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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Köppen; Koralleninseln

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Köppen - Koralleninseln.

den Teile der die Kommandos enthaltenden Scheibe, entsprechend den verschiedenen Ventilstellungen, eingeteilt werden. Unter den einzelnen Abteilungen liegt dann, im Kreise angeordnet, eine zweite Gruppe von Kontaktplatten C, über welche ein zweiter Kontaktstift des Hebels D hinstreicht. Die Kontaktplatten müssen ferner mit entsprechenden Federstiften, von denen je einer bei einer bestimmten Stellung des Ventils durch dessen Stellhebel eingedrückt wird, durch Drahtleitung verbunden sein. Die Signalglocke hört dann erst auf zu ertönen, wenn sowohl die Steuerwelle als auch der Stellhebel des Ventils richtig eingestellt sind. In ähnlicher Weise läßt sich auch auf Schiffen eine Kontrolle der Stellung des Steuerruders erreichen.

Köppen, Wladimir, Meteorolog, geb. 25. (13.) Sept. 1846 zu St. Petersburg, wurde dort und in der Krim erzogen, studierte in Petersburg, Heidelberg und Leipzig, war 1872 und 1873 Assistent am physikalischen Zentralobservatorium in Petersburg und wurde 1875 Abteilungsvorstand an der deutschen Seewarte in Hamburg. K. hat die Meteorologie auf fast allen Gebieten bedeutend gefördert, namentlich sind seine Arbeiten über periodische Witterungserscheinungen und über synoptische Meteorologie von großem Einfluß auf die Entwickelung der Witterungskunde gewesen. Er veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen in der »Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft für Meteorologie« und in der »Meteorologischen Zeitschrift« (1868-90), in den »Annalen der Hydrographie«, im »Repertorium für Meteorologie« und im »Archiv der deutschen Seewarte«.

Koralleninseln. Die riffbauenden Steinkorallen fordern eine Wassertemperatur von mehr als 19°, Abwesenheit von Verunreinigungen wie Sand, Schlamm etc. und hinreichende Nahrung. Sie sind deshalb beschränkt auf die tropischen und subtropischen Meere und auf seichtes Wasser; tiefer als 50 m unter dem Meeresspiegel gedeihen keine Riffkorallen. Sie fehlen an Flußmündungen und an solchen Stellen, wo der Wind Sand ins Meer weht. Sie sind abhängig von Strömungen, welche ihnen Nahrung zuführen. Man findet Riffkorallen an den tropischen Ostküsten, die von warmen, an Tieren reichen Strömungen bespült werden, während sie an den Westküsten mit kalten Strömungen und mit schneller Temperaturabnahme nach der Tiefe hin fehlen. Siedeln sich Riffkorallen an einer günstig gelegenen, bisher noch unbesetzten Küste an, so wird sich bald der submarine Abhang von der Ebbegrenze bis hinab zu einer Tiefe von 50 m mit Korallen bedecken. Die Breite des Korallengürtels, welcher in dieser Weise zu stande kommt, hängt von der Steilheit des submarinen Abhanges ab, den er bedeckt. Ist der Neigungswinkel α, so beträgt die Breite des Korallengürtels 50/(tg α) m. Innerhalb dieser Korallenzone wachsen die Korallen, fußend auf den Skeletten ihrer Ahnen, senkrecht empor bis zur Ebbegrenze und erreichen dieselbe selbstverständlich zuerst in der Nähe der Strandlinie. Das ebene Korallenplateau verbreitert sich und sein Rand rückt vor bis zu der Tiefenlinie von 50 m. In manchen Gegenden, wie im Roten Meere, sind diese Strandriffe viel weniger mächtig, da die Korallen dort nicht unter 20 m Tiefe zu gedeihen scheinen. An der steilen, unter Umständen 50 m hohen äußern Wand der Strandriffe wachsen die Korallen, von den heranflutenden Wogen reichlich ernährt, üppig und schnell weiter. Es entsteht also ein überhängender Teil, der endlich sich nicht mehr zu tragen vermag, von Stürmen losgerissen wird und in die Tiefe stürzt. So entstehen am Fuße der äußern Wand steile Geröllhalden, auf denen sich Korallenbrut ansetzen kann, und wenn die Bodenneigung in der Umgebung des Riffes eine sanfte ist, so kann sich das letztere sehr weit ausbreiten. Bei schnell zunehmender Tiefe ist der Zuwachs ein sehr geringer, und bei großen Tiefen wirkt der hier herrschende Reichtum des Meerwassers an Kohlensäure schnell lösend auf die Korallentrümmer, so daß das Riff über die Tiefenlinie von 1500-2000 m nicht hinauswachsen kann. Die am äußern Rande lebenden Korallen ersetzen die abgerissenen Teile, das Riff bleibt stationär.

Tritt nach Bildung eines Strandriffs eine positive Verschiebung der Strandlinien ein, steigt der Meeresspiegel, so können die Korallen nachwachsen, am schnellsten aber wegen der reichlichern Zufuhr von Nahrungsmitteln der äußere Rand des Riffes. Bei heftigen Stürmen und Erdbeben können Korallenblöcke losgerissen und aufeinander getürmt werden, so daß auf dem erhöhten Randteil des Riffes ein Damm sich bildet, welcher die gewöhnliche Flutgrenze überragt und sich allmählich mit einer Vegetation bedeckt, die nebst den Winden zu weiterer Erhöhung beiträgt. Durch diese Dammbildung am Rande wird den weiter landeinwärts wachsenden Korallen die Nahrung mehr und mehr entzogen, so daß eine Erhöhung nicht mehr stattfinden kann, daß die Korallen absterben. Sinkt nun das Land und mit ihm der Meeresboden, so wird der Rand des Strandriffs sich immer an der Meeresoberfläche halten, zwischen ihm und dem Lande aber entsteht ein Kanal, der Lagunenkanal, der nach außen durch den Rand, das Wallriff (Barrierriff), abgeschlossen wird. Bilden die Wallriffe an Küsten von Kontinenten lange, schmale Wälle, so entstehen um sinkende Inseln ringförmig geschlossene Riffe, und wenn die Insel endlich ganz versinkt, Atolle, bei denen das Riff nur eine Lagune einschließt. Kleinere Atolle besitzen ziemlich oft vollständig geschlossene Ringwälle, bei größern sind letztere von Kanälen durchbrochen. Der Boden der Lagune, welche 60-150 m Tiefe besitzt, ist mit kalkigem Sediment bedeckt, welches heftige Regengüsse vom erhöhten Riffrande abgespült haben. Die Abdachung vom innern Rande des Walles ist eine sehr sanfte, und die Vegetation reicht in der Regel bis hart an den Rand der Lagune. Tümpel und Sümpfe werden häufig am Ufer der Lagune angetroffen. Am äußern Rande des Walles ist die Vegetation durch eine sanft geneigte Flache weißen Korallensandes vom Meere getrennt. Ein wenig unter der Ebbegrenze liegendes, von schmalen Schluchten durchfurchtes Plateau erstreckt sich vom äußern Rande der Insel sanft geneigt mehrere hundert Meter weit in die offene See hinaus und bricht plötzlich mit steiler Wand ab. Dieser Steilhang ist häufig unregelmäßig und klippig, stets aber nimmt seine Neigung nach untenhin ab. Auf dem Plateau, besonders gegen den Rand hin sowie an den obern Teilen des äußern Steilhanges wachsen riffbauende Korallen. In Tiefen von 50 m und mehr findet man Bruchstücke von Korallen, welche Geröllhalden bilden und schnell miteinander zu hartem Kalkstein oder Dolomit verkittet werden, in welchem Korallenstruktur oft gar nicht mehr zu erkennen ist. Bei tiefer Ebbe brechen sich die großen Wogen der offenen See an dem Plateaurande, bei hoher Flut näher dem Strande, stets aber ist das Plateau von heftig bewegtem Wasser überflutet, welches den Korallen reichlich Nahrung zuführt und üppiges Wachstum begünstigt. Durch weitere positive Strandverschiebungen wird die Gestalt des Atolls nicht wesentlich verändert; es wächst