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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mytilene; Nádasdy; Naganowski; Nagel; Nagetiere; Nanokephalie; Napoleon

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Mytilene - Napoleon.

(Krakau 1881); »Ein Klosterraub im 17. Jahrhundert« (das. 1882); »Fürst Radziwill (Panie Kochanku) im Lichte seines Briefwechsels« (das. 1889); »Bologna und die Jubiläumsfeier« (das. 1888); »Im Schatten des Eiffelturms« (das. 1890), sowie zahlreiche andre durch Quellenkenntnis und glänzenden Stil ausgezeichnete historische und kritische Abhandlungen.

Mytilene. Nach Robert Koldewey, der in den Jahren 1885 und 1886 die antiken Reste der Insel Lesbos untersucht hat (vgl. dessen »Die antiken Baureste der Insel Lesbos«, Berl. 1890), lag der älteste Teil der Stadt M. mit der Akropolis, deren Stelle heute die 1373 von Franz Gatelusi erbaute Burg einnimmt, auf einer bis 55 m hohen kleinen Insel an der Ostküste von Lesbos. Die größere, aber jüngere Hälfte der Stadt lag auf Lesbos selbst, von dem andern Teil durch einen heute zu festem Lande gewordenen Sund getrennt. Zwei oder drei Brücken verbanden beide Stadtteile. Der Lauf der antiken, aus dem 5. Jahrh. v. Chr. stammenden Stadtmauer läßt sich im W. noch genau verfolgen; sie setzt sich auf den Dämmen fort, welche den nördlichen Hafen einschlossen, so daß dieser also innerhalb der Stadt lag. Erst zu Anfang dieses Jahrhunderts kam dieser nördliche Hafen zu gunsten des südlichen außer Gebrauch. Von antiken Gebäuden läßt sich außer zerstreuten Fragmenten nur die Stätte des Theaters nahe der höchsten Stelle der Westhälfte der Stadt nachweisen; herrlich gelegen, mit umfassender Aussicht und prachtvoll ausgestattet, gewährte es bei 107 m Durchmesser ca. 10,000 Personen Raum. Sonst sind noch die römische Wasserleitung, welche von W. her von den Quellen am Hag. Ilias kommt, und die Nekropolen vor dem Nord- und Südthor der Westhälfte der Stadt zu nennen. Der Umfang Mytilenes betrug 5 km, ihr Flächeninhalt 140 Hektar (für das perikleische Athen sind die entsprechenden Zahlen 6 km und 220 Hektar), und das meiste davon war bebaut. M. war somit weitaus die bedeutendste Stadt der Insel, zu deren Blüte besonders der treffliche, von N. wie von S. her zu erreichende Hafen beitrug, ein Vorteil, der durch die Versandung des Meeresarmes für immer vernichtet ist.

N.

Nádasdy, 3) Franz Leop., Graf von, österreich. Feldmarschall. Ihm zu Ehren erhielt 1888 das österreichische Husarenregiment Nr. 9 seinen Namen.

Naganowski, Edmund, poln. Romanschriftsteller, geb. 28. Sept. 1853 auf dem väterlichen Gut bei Gostyn im Posenschen, absolvierte das Gymnasium in Posen, lebte von 1875 bis 1879 als Hauslehrer in Paris und Rom, dann in England, wo er 1884 an der irischen Royal University den Grad eines Magister artium und eine Professur an dem Lyceum zu Waterford erlangte. Seit 1886 lebt N. in London. Seine erste Erzählung: »Hessy O'Grady«, aus dem Treiben der irischen Verschwörer, die 1886 in der »Bibliotheka Warszawska« erschien (in Buchform 1889), erweckte allgemeines Interesse. Gleichen Beifall fand sein zweiter Roman: »Das allmächtige England« (Lemberg 1890, 2 Bde.; beide erschienen englisch in Boston), sowie eine Serie von Novellen. N. ist einer der begabtesten unter den jüngern polnischen Romanschriftstellern.

Nagel, Chr. August, Geodät, geb. 14. Mai 1821 zu Grünberg bei Dresden, studierte auf der technischen Hochschule in Dresden, war dann einige Jahre als Eisenbahn- und Vermessungsingenieur thätig, wurde 1849 Assistent für Geodäsie an genannter Anstalt, 1852 ordentlicher Lehrer, 1858 Professor für das Gesamtgebiet der Geodäsie. Nagels Hauptarbeit besteht in seiner Beteiligung an den in Verbindung mit der internationalen Erdmessung unternommenen astronomisch-geodätischen Arbeiten im Königreich Sachsen, welche 1862 ihm in Verbindung mit J. ^[Julius Ludwig] Weisbach und Bruhns übertragen wurden. Nach dem Tode von Weisbach 1871 und Bruhns 1881 lag N. neben der Vollendung seiner eigentlichen Aufgabe nicht nur die Vollendung des Landesnivellements ob, sonden er mußte auch die astronomischen Beobachtungen ergänzen und berechnen und die Drucklegung der ganzen Arbeit besorgen. Diese erschien unter dem Titel: »Astronomisch-geodätische Arbeiten für die europäische Gradmessung« in vier Abteilungen: 1. Abt.: »Die Großenhainer Grundlinie« (Berl. 1882); 3. Abt.: »Die astronomischen Arbeiten« (von Prof. Albrecht, das. 1883-84, 2 Hefte); 4. Abt.: »Das Landesnivellement« (das. 1886); 2. Abt.: »Das trigonometrische Netz erster Ordnung« (das. 1890).

Nagetiere (Stellung im System). Eine Reihe von Charakteren berechtigt zu dem Schluß, daß die N. stammgeschichtlich mit den Beuteltieren verwandt sind und aus diesen sich entwickelt haben. Die Zahnbildung der N. zeigt eine auffallende Parallele mit der der Beutler, und die Reihe der Umbildungen, die das Gebiß im Verlauf der Entwickelung erlitten, läßt sich von den känguruhartigen Beutlern in einfachem Wege zu den Nagern verfolgen. Die für die Beuteltiere charakteristische Bildung des Unterkiefers, der durch den horizontal nach innen springenden Kieferwinkel ausgezeichnet ist, ist auch bei den Nagern noch angedeutet, indem bei Eichhörnchen, Mäusen und Siebenschläfern die hintere Ecke des Unterkiefers eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Beugung zeigt; umgekehrt zeigt sich bereits bei echten Beutlern das Bestreben, den Kieferwinkel von der einwärts gerichteten horizontalen Lage in eine mehr vertikale überzuführen und ihn in die gleiche Ebene wie den aufsteigenden Ast zu bringen. An den ehemaligen Besitz einer Kloake, die die Beuteltiere auszeichnet, erinnert bei den Nagern die nahe gegenseitige Lage der äußern Öffnungen des Urogenitalapparats und des Afters, die beinahe zusammenfließen und von gemeinsamen Sphinkteren umfaßt werden. Bei Beutlern und Nagern münden die beiden Hörner des Uterus mit getrennten Öffnungen in die Vagina, und beiden kommt die größte Zahl der Brustzitzen zu. Von weitern anatomischen Verhältnissen sind die Ähnlichkeit des Kehlkopfes, die Ähnlichkeit in der äußern Form und Struktur des Gehirns und die Anordnung der Spinalnerven am Rückenmark hervorzuheben. Neben diesen anatomischen Befunden sprechen vielfache und auffallende Ähnlichkeiten, welche während der Embryonalentwickelung der Beutler und Nager auftreten, dafür, daß die Nager in direkter Linie mit den Beuteltieren verwandt sind.

Nanokephalie, s. Gehirn, S. 326.

Napoleon, 1) N. I. Bonaparte, Kaiser der Franzosen. Vgl. Welschinger, Le divorce de Napoléon (Par. 1889). - Das Leben des kaiserlichen Prinzen