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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Analyse, harmonische; Anästhesie; Anchylostomum duodenale; Anderson; Andrade; Andrássy; Andrejéwskij; Angora; Anhalt

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Analyse, harmonische - Anhalt.

wurde festgestellt, daß die optische Wirkung der beiden Chloride ihrem Mengenverhältnis proportional ist. Die Fehler der A. übersteigen nicht 0,5 Proz. Da die gewichtsanalytische Trennung von Chlorkalium und Chlornatrium sehr zeitraubend ist, so dürfte die leicht und schnell ausführbare optische A. in manchen Fällen den Vorzug verdienen.

Analyse, harmonische, s. Ebbe und Flut.

Anästhesie, s. Medizinischer Kongreß.

Anchylostomum duodenale Dubini, welcher nicht im Zwölffingerdarm, wie sein Name andeutet, sondern im obern Dünndarm lebt, wurde 1838 von Dubini in Mailand entdeckt, aber lange nicht seiner Gefährlichkeit entsprechend gewürdigt. 1852 konstatierten Griesinger und Bilharz, daß der Wurm die ägyptische Chlorose erzeugt, und bald darauf wurde nachgewiesen, daß die seit Jahrhunderten in tropischen und subtropischen Ländern beobachtete tropische Chlorose gleiche Ursache habe. Man weiß jetzt, daß der Wurm und mit ihm die Krankheit über einen sehr großen Teil der warmen und besonders feuchten Länder der Alten und Neuen Welt verbreitet ist. In Europa verursacht der Wurm die schon seit Ende des vorigen Jahrhunderts bekannte Kachexia montana in den Bergwerken Ungarns und Frankreichs. 1879 beobachtete man dieselbe Krankheit (Tunnelkrankheit) beim Bau des Gotthardtunnels und seit 1868 sicher, wahrscheinlich aber schon viel früher bei Köln (Ziegelbrenneranämie). Nach Leichtenstern ist die Krankheit auf den niederrheinischen Ziegeleien außerordentlich verbreitet und von vlämischen und wallonischen Arbeitern eingeschleppt. Diese Arbeiter arbeiten im Sommer auf den Ziegeleien, im Winter in den belgischen Bergwerken, und in letztern infizieren sie sich. Auf Ziegeleien, wo nur Lipper und Hessen arbeiten, herrscht keine Anchylostomiasis. Ein einziges infiziertes Individuum, ein Belgier, oder ein Deutscher, der längere Zeit mit Belgiern zusammen gearbeitet hat, kann eine ganze gesunde Belegschaft infizieren. Von deutschen Bergwerken sind nur zwei von der Wurmanämie befallen, und beide liegen in der Umgegend von Aachen. Die Krankheit ist auch hier direkt und indirekt von belgischen Arbeitern eingeschleppt worden. Die Eier des Wurmes werden mit den Exkrementen entleert, entwickeln sich unter günstigen Bedingungen zu einer geschlechtlich unreifen Larve, kapseln sich in ihrer eignen abgehobenen Haut ein und ruhen, bis sie gelegentlich durch den Mund in den menschlichen Körper gelangen, wo sie geschlechtsreif werden. In 1 g Kot eines mit 538 weiblichen Würmern behafteten Arbeiters zählte Leichtenstern 39,579 Eier, was einer Wochenproduktion von ca. 54 Mill. Stück entspricht. Zu verhüten ist die Infektion nur durch große Reinlichkeit; wird die gefährliche Krankheit nicht zu spät erkannt, so kann sie durch Abtreiben der Würmer mittels der gewöhnlichen Wurmmittel, am besten mit Farnkrautextrakt, leicht geheilt werden.

Anderson, Sir Henry Percy, brit. Diplomat, geb. 20. Febr. 1831 zu Brighton, studierte in Oxford, wurde 1852 im Londoner Auswärtigen Amt angestellt, war von 1861 bis 1863 der Gesandtschaft in Washington attachiert, kehrte dann nach London zurück, erhielt 1868 den Rang eines Botschaftssekretärs, übernahm im Ministerium des Auswärtigen das Dezernat über die afrikanischen Angelegenheiten, wurde im Frühjahr 1890 nach Berlin geschickt, um über die Abgrenzung der deutschen und englischen Besitzungen in Afrika zu verhandeln, und erhielt nach Abschluß des deutsch-englischen Vertrags darüber im August 1890 die zweite Klasse des Bathordens.

Andrade, Francesco d', Tenorist, geboren zu Lissabon, Schüler des Tenoristen Miraglia, trat zuerst 23. Dez. 1882 in San Remo in »Aida« auf, unternahm Kunstreisen in Italien, nach Rußland, England, Deutschland. Er zählt zu den gefeiertsten Sängern der Gegenwart, durch seine Stimmmittel und vornehmes Spiel in der italienischen Oper ebenso ausgezeichnet wie im klassischen Repertoire (Mozarts »Don Juan« u. a.).

Andrássy, Graf Julius, starb nach langen, schweren Leiden 18. Febr. 1890 in Volosca am Quarnerogolf. Er wurde feierlich bestattet, und der ungarische Reichstag beschloß die Errichtung eines Denkmals für A. auf Staatskosten. Die Dankbarkeit der Nation, die sich darin äußerte, war durch die großen Verdienste gerechtfertigt, welche sich A. durch die Regelung des Verhältnisses Ungarns zu Österreich und die Versöhnung mit der Dynastie, durch die Erwerbung Bosniens und durch den Abschluß des Bündnisses mit dem Deutschen Reich erworben hatte. Der älteste Sohn Andrássys, Graf Theodor A., geb. 1857, wurde 1890 zum Vizepräsidenten des ungarischen Abgeordnetenhauses erwählt.

Andrejéwskij, Sergei Arkádjewitsch, russ. Dichter, geb. 10. Dez. 1848 im Kreise Slawänoserbsk des Gouvernements Jekaterinoslaw, besuchte das Gymnasium in letzterer Stadt, studierte in Charkow die Rechte und trat dann ins Ressort des Justizministeriums, aus welchem er 1878 ausschied, weil er nicht als Staatsanwalt im Prozeß der Wera Sassulitsch fungieren wollte. Seitdem lebt er in Petersburg als Rechtsanwalt. Eine Sammlung Gedichte, Originale und Übersetzungen, veröffentlichte er in Petersburg 1886, denen er den Ausspruch Edgar Poes: »Die Melancholie ist die am meisten berechtigte poetische Stimmung« als Motto beifügte. Tiefe Melancholie ist denn auch der wesentlichste Charakter seiner Schöpfungen, denen auch in der Form zuweilen etwas Gedrücktes anhaftet, wenn auch der Vers musikalischen Wohllaut hat. Später erschienen neue Gedichte in verschiedenen Zeitschriften sowie zwei bemerkenswerte Studien über die russischen Dichter Barjatynskij und Nekrassow.

Angora in Kleinasien ist nach Humann (»Reisen in Kleinasien und Nordsyrien«, Berl. 1890) nicht so groß, als gewöhnlich angegeben wird (40-45,000 Einw.). Es zählt etwa 4000 türkische, 1700 armenisch-katholische, 150 armenische nichtunierte, 350 griechische und 50 jüdische Häuser, mag also höchstens 32,000 Einw. haben, vermutlich aber noch weniger, da in den letzten Jahren wegen des infolge der Heuschreckenplage eingetretenen großen Notstandes viele Menschen ausgewandert sind. Das armenisch-katholische Element ist das durch Besitz und Einfluß vorwiegende, zeichnet sich aber auch durch Immoralität aus.

Anhalt. Der Bergbau und die wichtigsten Industriezweige ergaben 1889 folgendes Resultat: An Braunkohlen wurden in 11 Werken bei einer Belegschaft von 1189 Personen 867,941 Ton. im Werte von 2,4 Mill. Mk. gefördert. An Salzen wurden in 2 Werken (im Nebenbetrieb) 97,899 T. Steinsalz im Werte von ⅔ Mill. Mk. und in 9 Werken 39,229 T. Chlorkalium und 15,821 T. schwefelsaure Alkalien im Werte von 6¼ Mill. Mk. gewonnen. Im Betriebsjahr 1888/89 waren 29 Zuckerfabriken im Betrieb, welche 64,015 T. Rohzucker und 12,676 T. Melasse produzierten. Von den 42 vorhandenen Brennereien waren 40 (meist landwirtschaftliche) im Betrieb und lieferten 33,321 hl reinen Alkohol. In 13 Eisengießereien mit 787 Arbeitern wurden Gießereiprodukte im Werte von