Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Handwerg; Hann von Weyhern; Hanoteau; Hansal; Hansen

400

Handwerg - Hansen.

angeblich 300 Schuß sich befindet. Durch Öffnen eines Ventils mittels des Abzugs tritt ein Tropfen Kohlensäure hinter das Geschoß, verwandelt sich in Gas und treibt das Geschoß aus dem Laufe, welches durch einen Hinterladverschluß eingesetzt wird. Bei einem von der Pariser Handelskammer veranstalteten Schießversuch wurde eine Schußweite von 30 m erzielt. Eine englische Militärkommission hat das Gasgewehr nach stattgehabten Versuchen als ungeeignet für Kriegszwecke befunden. Oberst R. Wille führt in seiner Druckschrift »Wolfram-Geschosse« (Berl. 1890) den Nachweis, daß in Zukunft unter das jetzt kleinste Kaliber von 7,5 mm aus technischen Gründen noch heruntergegangen werden kann und aus ballistischen Gründen bis auf etwa 6 mm heruntergegangen werden muß, unter der Voraussetzung, daß man ein spezifisch schwereres Metall als Blei verwendet. Vom Major Meng ist seiner Zeit Wolfram (spez. Gew. 19,129, Blei 11,25-11,39) hierfür vorgeschlagen worden, durch das schwerere Metall wird eine größere Querschnittsbelastung bei kürzerm Geschoß, also ein ballistischer Vorteil gewonnen, den Wille durch Schießversuche nachgewiesen hat. In gleicher Weise hat er die Formfestigkeit und Durchschlagskraft der Wolframgeschosse festgestellt. Wille sagt: »Gewiß gibt es eine unterste Kalibergrenze, deren Überschreitung nicht möglich ist, ohne die Wirkung der Waffe zu verschlechtern, statt zu verbessern. Welcher kleinste Seelendurchmesser aber diese Grenze bildet, wissen wir noch nicht.« Oberst Wille, nacheinander Direktor der Pulver- und Schießwollfabrik Hanau und der Artilleriewerkstatt Spandau, behauptet, daß technische Schwierigkeiten der Verwendung des Wolframs zu diesem Zwecke nicht entgegenstehen, und daß sein hoher Preis herabsinken wird, sobald die Nachfrage steigt. Vgl. Holzner, Moderne Kriegsgewehre (in »Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens«, Heft 3-5, Wien 1890); Weigener, Die 8 mm-Handfeuerwaffen in Österreich (ebenda 1889, auch Sonderausgabe); v. Loebells »Jahresberichte über die Veränderungen etc. des Militärwesens«, 1890.

Handwerg, Wilhelm, Männergesangskomponist, geb. 24. Sept. 1842 zu Querfurt, lebt als Gesangvereinsdirigent und Direktor eines Pädagogiums für Musik in Berlin, veröffentlichte viele Männerchöre (am bekanntesten »Rillus rallus« und »Am Ort, wo meine Wiege stand«), Lieder und Klavierstücke.

Hann von Weyhern, Otto Rudolf Benno, preuß. General, geb. 23. Okt. 1808 zu Lübben, trat 1824 in das 3. Husarenregiment, ward 1827 Sekondeleutnant, 1844 Rittmeister, nahm 1848 am Feldzug in Schleswig teil und trat im August in die schleswig-holsteinische Armee über, welcher er bis Mai 1850 als Oberstleutnant und Kommandeur des 1. Dragonerregiments angehörte. 1853 wurde er wieder in der preußischen Armee als Major und Direktor der Reitschule in Schwedt angestellt, 1856 Oberstleutnant und Kommandeur des 5. Husarenregiments, 1859 Oberst, 1860 Kommandeur der 7. Kavalleriebrigade, 1863 Generalmajor, befehligte 1866 in Böhmen die 2. Kavalleriedivision, wurde dann Generalleutnant und Kommandeur der 4. Infanteriedivision, die er bei Gravelotte und Champigny und in der Côte d'Or führte, und 1871 General der Kavallerie und Kommandeur des 2. Armeekorps in Stettin. Er wurde zum Chef des 5. Husarenregiments ernannt, nahm 1880 seinen Abschied und starb 2. Nov. 1890 in Frankfurt a. O.

Hanoteau, Hector, franz. Maler, starb 7. April 1890 in Briet (Nièvre).

Hansal, Martin, Afrikaforscher, geboren um 1828 zu Tajax in Mähren, war im Dienste der katholischen Mission in Gondokoro, später als österreichischer Konsul in Nubien thätig und machte sich durch seine seit 1853 häufig wiederholten Streifzüge in die Landschaften des obern Nils um die Kenntnis des Sudâns verdient. Beim Falle Chartums kam er in die Hände des Mahdi und wurde 26. Jan. 1885 getötet. Er schrieb: »Briefe aus Chartum« (Wien 1855) und lieferte in seinen Berichten an die »Österreichische Monatschrift für den Orient« interessante Beiträge zur neuesten Geschichte Ägyptens.

Hansen, 5) Theophil, Architekt, starb 17. Febr. 1891 in Wien.

6) Heinrich, dän. Maler, starb 11. Juli 1890 in Kopenhagen.

Hansen, Emil Christian, Botaniker, geb. 8. Mai 1842 zu Ribe in Jütland, trat bei einem Kaufmann, dann bei seinem Vater als Zimmermaler in die Lehre, kam 1861 auf der handwerksgebräuchlichen Wanderschaft nach Kopenhagen, besuchte hier zuerst die Kunstschule, wandte sich dann aber den Wissenschaften zu, ging, von der Not gezwungen, 1862 als Hauslehrer nach Seeland, machte 1864 das Schullehrerexamen, arbeitete ein Jahr in Kopenhagen, mußte dann wieder eine Hauslehrerstelle auf Fünen annehmen, erhielt 1866 vom Kultusministerium ein Stipendium, studierte nun am Polytechnikum in Kopenhagen Mathematik und Naturwissenschaft, absolvierte die Prüfungen und wurde dann Lehrer am Gymnasium daselbst. Als solcher machte er sein Abiturientenexamen und besuchte nun seit 1871 die Universität in Kopenhagen, um speziell Botanik und Chemie für die Zwecke der Pflanzenphysiologie zu studieren. Bald beschränkte er sich auf das Studium der niedern Pflanzen, publizierte eine Untersuchung über die Torfmoore und 1876 die von der Universität preisgekrönte Arbeit: »Fungi fimicoli danici«. Dann wandte er sich der Gärungschemie zu, arbeitete seit 1878 im physiologischen Laboratorium Carlsberg bei Kopenhagen, promovierte 1879 mit einer Arbeit über die Organismen im Bier und in der Bierwürze und wurde nun zum Direktor des Laboratoriums ernannt. Er ging zunächst an eine Neuorganisation desselben und entwarf den Plan für eine gründliche systematische Erforschung der Alkoholgärungspilze und der dieselben beeinflussenden andern Mikroorganismen. In der Ausführung dieses Planes lieferte er epochemachende Untersuchungen speziell über die Hefepilze (Saccharomyceten), suchte den Artbegriff bei den Mikroorganismen festzustellen, bereicherte die Physiologie der Zelle und studierte die Bedingungen der Veränderlichkeit der Mikroorganismen. Zugleich wandte er seine Forschungsergebnisse auf die Praxis an und schuf für die Gärungsgewerbe durch die Ermöglichung der Benutzung von Hefereinkulturen eine neue rationelle Basis. Er konstruierte 1887 mit Kühle einen Apparat zur fabrikmäßigen Erzeugung von Reinhefe, welcher seitdem in sehr vielen Brauereien mit bestem Erfolg angewandt worden ist. H. publizierte seine Arbeiten meist in den »Mitteilungen des Carlsberger Laboratoriums«. Die wichtigsten sind: »Recherches sur les microorganismes qui à différentes époques de l'année se trouvent dans l'air, à Carlsberg et aux alentours« (»Mitteilungen des Carlsberger Laboratoriums«, 1879-82); »Recherches sur la physiologie et la morphologie des ferments alcooliques« (das. 1881-91); »Untersuchungen aus der Praxis der Gärungsindustrie« (2. Aufl., Münch. 1890); »Sur la production de variétés chez les