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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Geldmarkt und Börse 1889/90

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Geldmarkt und Börse 1889/90.

Jahr Gesamtumsatz der Reichsbank davon bei der Reichshauptbank (Berlin)

1889 99708,89 31964,12

1888 84337,56 26520,75

1887 79839,10 25679,02

1886 76565,42 26153,32

1885 73199,04 24458,18

1884 71590,79 23028,45

1883 62619,71 17326,77

1882 56005,69 14704,73

1881 56336,06 15720,04

1880 52193,51 12502,77

1879 47458,75 12320,93

1878 44254,71 11616,52

1877 47541,62 13726,27

1876 36684,83 9227,25

Der Gesamtumsatz im Giroverkehr, einschließlich der Ein- und Auszahlungen für Rechnung des Reichs und der Bundesstaaten, betrug im J. 1889: 79,026,106,958 gegen 66,904,378,757 Mk. im Vorjahr. Es fielen auf Berlin 26,306,938,100 Mk. gegen 21,561,214,300 Mk. in 1888, und auf Giroguthaben wurden

1889 1888

vereinnahmt 37855035118 Mk. 31896030110 Mk.

verausgabt 37821283898 - 31928946779 -

Diese Bewegungen hatten ein durchschnittliches Giroguthaben von 239,998,000 Mk. (gegen 235,088,000 in 1888) zur Grundlage. Das durch die Reichsbank organisierte Zahlungswesen Deutschlands bildet eine der Hauptgrundlagen der Machtstellung, welche der deutsche Geld- und Kapitalsmarkt gewonnen hat, der Kapitalsmarkt, weil derselbe nur in der intimsten Verbindung mit dem Geldmarkt gedacht werden kann. Die umlaufenden Noten waren im J. 1889 mit 88,28 Proz. (gegen 96,82 Proz. im Vorjahr) Metall gedeckt. Der niedrigere Prozentsatz ist aus der Steigerung des durchschnittlichen Notenumlaufs von 933,042,000 auf 987,314,000 und dem Rückgang der durchschnittlichen Metallreserve von 903,403,000 auf 871,592,000 Mk. hervorgegangen. Am 31. Dezember 1889 lagerten bei der Bank 244,668,696 Mk. (in 1888: 436,308,886 Mk.) Gold in Barren oder ausländischen Münzen, das Pfund fein zu 1392 Mk. gerechnet. Die im J. 1889 stattgehabte Verminderung ist hauptsächlich durch Ausprägung deutscher Goldmünzen eingetreten. Der Bestand an kursfähigem deutschen Gelde ist von 422,171,997 auf 489,930,670 Mk. gestiegen. Die Ausprägung und der Verkauf (zu industriellen Zwecken) betrug im J. 1889: 203,748,252 Mk. Am 31. Dez. 1889 lagerten bei der Reichsbank 188,161 offene Depots über 2,042,261,892 Mk. gegen 175,999, bez. 1,900,526,691 Mk. im Vorjahr. Diese Angaben genügen für den Nachweis, daß die deutsche Reichsbankanstalt mit ihren 232 Bankstellen eine dominierende Stellung in Deutschland im Zahlungs- und Kreditwesen und als Wächter der deutschen Goldwährung einnimmt. Weiteres s. im Art. Reichsbank. Seit der Verstaatlichung der preußischen Eisenbahnen ist das Geschäft in deutschen Eisenbahnaktien verhältnismäßig klein geworden, und nur periodisch zeigt sich in dem einen oder andern Eisenbahnpapier ein regerer Verkehr. In der nachfolgenden Aufstellung befinden sich die an der Berliner Börse noch im Handel befindlichen deutschen Eisenbahnstammaktien, Stammprioritäten und Prioritätsobligationen nebst Betriebslänge der einzelnen Bahnen und der in den letzten beiden Jahren bezahlten Dividenden.

Bahnen Stammaktien Mark Prioritäts-Stammaktien Mark Prioritäts-Obligationen Mark Betriebslänge Kilometer Dividende in Prozent

Stammaktien Stammprioritäten

1889 1888 1889 1888

Aachen-Maastrichter 8250000 - 10582500 73,0 2⅝ 2⅜ - -

Altdamm-Kolberger 3150000 3150000 - 122,27 4,5 4,5 4,5 4,5

Altenburg-Zeitz 1905000 2205000 4500000 25,28 8 4/15 9 1/15 - 8 1/12

Breslau-Warschau 4005000 4005000 750000 55,34 0 0 1,80 2,25

Krefelder Eisenbahn 1500000 1500000 - 60,08 4,5 4,2 - -

Krefeld-Ürdingen 1000000 - - - 0 1,3 - -

Dortmund-Gronau-Enschede 18000000 3600000 - 95,49 3,75 3,25 4,5 4,5

Eutin-Lübecker 2400000 - 3276300 40,86 1,5 1 - -

Frankfurter Güterbahn 3000000 - - 4,5 0,5 4,5 - -

Halberstadt-Blankenburg 2200000 1200000 3440000 55,08 4,5 4 5 5

Ludwigshafen-Benbach 19992342 - 65174128 306 9,8 9⅞ - -

Lübeck-Büchen 18474000 - 3276300 130,43 7,75 7,5 - -

Mainz-Ludwigshafen 111900000 - 104971429 710,53 4⅔ 4½ - -

Marienburg-Mlawka 12840000 12840000 - 149,32 ⅓ 3 5 5

Mecklenburger Südbahn 2500000 3500000 - 116,46 3 3 4 4

Niederwaldbahn 1200000 - 650000 3,83 2,5 2,5 - -

Ostpreußische Südbahn (inkl. Fischhausen-Palmnicken) 13500000 13500000 22900000 261,27 3 6 5 5,5

850000 850000 - 28,08 - 4,5 - 4,5

Priegnitzer 1350000 1350000 - 44,93 0 0 4,5 4,5

Saalbahn 6750000 6750000 4500000 90,63 ⅓ 0 5 5

Unterelbe 23500000 - - 106,82 4 A 2,04 B 4 A 1⅙ B - -

Weimar-Geraer 9000000 9900000 1500000 68,65 0 0 4 3 1/8

Werrabahn 15020700 - 11955600 207,01 3 3 - -

In nachstehender Aufstellung (S. 332) zeigt sich die Zunahme der an der Berliner Börse gehandelten Wertpapiere in einem Zeitraum von zehn Jahren. Dieselbe enthält sämtliche Papiere nach ihrem Nominalwert ausgerechnet. Der am 31. Dez. 1879, resp. 31. Dez. 1889 gezahlte Kurswert würde natürlich eine wesentlich veränderte Summe ergeben, da ein großer Teil der Werte unter, sehr viele aber auch bedeutend über Pari stehen. Besonders auffällig ist die bedeutende Zunahme der deutschen Fonds, welche zum Teil aus der Verstaatlichung der Eisenbahnen entsprungen ist, wodurch sich aber zugleich auch die Abnahme der deutschen Eisenbahnstammaktien und Prioritäten erklärt. Ferner ist die Rubrik: diverse fremde Fonds ganz außerordentlich gestiegen, und zwar stammt das Mehr erst aus den letzten Jahren, in welchen an der Börse argentinische, chilenische, chinesische, griechische, mexikanische, portugiesische, schweizerische, serbische und spanische Anleihen eingeführt worden sind. Sehr bedeutend sind auch die fremden Eisenbahnwerte gestiegen, sodann ist die Zunahme der Industrie- und Montanpapiere erwäh-^[folgende Seite]