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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Arcadius; Archäologische Litteratur

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Arcadius - Archäologische Litteratur.

Vereins übergetreten ist, entfaltet rege Thätigkeit und hat in den letzten beiden Jahren je drei Lehrkurse (Ostern, Juli, August) von 4-8 Wochen unter zahlreicher Beteiligung von Lehrern aller Stufen abgehalten. Gleichzeitig wird aus Schweden berichtet, daß das dortige Slöjdseminar zu Nääs bei Gotenburg geradezu großartige Ausdehnung angenommen hat. Es enthält außer der Wohnung des bekannten Vorstehers Otto Solomon (Björkenääs) Werkstätten für etwa 100 Zöglinge mit den entsprechenden Räumen für Vorträge, gesellige Zusammenkünfte, Wohnung etc. In dem Jahrzehnt von 1879 bis 1889 sind dort gegen 1100 Lehrer aller Schularten für den Handfertigkeitsunterricht ausgebildet; davon etwa 900 aus Schweden, von den übrigen die Mehrzahl aus England und Finnland. Namentlich englische Lehrer strömen in Scharen herbei, so daß z. B. im letzten Jahre von 130 englischen Bewerbern über 100 zurückgewiesen werden mußten. Auch die Regierungen haben in Deutschland angefangen, der Bewegung Aufmerksamkeit zuzuwenden. Bereits 1886 bewilligte der Landtag im Königreich Sachsen 5000 Mk. jährlich zur Förderung des Arbeitsunterrichts. Im März 1889 ging auch im preußischen Landtag die Forderung von 14,000 Mk. für den neuen Staatshaushaltsetat anstandslos durch, wovon 5000 Mk. dem Verein überwiesen sind, denen der Reichskanzler aus Reichsmitteln den gleichen Betrag hinzugefügt hat. Unter den günstigsten Anzeichen konnten so der neunte Kongreß für erziehliche Knabenarbeit in Hamburg (29. Sept. 1889) und der zehnte zu Straßburg (23. Aug. 1890) abgehalten werden. Beidemal waren staatliche Behörden, städtische Verwaltungen, Vereine etc. in größerer Zahl vertreten und Gäste aus andern Ländern erschienen. Besonders bedeutsam gestaltete sich die Hamburger Versammlung, wo in beredten Vorträgen der Lehrer Rißmann aus Berlin das Interesse des Lehrerstandes und der Direktor des Hamburger Kunstgewerbemuseums, Justus Brinckmann, das Interesse des Gewerbestandes an der Förderung der Knabenhandarbeit darlegten. Nach dem Bericht des Abgeordneten von Schenkendorf bestehen (in Deutschland) die meisten A. im Königreich Sachsen, sodann in Schlesien, Provinz Sachsen, Elsaß-Lothringen, Thüringen. Er zählte (abgesehen von Werkstätten, die in Erziehungsanstalten, öffentlichen und privaten, bestehen) 65 A. an 60 Orten. Unter den Lehr- und Erziehungsanstalten, an denen der Arbeitsunterricht für die männliche Jugend eingeführt ist, befinden sich 12 Lehrerseminare, 13 Volks- und Privatschulen, 14 Waisenhäuser, 45 Knabenhorte. Im ganzen sollen 1889 in Deutschland wenigstens 180 Schülerwerkstätten an 107 Orten mit 5500 Zöglingen bestanden haben. Lehrend waren in diesen Werkstätten etc. 199 Lehrer und 48 Handwerker thätig. Mit den Kongressen für erziehliche Knabenarbeit waren auch Ausstellungen von Schüler- und Lehrerarbeiten verbunden, die neben manchen erfreulichen Erzeugnissen aber doch zeigten, was auch die Verhandlungen ergaben, daß die Ansichten über die Ziele, welche auf diesem Gebiet zu erstreben sind, noch recht weit auseinander gehen. Neben wahren Kunstprodukten, deren Herstellung den damit beschäftigten Knaben schwerlich erfrischende Erholung gegenüber der eigentlichen Schularbeit gewährt hat, sah man auch sehr einfache und rohe Arbeiten, die für die ästhetische Bildung keinen rechten Wert haben. Der Berichterstatter der »Deutschen Schulzeitung« über die Straßburger Ausstellung empfiehlt als besonders glücklich den Lehrgang des Gymnasiallehrers Fischer zu Zabern i. Els., der in naturgemäßer Folge vom Leichtern zum Schwerern fortschreitet und die Handfertigkeitsübungen thunlichst eng an das Zeichnen schließt. Auch der Beschluß des zehnten Kongresses, daß der Handarbeitsunterricht »in den städtischen Volksschulen wie an den höhern Lehranstalten, besonders aber in den Lehrerbildungsanstalten überall da, wo die Voraussetzungen gegeben sind, wahlfrei einzuführen sei«, kam nicht ohne lebhaften Widerspruch solcher Schulmänner zu stande, die von der »wahlfreien« Einführung entweder Mißerfolg oder Überbürdung, diese namentlich an den Lehrerseminaren, befürchteten.

Arcadius. Vgl. Güldenpenning, Geschichte des römischen Reichs unter A. und Theodosius II. (Halle 1885).

Archäologische Litteratur (1885-90). Die heutige Archäologie charakterisiert sich durch das massenhafte Zuströmen neuen Materials, durch Ausgrabungen und Reisen und durch die rege Teilnahme aller Kulturvölker an der Hebung dieser Schätze. Infolgedessen teilt sich die wissenschaftliche Arbeit: 1) in die Veröffentlichung neuer Funde und 2) in die geistige Verarbeitung des nunmehr gegebenen Stoffes, namentlich auch durch die vielfachen Unternehmungen, das überall zerstreute Material in Handbüchern zusammenzufassen.

I. Periodische Publikationen. Für Aufspürung und schnelle Veröffentlichung neuer Funde hat beinahe jedes Land seine eigne Organisation mit fortlaufenden Publikationen, in denen eine ganz bedeutende Arbeit niedergelegt ist. Am besten organisiert hat Italien die Berichterstattung durch die »Notizie degli scavi«, in welchen, provinzenweise geordnet, alle neuen Funde sofort aufgezählt werden. Rom speziell betrifft das »Bulletino della commissione archeologica di Roma«; außerdem hat jede Provinz und fast jede Stadt ihr eignes Organ. Frankreich hat ein archäologisches Institut in Rom und in Athen. Hauptorgan ist »Bulletin de correspondance hellénique«; dazu kommen: »Revue archéologique«, »Gazette archéologique« u. a. Deutschland ist ganz besonders thätig durch sein Archäologisches Institut, dessen Zentraldirektion in Berlin ist und Institute zu Rom und Athen hat. Organe: 1) »Antike Denkmäler«; 2) »Jahrbuch des kaiserlich deutschen archäologischen Instituts«, welches namentlich seit den letzten fünf Jahren durch eine ausgezeichnete Bibliographie hervorragt; 3) »Mitteilungen des Instituts«, die in eine römische und eine athenische Abteilung gesondert sind. Englands Interessen richten sich mehr auf Ägypten und den Orient. Für Ägypten arbeitet der »Egypt Exploration Fund«, welcher fast alle Jahre in außerordentlich praktischer Weise in relativ billiger Publikation über seine Ausgrabungen berichtet; auf Griechenland gerichtet ist das »Journal of Hellenic studies«. Sogar Amerika hat ein Archeological Institute zu Athen, welches Jahresberichte herausgibt, und sein »American journal of philology«. In Griechenland selbst ist seit langen Jahren die Archäologische Gesellschaft thätig und gibt eine vorzüglich ausgestattete Zeitung, die »Ephemeris archaiologiké«, heraus. Außerdem erscheinen jährlich Sonderberichte, die »Praktiká«, und allmonatlich seit drei Jahren ein Heft nach dem Muster der italienischen »Notizie«: das archäologische »Deltion«, welches in höchst dankenswerter Weise die neuen Funde, namentlich von Inschriften, der Gelehrtenwelt mitteilt.

II. Serienpublikationen. Außer diesen periodischen Publikationen, welche das Material bringen,