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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fénelon; Ferdinand I.; Fergusson; Fermat; Fernsprecher

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Fénelon - Fernsprecher.

Truppen, größte Ruhe, Zuteilung zahlreicher Pioniere mit sogen. Sturmgerät, unter Umständen auch mit elektrischen Scheinwerfern (welche selbstverständlich erst dann in Thätigkeit zu treten haben, wenn der Verteidiger den Angreifer entdeckt hat), sind Grundbedingungen des Erfolgs. Wenn auch die feindlichen Stellungen nicht beim ersten Anlauf genommen werden sollten, so wird doch sehr oft das Festsetzen in nahe vor der Hauptverteidigungslinie belegenen, taktisch wichtigen Punkten gelingen, und es wird dann darauf ankommen, diese Punkte zur hartnäckigsten Verteidigung vorzubereiten sowie ausgedehnte Schützengräben auszuheben, von welchen aus bei Tagesanbruch das Feuergefecht eröffnet werden kann, unterstützt von den rückwärtigen, gleichfalls einzuschneidenden Batterien. Wenn künstlicher Rauch entwickelt wird, so lassen sich derartige Befestigungen unter gewissen Verhältnissen auch bei hellem Tage ausführen, bez. verstärken. Bei weiterm Vorschreiten des Angriffs werden die eroberten Stellungen in der Regel gleichfalls zur Verteidigung vorzubereiten sein, so daß der ganze Kampf in vielfachen Beziehungen mit einem beschleunigen Angriff auf Festungswerke in Vergleich gezogen werden kann.

In neuester Zeit haben die der Feldbefestigung zu Gebote stehenden Mittel einen wesentlichen Zuwachs durch die mit leichten Schnellfeuerkanonen armierten Schumann-Grusonschen fahrbaren Panzerlafetten erhalten, welche seitens der deutschen Armee bereits bei verschiedenen Stellungsbefestigungen (Küstrin, Spandau, Korpsmanöver des 10. Armeekorps, Lötzen) erprobt worden sind. Nachdem die im September 1890 vom Grusonwerk angestellten Fahr- und Schießversuche mit derartigen Lafetten ergeben haben, daß die Transportfähigkeit derselben den in Zukunft bei der Verteidigung und dem Angriff allgemein zur Verwendung kommenden Festungskanonen, Haubitzen und Mörsern mittlern Kalibers gleich zu schätzen, so ist anzunehmen, daß Verteidiger wie Angreifer wenigstens bei an den Landesgrenzen geplanten Schlachten und bei günstigen Bodenverhältnissen von dieser neuen Schutzwaffe einen mehr oder weniger ausgedehnten Gebrauch machen werden.

Fénelon, François de Salignac de la Mothe. Zur Litteratur: v. Sallwirk, F. und die Litteratur der weiblichen Bildung etc. (Langensalza 1887).

Ferdinand I., Kaiser von Österreich. Ihm zu Ehren erhielt 1888 das österreichische Dragonerregiment Nr. 4 seinen Namen.

Fergusson (spr. förgösseu), Sir James, Baronet, brit. Staatsmann, geb. 1832 zu Edinburg, erzogen in Rugby, studierte in Oxford, diente von 1854 bis 1855 als Offizier bei den Gardegrenadieren und wurde in der Schlacht von Inkerman verwundet. Er trat nach dem Krimkrieg aus der Armee, vertrat 1854-1857 und 1859-68 den Bezirk von Ayrshire im Unterhaus, wo er der konservativen Partei angehörte, war von Juni 1866 bis Juli 1867 Unterstaatssekretär für Indien und von da bis August 1868 Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern. 1868-73 war er Gouverneur von Südaustralien, 1873-74 Gouverneur von Neuseeland und 1880-85 Gouverneur von Bombay. Im November 1885 wurde er für Manchester wieder ins Parlament gewählt und im August 1886 in Lord Salisburys zweiter Regierung zum Unterstaatssekretär im Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten ernannt.

Fermat, Pierre, Mathematiker. Seine Werke werden im Auftrag des franz. Unterrichtsministeriums von Tannery und Henry herausgegeben (Bd. 1, 1891).

Fernsprecher. Die ungeahnte Ausdehnung des neuen Verkehrsmittels stellte die staatlichen wie privaten Verwaltungen vor die Aufgaben: 1) durch Verbesserung der Umschaltevorrichtungen auf den großen Vermittelungsanstalten Schnelligkeit in der Bedienung und Arbeitsersparnis zu erzielen und 2) durch Vervollkommnung der Sprechapparate und des Linienbaumaterials das gesprochene Wort deutlicher, dann aber auch auf weitere Entfernungen zu übermitteln, als dies bei den bis in die neueste Zeit üblich gewesenen Konstruktionsmethoden möglich gewesen war. Der unter 1) gestellten Anforderung wird durch den sogen. Vielfachumschalter (multiple switchboard) entsprochen, welcher auf dem Grundgedanken beruht, daß jedem auf der Vermittelungsanstalt thätigen Beamten die Leitungen aller an die Vermittelungsanstalt angeschlossenen Teilnehmer von seinem Platze aus zugänglich sein müssen, und daß jeder Beamte alle bei der Herstellung und Aufhebung der Verbindung zweier Teilnehmer vorkommenden Verrichtungen selbständig ausführen kann, ohne sich von seinem Platze zu entfernen. Das von der deutschen Verwaltung angenommene Vielfachsystem ist das zuerst von Scribner angegebene. Es besteht darin, daß sämtliche Teilnehmerleitungen dauernd mit je einer in einem Leitungsstöpsel endigenden Schnur verbunden sind. In jeder Vermittelungsanstalt sind also ebensoviel Stöpselschnüre wie Leitungen vorhanden. Durch Emporheben des Leitungsstöpsels aus der Ruhelage wird der Sprech-, bez. Hörapparat des Beamten automatisch in die betreffende Leitung eingeschaltet, so daß es nach erfolgter Verständigung mit dem anrufenden Teilnehmer nur noch der Feststellung, ob die verlangte Anschlußleitung frei ist, sowie unter anderm des Einsetzens des Stöpsels in den Klinkenumschalter jener Leitung bedarf. Der Vorteil dieses neuen Systems springt sofort in die Augen: der Beamte der Vermittelungsanstalt hat stets nur mit einem Leitungsstöpsel zu hantieren. Zu 2) Vervollkommnung der Sprechapparate ist hervorzuheben, daß für den Verkehr in den Stadt-Fernsprecheinrichtungen sowie für den Fernverkehr ausschließlich Mikrophone als Geber eingeführt sind. Als Empfänger dient nach wie vor der gewöhnliche F. Unter der großen Zahl der neuerdings erfundenen Mikrophone haben sich die sogen. Kohlenpulvermikrophone sowie einige Abarten des Aderschen Mikrophons Eingang verschafft. Die erstern sind namentlich in Amerika verbreitet, wogegen in Europa das Adersche Mikrophon das Feld behauptet. Das in Deutschland gebräuchliche Mikrophon unterscheidet sich von dem Aderschen Geber nur dadurch, daß die Sprechplatte zur Erleichterung des Gebrauchs senkrecht, statt wie früher wagerecht, gestellt ist. Diese Anordnung bedingte besondere Vorrichtungen, um die Schwingungen der Sprechplatte, bez. der Kohlenstäbe in geeigneter Weise zu dämpfen. Zu diesem Zwecke kam zunächst die Filzdämpfung, neuerdings die Federdämpfung in Gebrauch.

Die Mikrophone gestatten ein erheblich leiseres Sprechen als der gewöhnliche F. und sind die eigentlichen Apparate für den Fernsprechverkehr auf weite Entfernungen, der erst durch ihre Erfindung und durch die Verwendung von Phosphorbronze- u. Siliciumbronzedraht an Stelle des Eisen- und Stahldrahts für Fernsprechleitungen möglich geworden ist (s. weiter unten unter »Bautechnik«, S. 271). Die längsten Fernsprechverbindungen sind: Paris-Marseille (1000 km), New York-Washington (450 km), Hamburg-Breslau (650 km), Berlin-Breslau (350 km), Paris-Brüssel (320 km), Porto-Lissa-^[folgende Seite]