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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Laurenzi; Lavallière; Lavigerie; Lawn Tennis; Lawrence; Lazarettbeamte; Lebendiggebärende Pflanzen

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Laurenzi - Lebendiggebärende Pflanzen.

Laurenzi, Carlo, Kardinal, geb. 11. Jan. 1821 zu Perugia, ward 1843 Priester, studierte darauf die Rechte und ward 1846 Kanonikus an der Kathedrale von Perugia. Erzbischof Pecci (später Papst Leo XIII.) ernannte ihn 1847 zu seinem Generalprovikar und 1851 zum Mitglied des theologischen Kollegiums. 1853 wurde er päpstlicher Kämmerer, 1857 Erzpriester und Haupt des Domkapitels und 1877 Bischof von Amata i. p. und Verwalter der Erzdiözese Perugia. Leo XIII. berief ihn 1878 nach Rom und ernannte ihn zum Uditore und verlieh ihm 1884 die Kardinalswürde. Er ist Präfekt der Kongregation der Riten.

Lavallière, Louise etc. de, Geliebte Ludwigs XIV. Vgl. Duclos, Mademoiselle de L. et Marie Thérèse d'Autriche (Par. 1890, 2 Bde.).

Lavigerie, Charles Martial Allemand, franz. Kardinal, erklärte sich 1890 offen für den Anschluß der konservativ-klerikalen Partei an die republikanische Regierungsform, da die Monarchie tot sei; hierdurch wahre man am besten die christlichen Grundsätze und Interessen. Vgl. F. Klein, Le cardinal L. et ses œuvres d'Afrique (Par. 1890).

Lawn Tennis, s. Tennis.

Lawrence, 4) Lord John Laird Mair, brit. Staatsmann. Eine kürzere Biographie schrieb Sir Richard Temple (Lond. 1889).

Lazarettbeamte, Feldlazarettinspektor, s. Kriegsbeamte.

Lebendiggebärende Pflanzen (Plantae viviparae), Gewächse, deren Same regelmäßig schon in der Frucht keimt und dieselbe entweder auf der Mutterpflanze durchbohrt oder in gekeimtem Zustand mit der Frucht zugleich abfällt. Als Abnormität kommt diese Erscheinung auch an einzelnen einheimischen Pflanzen, z. B. bei auswachsendem Getreide in feuchten Jahren, bei Arten von Juncus, Epilobium, bei Äpfeln u. a., vor. Allein sie ist bei einigen tropischen Strandgewächsen der sogen. Mangroveformation (so z. B. bei Arten von Rhizophora, Bruguiera, Aegiceras, Avicennia) ein durchaus normaler Vorgang, welchen schon Rumphius in seinem »Herbarium Amboinense« sehr anschaulich beschrieb; jedoch wurde dieser Bericht von spätern Reisenden so entstellt wiedergegeben, daß ein endgültiges Urteil über die Sache nicht ausgesprochen werden konnte. Eine genauere Untersuchung der lebendiggebärenden Pflanzen Südasiens wurde neuerdings durch Göbel in Bentotte auf Ceylon ausgeführt, nachdem schon früher Warming in Brasilien an Rhizophora Mangle L. Beobachtungen angestellt hatte. Die einfachste Form von Viviparie unter den Mangroven besitzt Bruguiera gymnorhiza. Von den sechs im Fruchtknoten vorhandenen Samenanlagen wächst nur eine aus und füllt zuletzt den ganzen Innenraum desselben völlig. Der scheitelständige Embryo unterscheidet sich von einem gewöhnlichen dikotylen Keimling nur dadurch, daß er vier anstatt zwei Keimblätter besitzt, die unten zusammenhängen und hier eine kurze Röhre bilden; sein unter den Keimblättern befindliches (hypokotyles) Stengelglied ist anfangs noch sehr klein. Dasselbe verlängert sich aber später bedeutend, so daß es die Samenschale durchbohrt und mit der Wurzel an der Spitze in den Fruchtknotenraum hineinwächst, während die Keimblätter innerhalb der Samenschale stecken bleiben und unter Aufzehrung des vorhandenen Endosperms den Keimling ernähren. Das weiterwachsende Wurzelende des Embryos dehnt zunächst den Fruchtknoten, sprengt schließlich dessen Wand an dem griffeltragenden Teile mit einem Querriß und hebt den Griffelteil mützenartig empor. Darauf schwillt das aus der Frucht hervorgetretene hypokotyle Ende des Keimlings an und verlängert sich zu einem bis 21 cm langen und 2 cm breiten Körper von Spindelform. Durch das wachsende Gewicht des Keimlings wird inzwischen die noch immer am Baume befindliche Frucht so gedreht, daß die Wurzelspitze sich nach unten kehrt. Der auf diese Weise weit vorgeschrittene Keimling fällt schließlich (wie es scheint, ähnlich wie bei Rhizophora durch Lostrennung von den Kotyledonen) ab und gelangt in den unter den Bäumen vorhandenen Schlamm, in welchem sich das Wurzelende schnell weiterentwickelt. Häufig fallen aber auch die Keimlinge in das Wasser und werden von demselben wegen ihrer lufthaltigen Intercellularräume fortgetragen, bis sie die Brandung wieder an den Strand zurückwirft, so daß auch die Weiterverbreitung der Pflanze gesichert erscheint.

Bei Rhizophora mucronata ist besonders das Verhalten des Endosperms und die abweichende Bildung des Embryos von Bedeutung. Ersteres wächst nämlich aus dem Samenknospenmund (Mikropyle) hervor, ähnlich wie bei Rhizophora Mangle nach Warming, ohne jedoch eine arillusartige Wucherung zu bilden, und bahnt dadurch dem auskeimenden Embryo den Weg; sein hypokotyles Ende verlängert sich, wächst in das Endosperm hinein und durchbohrt dasselbe, wodurch es in die Fruchtknotenhöhle gelangt. Der Embryo besitzt an Stelle der vier Keimblätter von Bruguiera einen anscheinend soliden Keimblattkörper (Kotyledonarkörper), der jedoch eine mittlere, sehr enge Spalte mit dicht sich berührenden Rändern und im Grunde derselben die Stammknospe aufweist. Das keulenförmige Wurzelende des Keimlings durchbricht dann den stehen gebliebenen untern, ebenfalls weiter ausgewachsenen Teil des Griffels, und sein hypokotyles Glied löst sich zuletzt von dem Keimblattkörper ab, worauf das weitere Schicksal des Keimlings dem von Bruguiera ähnlich verläuft.

Auch bei Aegiceras majus, einer strandbewohnenden, strauchartigen Myrsinee mit ziegenhornähnlich gekrümmten Früchten, beobachtete Göbel Viviparie, welche insofern von der bei Rhizophora abweicht, als hier die Frucht, solange sie am Strauche festsitzt, vom Keimling nicht durchbohrt wird. Letzterer wächst aber innerhalb der Frucht zu ganz bedeutender Größe heran und füllt deren Innenraum aus, während der Same klein bleibt. Die Frucht fällt dann mit dem von ihr umschlossenen Keimling ab, schwimmt auf dem Wasser und vermittelt dadurch die Verbreitung. Endlich kommt auch bei Avicennia officinalis, einer strandbewohnenden Verbenacee, ein normales Lebendiggebären vor; auch bei dieser wächst nach Treub das Endosperm aus dem Samenknospenmund hervor, führt aber dabei den Embryo mit sich, der einen nur wenig entwickelten hypokotylen Teil hat und im Endosperm wie in einer Tasche steckt, während die beiden elliptischen Keimblätter aus jenem hervorragen. Schließlich fallen die Embryos in völlig nacktem Zustand aus der geöffneten Frucht heraus und befestigen sich an ihrem untern Ende mittels eines Kranzes von Nebenwurzeln.

Nach diesen Beobachtungen ist es unzweifelhaft, daß bei den in Rede stehenden Pflanzen normale und bis auf die Embryonalzustände zurückgreifende biologische Einrichtungen vorhanden sind, welche die merkwürdige Art des Aussäens von entwickelten Keimpflanzen an Stelle von Samen herbeiführen. Letztere steht in deutlicher Abhängigkeit von den besondern Verhältnissen der tropischen Strandvegetation, welche eine gesicherte Verbreitung und eine möglichst schnelle