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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Küster; Kythera; Laboulaye; Labyrinth

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Küster - Labyrinth.

rückens; schulhygienische Vorbildung aller Lehrkräfte (um Verschwendung an Zeit und Augenanstrengung sowie Überbürdung zu vermeiden, richtigen Wechsel zwischen Schreiben, Lesen und rein geistiger Arbeit, Schonung schwacher Schüler zu erreichen etc.); Einschränkung von der Schule nicht geforderter und für die Ausbildung entbehrlicher häuslicher Augenarbeit; Beseitigung der Fraktur in Schrift und Druck. Um eine zu starke Annäherung des Auges an das Buch (30-40 cm) zu verhindern, ist erforderlich: gute Beleuchtung, zweckmäßige Konstruktion der Schulbänke und guter Bücherdruck. Die Höhe des n soll mindestens 1,5 mm betragen, der Abstand zwischen den kleinen Buchstaben zweier Zeilen mindestens 2,5 mm. Auf einer Zeile von 10 cm Länge sollen nicht mehr als 60 Buchstaben stehen und auf 1 qcm nicht mehr als 15. Die Dicke der Grundstriche muß mindestens 0,25 mm betragen und im richtigen Verhältnis zur Buchstabengröße stehen. Die Zeilenlänge soll etwa 9 cm, keinesfalls erheblich mehr als 10 cm betragen. Das Papier sei weiß, glatt, nicht glänzend. Ebenso ist weißes, glattes, nicht glänzendes Schreibpapier und tiefschwarze Tinte am zuträglichsten. Die Schiefertafeln sind verwerflich, da aber ein guter Ersatz bisher nicht beschafft werden konnte, so sind die Kinder sofort oder doch möglichst früh an das Schreiben auf Papier zu gewöhnen. Von größter Bedeutung ist eine richtige Schreibhaltung und Heftlage. Die Lage des Heftes rechts vom Schreibenden führt zu Körperverkrümmung und sekundär zu größerer Annäherung des Auges, es ist deshalb die Lage des Heftes mitten vor dem Schreibenden zu empfehlen und zwar entweder schräge Mittellage (Winkel von 30-40° mit dem Pultrand) für unsre jetzige schräge Schrift, oder gerade Mittellage für Steilschrift, für welche sehr viele Sachverständige eingetreten sind. Der Zeichenunterricht soll nicht zu früh beginnen und soll nur bei bester Beleuchtung, wenn irgend möglich bei Oberlicht stattfinden. Weibliche Handarbeiten müssen mit Berücksichtigung des Auges gelehrt werden. Gewisse feine Stickereien sind auszuschließen. Arbeitsbrillen sind für viele Schüler Vorbedingung, um eine angemessene Entfernung des Buches vom Auge zu ermöglichen. Daß durch alle hygienischen Maßregeln die K. nicht aus der Welt geschafft werden kann, ist selbstverständlich, dagegen haben Hippels Untersuchungen erwiesen, daß ihre Häufigkeit erheblich vermindert, ihr Fortschreiten zu höhern Graden gehemmt werden kann. Über den Einfluß des Berufs auf die K. sind die Kenntnisse noch lückenhaft, und die spärliche Statistik erlaubt keine allgemeinen Schlüsse. Cohn fand bei Breslauer Uhrmachern 9,7, bei Gold- und Silberarbeitern 12, bei Lithographen 45, bei Schriftsetzern 51 Proz. Kurzsichtige. Vgl. Cohn, Untersuchungen der Augen von 10,060 Schulkindern (Leipz. 1867); Emmert, Auge und Schädel (Berl. 1880); Dürr, Entwickelung der K. während der Schuljahre (Braunschw. 1884); Stilling, Untersuchungen über die Entstehung der K. (Wiesb. 1887); Hippel, Über den Einfluß hygienischer Maßregeln (Gießen 1889); Cohn, Über den Einfluß hygienischer Maßregeln. Bemerkungen zu der Schrift von Hippel (Hamb. 1890); Kirchner, Untersuchungen über die Entstehung der K. (»Zeitschrift für Hygiene«, Leipz. 1889); Weber, Über die Augenuntersuchungen etc. (Darmst. 1881); Schmidt-Rimpler, Die Schulkurzsichtigkeit u. ihre Bekämpfung (Leipz. 1890).

Küster, Ernst, Mediziner, geb. 2. Nov. 1839 auf dem Gute Kalkofen auf Wollin, widmete sich zuerst dem Bergfach, studierte dann in Bonn, Würzburg und Berlin Medizin und promovierte mit einer Arbeit über die Zuckerruhr. Nach einer Studienreise nach Prag, Wien und Paris wurde er Hilfsarzt am Hedwigs-Krankenhaus in Berlin, 1867 Assistent von Wilms am Krankenhaus Bethanien, unter dessen Einfluß er sich der Chirurgie zuwandte, und 1871 Leiter der chirurgischen Abteilung am Augusta-Hospital, dem er bis 1890 angehörte. 1875 habilitierte er sich als Privatdozent an der Universität, 1879 wurde er zum Professor ernannt, und 1890 folgte er einem Rufe als Professor der Chirurgie an der Universität Marburg. K. gilt als einer der ersten Chirurgen der Gegenwart und hat durch experimentelle Studien wie durch Beobachtungen am Krankenbett seine Wissenschaft mannigfach bereichert. Er lieferte Beiträge zur Lehre von den Geschwülsten, Studien über Neubildungen am Nabel, über die direkte Tierbluttransfusion, über die giftigen Wirkungen der Karbolsäure, über das Jodoform, ferner Beiträge zur Lehre von den Unterleibsbrüchen, dem Brustkrebs, den Kiefergelenkleiden, zur Chirurgie der Gallenblase, Studien über Brustfellentzündung, Krankheiten der Bauchspeicheldrüse, der Niere etc. Er schrieb Berichte über sein chirurgisches Schaffen am Augusta-Hospital in der Zeit von 1871 bis 1879.

Kythera. Die Stelle des berühmten, von Phönikern aus Askalon gegründeten Aphrodite-Tempels von K. wurde 1887 von H. Schliemann aufgebunden, und zwar innerhalb (nicht westlich davon, wie man früher annahm) der Umfassungsmauern der antiken Stadt K., welche in der einzigen, nach SO. sich öffnenden Strandebene der Insel lag, und deren Ruinen jetzt Paläokastro von H. Nikalaos heißen. Genau an der Stelle des Tempels steht heute die Kirche des heil. Kosmas, zu deren Bau die Bausteine aus Tuff und die acht dorischen Säulen eines ältern heidnischen Heiligtums verwendet worden sind; zwei der Säulen stehen noch an ihrer ursprünglichen Stelle.

L.

Laboulaye, Edouard, franz. Publizist. Aus seinem Nachlaß erschien: »Trente ans d'enseignement au collège de France«, Vorlesungen (Par. 1888). Vgl. Wallon, Notice sur la vie et les travaux de M. Edouard L. (Par. 1889).

Labyrinth, nach Brugsch vom ägypt. lepi, »heilige Anlage«, und re-hint, »Mündung des Kanals« (d. h. desjenigen, welcher Nil und Mörissee [s. d.] verband), also »heilige Anlage der Kanalmündung«. Die Lage des Labyrinths wurde zuerst von Lepsius richtig erkannt, kaum 2 km nördlich vom Dorfe Hauwâret el Qassab, unweit dessen der Bahr-Jussuf in das Fajum eintritt; aber was er für Reste des Labyrinths hielt, sind Häuser einer viel spätern Zeit. Das L., kürzlich von Flinders Petrie aufgedeckt, ist heute völlig zerstört, aber sein Areal, 1000 englische Fuß lang und 800 Fuß breit, ist noch zu erkennen. Es war eine Tempelanlage, aber nicht, wie sonst in Ägypten, mit