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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chromoplasten; Chronologie; Chronothermometer; Chrysanthemum-Orden

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Chromoplasten - Chrysanthemum-Orden.

des Crédit foncier ernannt. Um das Zustandekommen und den Erfolg der Weltausstellung von 1889 erwarb er sich große Verdienste.

Chromoplasten, s. Blütenfarbstoffe.

Chronologie, Da es sich immer sicherer herausstellt, daß die Grundlagen unsrer Zeitrechnung nicht aus Ägypten, sondern aus Babylon stammen, so dürfte ein Auszug aus den neuen Veröffentlichungen von Eppinger (1889), Jensen (1890) und Bertin (1890) über den diesbezüglichen Stand der assyrischen Forschungen zur Ergänzung des im Hauptwerke Mitgeteilten dienen. Bei den alten Ägyptern, Semiten und Römern (bis Numa), wurde das Jahr in 10 Abschnitte von 36 Tagen oder von 4 neuntägigen Wochen geteilt, die also den Mondmonaten in keiner Weise entsprachen. Sie hatten bei den alten Ägyptern keine besondern Namen, und die Tage wurden nach ihrer Nummer 1-36 bezeichnet. Erst nachdem man zu einem nicht völlig genau bestimmbaren Zeitpunkte die babylonischen Mondmonate zu 30 Tagen kennen lernte, wurde eine Reform vorgenommen, und man teilte das Jahr nunmehr in Ägypten in 3 Jahreszeiten, aus 4 Monaten zu 30 Tagen. Auch jetzt bekamen die Monate noch keine besondern Namen; sie wurden vielmehr als der erste, zweite etc. Monat der betreffenden Jahreszeit bezeichnet, und ebenso war es bei den Semiten der ältern Zeit. Die Akkadier, welche in sehr früher Zeit Babylon besetzten, brachten ein Jahr von 13 Mondmonaten zu 28 Tagen, also von im ganzen 364 Tagen mit, nahmen aber in der Folge die weniger korrekte assyrische Einteilung in 12 dreißigtägige Monate an. Sie brachten diese Zeitrechnung mit dem Sonnenjahr von 365 Tagen durch einen nach bestimmter Zeit willkürlich von den Priestern eingeschobenen Schaltmonat in Einklang.

Die Akkadier hatten schon vor ihrer Besetzung Babylons ihren Monat in 4 Wochen zu 7 Tagen eingeteilt. Die siebentägige Woche scheint ursprünglich bei ihnen nichts mit den damals bekannten 7 Planeten (d. h. Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Sonne und Mond) zu thun gehabt zu haben, welche sie größtenteils als böse Geister betrachteten, die durch ihre unregelmäßigen Bewegungen die Harmonie des Himmels störten. Da sie dieselben aber anbeteten, so nannten sie schließlich die Wochentage nach denselben. Als die Akkadier die 30 tägigen Monate der semitischen Assyrier annahmen, verwarfen sie die siebentägige Woche und behielten dieselbe nur noch für die religiöse Rechnung bei. Die Semiten anderseits nahmen wohl die religiöse Woche und den siebenten Tag als vorgeschriebenen Ruhetag, aber nicht die Planetennamen der Wochentage von den Akkadiern an. Den letztern Nachweis hat A. H. Sayce aus einem assyrischen Kalender hergeleitet, welcher nach den zahlreichen akkadischen Ausdrücken, die er enthält, in seiner Urgestalt über das 17. Jahrh. v. Chr. hinausreichen muß, denn damals erlosch die akkadische Sprache. Der vorgeschriebene absolute Ruhetag, der Sabbat, wird hier durch zwei akkadische Worte ausgedrückt, welche wörtlich bedeuten: »ein Tag des Aufhörens« (der Arbeit) oder »Tag, wo es wider das Gesetz ist« (zu arbeiten). Das Wort Sabbat war übrigens den Assyrern nicht unbekannt; sie hatten dafür die Form Sabbatu, d. h. »Tag der Ruhe für das Herz«. Dieses Ziegelsteindokument beweist klar, daß der siebente Tag als Ruhetag mindestens zwei Jahrhunderte vor der Gesetzgebung am Sinai in der allerstrengsten Form schon in Assyrien beobachtet wurde.

Die später von den klassischen Völkern angenommene Sitte, die Wochentage nach den Planeten zu benennen, stammt somit aus Assyrien, und die Namen sind in derselben Reihenfolge beibehalten worden. Hinsichtlich der bei den alten Akkadiern angenommenen Reihenfolge kann kein Zweifel obwalten, wenn wir die Wochentagsnamen mit den Farben der Mauern von Ekbatana vergleichen, welche durch einen medischen Stamm erbaut wurden, der die primitive Religion der Akkadier bewahrte, und das Nämliche ergibt eine Vergleichung mit dem Material der sieben Planetentafeln, die unter dem Grundstein von Chorsabad gefunden worden sind. Einen Überblick der stattgehabten Übertragungen bis auf die altgermanischen Wochentagsnamen gibt die nachstehende Tabelle:

Materie der Tafeln von Chorsabad Farbe der Mauern von Ekbatana Römische Planetennamen Germanische Gottheiten Altdeutsche Wochentagsnamen

Gold Gold Sonne Sulis Sunnentac

Silber Silber Mond Mani Manitac

Kupfer Orange Mars Zio, Er Zenstac, Ertac

Zinn Blau Merkur Wodan Wodanstac

Eisen Rot Jupiter Donar Donarstac

Basalt Schwarz Venus Freyja Friatac

Kalkstein Weiß Saturn Sater? Saterestac

Das dem Jupiter in den Täfelchen von Chorsabad entsprechende Eisen, welches später dem Mars als Planetenmetall zugeeignet wurde, ist zu Ekbatana durch orangerote Farbe, eine Anspielung auf die Farbe des Eisenrostes, wiedergegeben worden. Das später der Venus als Spiegelmetall zugeeignete Kupfer ist hier dem Mars zugeschrieben, während der Abendstern als Dämmerungsbote durch schwarzen Basalt symbolisiert wird; nur Sonne und Mond haben bereits die ihnen auch in der Folgezeit zugeeignet verbliebenen Metalle.

Was den Kalender anbetrifft, so hat Jensen nachgewiesen, daß die Tierkreiszeichen mit geringen Änderungen schon im alten Babylon vorhanden waren; die Jahreswanderung der Sonne durch dieselben wurde in dem Izdubar-Epos versinnlicht, dem höchstwahrscheinlich die verloren gegangenen Heldengedichte von den zwölf Thaten des Herakles nachgebildet wurden. Es schildert die Begegnung des Sonnenhelden mit je einem der zwölf Tierzeichen und die dabei verrichteten Heldenthaten, wobei der mit dem biblischen ziemlich genau übereinstimmende Sintflutbericht dem Eintritt der Sonne in das Zeichen des Wassermanns entsprach und eine Episode desselben bildete. Oppert will auf einem Täfelchen des Königs Sargon auch die Erwähnung eines sogen. großen Jahres, d. h. des Jahrescyklus von 1805 Jahren, nach welchem die Mondfinsternisse in derselben Reihenfolge wiederkehren, gefunden haben.

Chronothermometer, s. Lufttemperatur.

Chrysanthemum-Orden, kaiserlich japanischer Orden (Goldblumenorden), gestiftet vom Mikado 27. Dez. 1876, wird nur an gekrönte Häupter und höchste Staatsbeamte verliehen. Die Dekoration besteht aus einem Stern in Kreuzesform von 32 weiß emaillierten, goldenen Strahlen; zwischen den vier durch verkürzte Strahlen gebildeten Winkeln befindet sich je eine Goldblume zwischen zwei grün emaillierten Blättern. Der rote Mittelschild ohne Inschrift ist von einem goldenen Ring umgeben. Den obersten Strahl verbindet eine Goldblume, deren Rückseite vier japanische Buchstaben, »Erhabene Thaten und ehrenvolle Handlungen« bedeutend, zeigt, mit einem goldenen Ring. Der Bruststern zu der erstern Dekoration ist