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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Moskau; Muawibaum; Mücke; Mühlenexplosionen; Müller

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Moskau - Müller.

Geruch der Lösung von 1:3000 kann durch Kochen mit Ätznatronlösung noch bedeutend verstärkt werden, und dies Verhalten ist für die Verwendung der Substanz zum Parfümieren von Seife äußerst wertvoll. Auch sonst dürfte dieselbe als ein gutes Surrogat des M. zu betrachten sein, wenngleich geübte Parfümeure im stande sind, den natürlichen vom künstlichen M. zu unterscheiden.

Moskau (Statistisches). Im J. 1888 wurden 4870 Eheschließungen, 33,157 Geburten (darunter 15,065 außerehelich) und 27,696 Todesfälle verzeichnet (36,7 pro Mille). Die hohe Sterblichkeit wird bedingt durch die starke Verbreitung von Infektionskrankheiten, welche ihrerseits wieder eine Folge sind der sanitätswidrigen Zustände in vielen Häusern, in denen 52 Proz. der Wohnungen keine Aborte haben und 10 Proz. der Wohnungen sich im Keller 1-2 m unter dem Niveau der Straße befinden. Kaum die Hälfte aller Häuser ist von Stein, wobei 9/10 derselben nur ein oder zwei Stockwerke hoch sind, 1/20 drei und vier Stockwerke und fünf Stockwerke in ganz M. nur 11 Häuser haben. Die Zahl der Familienhaushaltungen beträgt nur 52,448 (63 Proz.), während 120,500 Personen (19,3 Proz.) in sogen. Kartells, in genossenschaftlicher Vereinigung, leben, eine Erscheinung, der man sonst in keiner Großstadt begegnet; hauptsächlich sind es Fabrikarbeiter, Handwerker und Handlungsgehilfen. Über 10 Proz. der Bevölkerung, 32,108 Frauen und 30,938 Männer, wohnen in Chambres garnies. Demselben patriarchalischen Gebrauch, daß sämtliche Bedienstete beim Geschäftsinhaber wohnen und keinen eignen Haushalt haben, begegnet man in den alten kaufmännischen Kreisen noch vielfach, und 12,6 Proz. der Bevölkerung gehören in diese Kategorie. Haushaltungen, welche ausschließlich aus Familienmitgliedern bestehen, zählte man 15 Proz., während in 45,9 Proz. aller Wohnungen Zimmer oder Schlafstellen in den Zimmern vermietet werden. Durchschnittlich kommen 7,9 Personen auf die Wohnung, in den Arbeitervierteln jedoch 8,7 auf ein Zimmer. - Von der Zolleinnahme Rußlands 1889 im Betrag von 138 Mill. Rubel entfielen 33¼ Mill. Rub. auf das Moskauer Hauptzollamt, was einen Rückschluß auf die Ausdehnung des dortigen Handels gestattet. Zur Einfuhr gelangen vorzugsweise Thee (1889: 630,000 Pud), Indigo (37,060 Pud), Farbstoffe, Dampfmaschinen, Eisen- und Stahlwaren, Blei, Zink, Kupfer, Spielwaren, Wein. Das städtische Budget für 1891 balancierte in Ausgaben und Einnahmen mit 8 Mill. Rubel.

Muawibaum, ein in Mosambik wachsender Baum, über welchen botanisch nichts Näheres bekannt ist. Seine Rinde soll ganz ähnliche giftige Eigenschaften besitzen wie die Sassyrinde (s. Erythrophlaeum, Bd. 5), nur soll die Wirkung bedeutend schneller und heftiger eintreten. Die Rinde dient in Ostafrika zu Gottesurteilen. Ein daraus dargestelltes Alkaloid, Muawin, ist amorph, dick sirupartig, leicht löslich in Alkohol und Äther und gleicht im allgemeinen dem Erythrophlaeïn. Die Salze konnten nicht kristallisiert erhalten werden.

Mücke, Heinrich, Maler, starb 16. Jan. 1891 in Düsseldorf.

Mücke, Franz, Männergesangskomponist, geb. 24. Jan. 1819 zu Möckern (Prov. Sachsen), Schüler von A. W. Bach und Grell in Berlin, wirkte als Gesanglehrer und Dirigent daselbst, wo er 8. Febr. 1863 als königlicher Musikdirektor starb. Schrieb viele Männerchöre (»Gott grüße dich«, »Jedem das Seine«), auch Motetten, Kantaten etc.

Mühlenexplosionen, s. Staubexplosionen.

Müller, 8) Friedrich Max, Sprachforscher, veröffentlichte in Glasgow 1888 von ihm gehaltene Vorlesungen über natürliche Religionen (deutsch von Schneider, Leipz. 1890) u. in Oxford von ihm gehaltene »Three lectures on the science of language« (Lond. 1889). An dem achten internationalen Orientalistenkongreß in Stockholm und Christiania im September 1889 nahm er als Gast des Königs Oskar von Schweden u. als einer der Präsidenten der arischen Sektion regen Anteil und hielt unter andern einen Vortrag über den Einfluß des Christentums auf die religiöse Bewegung in Indien. In England setzte er die Begründung einer 1890 in London eröffneten Unterrichtsanstalt für die lebenden Sprachen des Orients durch, die dem orientalischen Seminar in Berlin analog ist.

27) Andreas, Maler, starb 29. März 1890 in Düsseldorf.

46) Albrecht, Geolog (Bd. 17), starb 3. Juli 1890 in Basel.

Müller, 1) Paul, Bildhauer, geb. 1843 zu Mergelstetten auf der Schwäbischen Alb, kam früh mit seinem Vater, einem Fabrikinspektor, nach Stuttgart, wo er anfangs sein künstlerisches Naturell durch Ziselier- und Gravierarbeiten bethätigte, dann aber zur Bildhauerei überging und auf der Kunstschule unter Theod. Wagner studierte, worauf er zu Schilling nach Dresden ging, der den größten Einfluß auf sein Talent gewann. Reisen in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien erweiterten seinen Gesichtskreis. Seine ersten selbständigen Arbeiten, lebensgroße Büsten nach der Natur, weckten sofort das Interesse der Kenner, bei denen auch seine Porträtstatuetten (Wiederhold, Schiller, Uhland u. a.), endlich die große Statue Goethes für das Polytechnikum in Stuttgart vielen Beifall fanden. Lange blieb er dieser Neigung treu, und seine Büsten hervorragender Württemberger, wie Neher, Strauß, Gerock, Golther, zeugten von seinem außerordentlichen Talent für scharfe Auffassung des Charakteristischen, das sich rasch Bahn brach, wie ihm denn seine Büste König Karls, mehrmals ausgeführt, in diesem einen großen Gönner gewann, welcher ihn mit der schönen Aufgabe betraute, die Kolossalgruppe: Graf Eberhard im Schoße eines Hirten für den Schloßpark in Stuttgart (1881) zu fertigen, ein mächtiges, ebenso durch die Schönheit der Komposition wie durch die markige Kraft und die Wahrheit der Situation ausgezeichnetes Werk, dem ein zweiter Auftrag folgte: das Denkmal Herzog Christophs für den Schloßplatz in Stuttgart, das beim Jubiläum des Königs 1889 enthüllt wurde und durch die kräftig schöne Gestalt des populären Fürsten wie durch die im Geiste der Florentiner gehaltenen Reliefs gleich sehr fesselt. Von seinen Werken auf dem Gebiete der Idealplastik sind hervorzuheben: der Fries, Orest von den Furien verfolgt (Galerie in Stuttgart), die Braut von Korinth (nach Goethe), die Resignation, der Friedensgenius und vor allen der Achillesschild, eine Komposition mit 200 Figuren. Ein neuer Auftrag des Königs ist: die Kolossalstatue Herzogs Karl von Württemberg.

2) Ludwig August von, bayr. Minister, geb. 1846 zu Dachau bei München als Sohn eines Staatsbeamten, studierte in München die Rechte, trat in den bayrischen Staatsverwaltungsdienst, wurde 1878 Kabinettssekretär des Königs Ludwig II., 1880 Regierungsrat, dann Oberregierungsrat im Ministerium des Innern und Vorstand des statistischen Büreaus, 1887 Polizeipräsident von München und im Juni 1890 an Stelle von Lutz Kultusminister.