zähnen und mehreren noch im Knochen steckenden Oberzähnen aus der Braunkohle von Elgg in der Schweiz bekannt und den lebenden Gibbon-Arten so ähnlich, daß mehrere Paläontologen ihn dieser Gattung einordneten. Ein größeres Interesse knüpfte sich an eine Anzahl von etwa einem Dutzend Backenzähnen, welche die Erzwäscher in den neogenen Bohnenerzen am Mong bei Salmendingen (Schwäbische Alb) gefunden hatten, und die von den ersten Paläontologen und Anatomen ganz unzweifelhaft für Zähne von Menschen gehalten wurden, deren Dasein dadurch in die jüngere Tertiärzeit gerückt worden wäre. Nun erhielt aber Lartet 1856 aus dem mittlern Miocän bei St. Gaudens (Obergaronne) am Nordrande der Pyrenäen einen fast vollständigen Unterkiefer mit derartigen Zähnen, dessen genauere Untersuchung ergab, daß es sich um einen wirklichen A. in der Größe zwischen Orang-Utan und Schimpanse handle, der nach seinem Finder den Namen Dryopithecus Fontani erhielt und als der menschenähnlichste aller bekannten lebenden und fossilen A. galt. Er zeichnete sich außer durch die sehr menschenähnlichen hintern Backenzähne namentlich noch durch das steil abfallende Kinn aus, welches unter der Annahme, daß die Vorderzähne nicht so schräg nach vorn, wie bei andern A., gestanden hätten, auf ein schöneres menschenähnliches Profil schließen ließ als bei den andern Anthropoiden. Man knüpfte an diesen Fund die weitgehenden Schlüsse, und Albert Gaudry nahm 1878 keinen Anstand, zu vermuten, daß diesem Tier die Kohlenreste und behauenen Feuersteine zuzuschreiben seien, welche der Abbé Bourgeois in miocänen Schichten gefunden haben wollte. Man wird dadurch an die angeblich von Emin Pascha beobachteten und in Stanleys neuem Buch geschilderten Schimpansen erinnert, die ihren Weg durch den dichten nächtlichen Wald mit - brennenden Fackeln suchen sollen!

Gaudry hat seine gute Meinung vom Dryopithecus aber beträchtlich geändert, seit 1889 ein zweiter vollständigerer Unterkiefer desselben A. auf der gleichen Fundstätte ans Licht gebracht und ihm zur Untersuchung übergeben wurde. Er findet nun, daß das Gesicht bei der bedeutenden Länge des Unterkiefers durchaus nicht negerähnlich gewesen sein könne (wie Lartet behauptet hatte), daß das Gebiß ebenso stark hervorragte wie beim Gorilla und sogar stärker als beim Orang-Utan und Schimpansen und also auch des niedrigststehenden Menschen. Von besonderem Interesse sind seine Bemerkungen über die Enge des Raumes, der in diesem Unterkiefer für die Zunge übrigblieb, woran er Schlüsse über die Entwickelung des Sprachvermögens knüpft. Beim Menschen kann sich die Zunge beträchtlich, sowohl nach der Breite als nach der Länge, ausdehnen, weil die gebogenen Unterkiefer zwischen den Backenzahnreihen beträchtlichen Raum lassen, und weil die Kinnwand nicht nur sehr dünn ist, sondern sich unten nach vorn vorstreckt, wo sie den für den Menschen so charakteristischen Kinnhöcker bildet. Dadurch erhält die Zunge nach beiden Seiten wie nach vorn einen sehr freien Spielraum, namentlich wenn sie sich nach unten krümmt, was mit der hohen Ausbildung des Sprachvermögens bei höhern Rassen zusammenzuhängen scheint, denn bei tiefer stehenden Menschenrassen bemerkt man, daß sowohl der Raum zwischen den hintern Backenzähnen etwas weniger breit ist, als auch das Kinn weniger Raum gewährt, wenngleich der Unterschied nicht bedeutend ist.

Beim Schimpansen ist das Kinn im untern Teile nach hinten (statt nach vorn, wie beim Menschen) geneigt und die Backenzahnreihen sind parallel, statt nach außen gebogen zu sein, so daß der Zunge weniger Raum bleibt, sich nach vorn zu verlängern und hinten in die Breite zu strecken. Beim Orang-Utan und Gibbon ist der Breitenraum noch beschränkter, und beim Gorilla kommt eine bedeutende Verdickung der Kinnwandung hinzu, um den Längsraum weiter zu verkürzen. Nun liegen diese Verhältnisse beim Dryopithecus noch ungünstiger als selbst beim Gorilla,