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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bacon; Bad

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Bacon - Bad.

Bacon, 3) Francis, Philosoph. Vgl. über ihn noch: Heusler, Francis B. und seine geschichtliche Stellung (Bresl. 1889); Lovejoy, Lord F. B., a critical view of his life and character (Lond. 1888); J. ^[Jules] Barthelemy Saint-Hilaire, Étude sur François B. (Par. 1890).

Bad. Eine größere Bedeutung haben in der neuesten Zeit die Volksbrausebäder erlangt, welche den unbemittelten Volksklassen die Wohlthat gesundheitsfördernder Reinigungsbäder gewähren sollen. Während das in England seit etwa 40, in Deutschland seit ungefähr 35 Jahren in Aufnahme gekommene öffentliche Badewesen die Brausebäder früher nur in Verbindung mit andern Bäderarten, Wannen-, Schwimm- und sonstigen Bädern, kannte, haben sich dieselben als selbständige und ausschließliche Form für Volksbadeanstalten erst neuerdings, insbesondere seit der 1883 in Berlin veranstalteten Hygieneausstellung, Eingang verschafft und sind seitdem mehr und mehr in Zunahme begriffen. Die Bedingung, ein warmes Reinigungsbad für einen dem Einkommen der ärmern Bevölkerungsklassen entsprechenden Preis liefern zu können, wird durch das Brausebad erfüllt. Für 10 Pf. läßt sich zur Zeit ein Brausebad von 20 Lit. und 25-28° C., Lieferung von Handtuch und Seife eingeschlossen, verabfolgen. Die technische Einrichtung des Bades ist selbstverständlich so einfach und raumsparend wie möglich. Zellen von etwa 1,5 m Länge und 1,10 m Breite werden mit einer festen Brause für warmes Wasser u. einer Schlauchbrause für kaltes (bei Frauenbädern auch für warmes) Wasser versehen. Die festen Brausen haben eine schräge Stellung, um alle Körperteile dem Strahle bequem aussetzen zu können, ohne gezwungen zu sein, Kopf und Haupthaar zu benetzen. Wände und Decken werden in Ölfarbe gestrichen oder mit Fliesen bekleidet, der Fußboden erhält einen Estrich oder Fliesenbelag mit entsprechendem Gefälle und wird unter der Brause mit einem Lattengitter bedeckt. Ein einfacher Ecksitz, darüber ein Kleiderrechen und kleiner Spiegel sowie ein in der Nähe der Brause befestigter Seifenapf vervollständigen die Ausstattung der Zellen. Diese Einfachheit, besonders aber das Fehlen jeden Badegefäßes und somit der Gelegenheit zur Ablagerung von Unreinlichkeiten und Ansteckungsträgern machen die Brausebäder namentlich vom hygienischen Standpunkt aus zu einer überaus geeigneten Form für Volksbäder. Durch Zusammenlegung einer größern Zahl von Zellen wird die Badeanstalt gebildet, zu deren Vervollständigung dann noch eine Wäscherei, eine bei kleinen Anlagen wohl gleich mit Trockenvorkehrungen verbundene Heizeinrichtung, Kasse und Warteraum, Aborte und Gerätegelasse gehören. Eine zweckmäßige Plananordnung mit Männer- und Frauenabteilung (die letztere etwas kleiner, weil die Frauen diese Badeanstalten erfahrungsmäßig weniger benutzen) gibt die Abbildung (Fig. 1 u. 2). Einfacher noch war die Anlage, mit welcher D. Grove und Lassar in Berlin auf der Hygieneausstellung daselbst 1883 das Volksbrausebad einführten. Sie bestand aus je fünf in ein kleines rechteckiges Wellblechgebäude eingebauten Zellen für Männer und Frauen. Die Zellen lagen Rücken an Rücken, mündeten auf je einen Flurgang und wurden auf der einen Schmalseite des Häuschens durch den Heiz- und Trockenraum und die Kasse, auf der andern durch den Waschmaschinenraum und je einen Abort begrenzt. Während der Ausstellungszeit vom 10. Mai bis 30. Juli haben dort 5730 Männer und 1570 Frauen, im ganzen 7300 Personen, zum Preise von je 10 Pf. gebadet. Wesentlich billiger noch stellt sich das B. für den Einzelnen bei Anstalten, wo mehrere Personen gleichzeitig in einem größern, mit zahlreichen Brausen ausgestatteten Raume baden können, wie z. B. in Kasernen, Arbeiter-Barackenlagern, Fabriken, Bergwerken etc. Wie anderorts, so ist das Volksbrausebad neuerdings besonders in Berlin und Wien in Aufnahme gekommen. In erstgenannter Stadt hat sich seine Pflege namentlich der seit 1872 bestehende Berliner Verein für Volksbäder angelegen sein lassen. Er hat mit Unterstützung der Stadtgemeinde 1888 zwei Badeanstalten eröffnet, in

^[Abb.: Fig. 1. Längenschnitt einer Badeanstalt (Brausebäder). Fig. 2. Grundriß. A Warteraum für Frauen, B für Männer, C Kasse, D 1-5 Badezellen für Frauen, E 1-7 für Männer, F Wäscherei, a Waschmaschine, b Waschkessel, c Badeofen, d Bottich mit Ringmaschine, G Trockenraum, e Rolle, f Tisch, H Utensilienkammer, J schmutzige, K reine Wäsche.]