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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hülsenfrüchte; Humbert; Humuspflanzen

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Hülsenfrüchte - Humuspflanzen.

Nutzen der Hühnerzucht. Trotz oder vielleicht wegen der großen Anzahl von Geflügelzuchtvereinen in Deutschland (und England) wird der Konsum von Eiern und Mastgeflügel durch eigne Produktion längst nicht gedeckt. Nach statistischen Erhebungen des deutschen landwirtschaftlichen Ministeriums überstieg in den 3 Jahren 1881-83 die Einfuhr von Geflügel und Eiern die Ausfuhr um nicht weniger als 447,088 Doppelzentner; es gehen demnach immer noch durchschnittlich 2,5 Mill. Mk. jährlich ins Ausland. Nur eine gründliche Reform des Vereinswesens, die Trennung des Sportes von den landwirtschaftlichen und nationalökonomischen Zwecken dienenden Vereinen, wie sie zum Teil sich bereits vollzogen hat, und die alleinige Zuwendung staatlicher Beihilfe an die letztgenannten Vereine (Geldprämien etc.) dürften ein rascheres Tempo in die Hebung der deutschen Geflügelzucht und damit einen nicht unbedeutenden Nationalgewinn herbeiführen. Auch die allgemeine Einführung des Eierverkaufs nach Gewicht wird voraussichtlich einigen Einfluß auf die Hebung des landwirtschaftlichen Betriebs der Hühnerzucht üben: überall, wo man ihn bisher eingeführt, hat er sich fördernd gezeigt.

Hülsenfrüchte, s. Lathyrismus.

Humbert, Gustave Amédée, franz. Politiker, wurde im März 1890 zum Präsidenten des obersten Rechnungshofs ernannt.

Humuspflanzen (Saprophyten, Fäulnis-, Verwesungspflanzen), von verwesenden Stoffen des Erdbodens lebende Gewächse, die jedoch nicht wie die Parasiten oder Schmarotzerpflanzen (s. d.) eine schmarotzende Lebensweise führen. Sie zerfallen in die beiden Gruppen der bleichen, chlorophyll- und laubblattlosen echten H. (Holosaprophyten) und der grünen Verwesungspflanzen (Hemisaprophyten). Von erstern sind etwa 160 Arten aus 43 Gattungen der Orchideen, Burmanniaceen, Triuriaceen, Monotropeen und Gentianeen bekannt. Vorwiegend verbreitet sind die H. in feuchtheißen, dunkeln Urwäldern der amerikanischen und asiatischen Tropenländer (so besonders die Burmanniaceen und Triuriaceen), spärlich dagegen in Afrika und Australien; in den nördlichen Ländern leben nur saprophytische Orchideen und Monotropeen, letztere der Mehrzahl nach in Nordamerika. In den Waldungen des Malaiischen Archipels, Westindiens und des äquatorialen Südamerika finden sich die H. in solcher Menge, daß sie als Vertreter der Schwämme erscheinen, welche daselbst nur spärlich entwickelt sind. Einen sonderbaren Standort hat sich eine Sciaphila am Rio Negro auf Termitenhaufen gewählt. Als einheimische Vertreter der H., die ebenfalls im tiefsten Waldesdunkel wachsen, sind die mit vogelnestähnlichem Wurzelgewirr ausgestattete, lichtbraun gefärbte Nestwurz (Neottia Nidus avis), die durch ein korallenstockähnliches Rhizom ausgezeichnete, blaßgrünliche Korallenwurz (Corallorhiza innata), das im Moder des Fichtenwaldes mit korallenartigem Wurzelstock und fadenförmigen, am Ende knollenartig anschwellenden Ausläufern wachsende Ohnblatt (Epipogon aphyllum), dessen große Blüten einen starken Duft verbreiten, sowie endlich der bleichgelbe, mit Schuppenblättern besetzte, oben eine nickende Blütentraube tragende Fichtenspargel (Monotropa Hypopitys) zu nennen. Mit Ausnahme letzterer Pflanze enthalten alle diese Gewächse nach den Untersuchungen von Wiesner Spuren von Chlorophyll, oder letzteres wird, wie bei Neottia, durch einen andern Farbstoff verdeckt, so daß also ihre Abstammung von chlorophyllhaltigen Formen kaum zweifelhaft erscheinen kann.

Unter den chlorophyllführenden Pflanzen mit ausgebildeten grünen Laubblättern ist neuerdings der Wachtelweizen (Melampyrum pratense) als wahre Humuspflanze erkannt worden, wodurch insofern ein merkwürdiger Übergang zu den Schmarotzerpflanzen hergestellt wird, als die genannte Pflanze in Zersetzung begriffene Pflanzenteile, wie abgestorbene Baumwurzeln, vermoderte Blattteile und Moosstämmchen, mit zangenartig gestalteten Saugorganen (Haustorien) umklammert und Nährstoffe damit aufsaugt. Die mit Melampyrum nahe verwandten Klappertopfarten (Rhinanthus) leben nach Koch als echte Wurzelparasiten, sind jedoch im stande, vorübergehend auch saprophytische Ernährung anzunehmen, indem sie mit ihren Haustorien gelegentlich, und zwar gegen das Ende der Vegetationsperiode häufiger, abgestorbene Gewebereste statt lebender Wurzeln ergreifen. Kerner v. Marilaun vermutet, daß auch eine große Zahl von Blattgrünpflanzen humusreicher Wiesen, ferner die Bewohner des schwarzen, graphitartigen Bodens in Mulden des Hochgebirges und eine Reihe von Moorpflanzen, die sich sämtlich schwer oder gar nicht kultivieren lassen, sich direkt von organischen Stoffen zu ernähren vermögen.

Bei allen echten H. fehlen die entwickelten Laubblätter, an deren Stelle kleine Schuppen auftreten. Ihre oberirdischen Teile sind häufig auffallend (gelb, violett, bläulich etc.) gefärbt, was nach Johow den Zweck erhöhter Augenfälligkeit des Blütenschauapparats haben soll. Der oberirdische Stengel ist fast immer sehr einfach, jedoch gibt es auch einige kletternde und starkverzweigte H. in Australien und Java. Die unterirdischen Teile bestehen entweder aus zahlreichen cylindrischen Wurzeln (Monotropa) oder aus Rhizomen, deren Wurzeln mehr oder weniger verkümmert sind und auch fehlen können (wie bei der einheimischen Corallorhiza und bei Epipogum). Die Wurzelstöcke sind einfach, ungeteilt und knollenförmig oder verzweigt oder haben die gewöhnliche Cylindergestalt; besonders charakteristisch erscheint der korallenförmige oder vogelnestartige Typus derselben. Die Wurzelhaare fehlen in den meisten Fällen, die Wurzelrinde ist dagegen mächtig entwickelt. In den Rhizomrindenzellen der meisten H. sind Wucherungen von Wurzelpilzen schon seit den Zeiten Schleidens und Schachts bekannt; auch die Wurzeln von Monotropa sind mit einem ektotrophischen Pilzmantel umgeben (s. den Art. Mycorhiza, Bd. 17). Den Pilzen kommt hierbei nach Frank die Aufgabe zu, die Erschließung des Humusstickstoffs zu bewirken, was die phanerogame Pflanze an sich nicht zu leisten vermag. An den Blättern und Stengelteilen der echten H. fehlen dem entsprechend auch die Spaltöffnungen; merkwürdigerweise finden sich dieselben aber an den Rhizomen von Epipogon und an den grünen Blattpartien von Limodorum abortivum, während die rotgefärbten, übrigen Teile dieser Orchidee die genannten Organe entbehren. Das Fehlen derselben wird durch den Mangel an Assimilationsparenchym bedingt und beweist die Unfähigkeit solcher Pflanzen, die Kohlensäure der Luft unter Lichteinfluß zu zersetzen. Das mechanische, der Festigung dienende System des Stengels ist bei mehreren Arten (z. B. Voyria tenella, Gymnosiphon tenellus) ganz außerordentlich schwach entwickelt. Sämtliche bekannte H. besitzen, ähnlich wie die Schmarotzerpflanzen, sehr kleine, ungegliederte Embryonen, eine Erscheinung, die wohl als Rückbildung aufzufassen ist. Die Triuriacee Sciaphila