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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nesselrode; Neßler; Nestroy; Netto à point; Neumann; Neuralgien; Newman; Nickel; Nicolovius; Nicotera; Niederlande

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Nesselrode - Niederlande.

erwarb 1871 mit der Schrift »De Iove Homerico« die philosophische Doktorwürde, ward zuerst als Lehrer der Luisenstädtischen Gewerbeschule in Berlin angestellt, 1876 aber an das neubegründete askanische Gymnasium berufen. Seine litterarische Thätigkeit galt zunächst vorzugsweise Jean Paul, dessen erneute Geltung und Würdigung ihm Herzenssache ward. Nacheinander schrieb er: »Jean Paul und seine Zeitgenossen« (Berl. 1876), gab die »Briefe von Charlotte v. Kalb an Jean Paul und dessen Gattin« (das. 1882), die Auswahl von »Jean Pauls Werken« für Kürschners »Deutsche Nationallitteratur« heraus und vollendete schließlich in »Jean Paul. Sein Leben und seine Werke« (Berl. 1889) die umfassendste und liebevoll eingehendste Biographie seines Lieblingsdichters. Außerdem gab N. »Arnold Ruges Briefwechsel und Tagebuchblätter aus den Jahren 1825-80« (Berl. 1886, 2 Bde.) heraus und schrieb: »Herr v. Treitschke und das junge Deutschland« (das. 1890).

Nesselrode, Karl Robert, Graf von, russ. Diplomat. Vgl. »Correspondance diplomatique du comte Pozzo di Borgo et du comte de N. 1814-18« (hrsg. vom Grafen Karl Pozzo di Borgo, Par. 1890).

Neßler, 2) Viktor, Komponist, starb 28. Mai 1890 in Straßburg.

Nestroy, Johann Nepomuk, Komiker und Possendichter. Seine »Gesammelten Werke« werden von Chiavacci und L. Ganghofer herausgegeben (Stuttg. 1890 ff., 12 Bde.).

Netto à point, Ausdruck im Wechselverkehr, s. v. w. genau auf den Punkt. Wechsel werden N. gekauft und N. ausgestellt, wenn sie von den Käufern in bestimmten Beträgen verlangt und von den Verkäufern in den gewünschten Beträgen ausgeschrieben werden. Der Bankier, welcher eine gewisse Summe an einem andern Platze auszuzahlen hat, schreibt so viele Appoints in Wechseln aus, bis diese Summe voll wird.

Neumann, Karl Johannes, deutscher Geschichtsforscher, geb. 9. Sept. 1857 zu Glogowo in der Provinz Posen, studierte 1875-80 in Leipzig und Tübingen Philologie und alte Geschichte, erwarb sich 1880 zu Leipzig mit einer Dissertation: »Juliani Imperatoris librorum contra Christianos quae supersunt«, die philosophische Doktorwürde, habilitierte sich 1881 an der Universität Halle als Privatdozent der alten Geschichte, ward 1884 außerordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Altertumswissenschaft an der Universität Straßburg und 1890 ordentlicher Professor daselbst. Er schrieb: »Kaiser Julians Bücher gegen die Christen. Nach ihrer Wiederherstellung übersetzt« (Leipz. 1880); »Strabons Landeskunde von Kaukasien« (das. 1883); »Ludwig Lange. Ein Nekrolog« (Berl. 1886); »Der römische Staat und die allgemeine Kirche bis auf Diokletian« (Leipz. 1890 ff.).

Neuralgien, s. den Bericht: Balneologische Gesellschaft, S. 89.

Newman, John Henry, Kardinal, starb 11. Aug. 1890 in Edgbaston. Seine Biographie schrieben: J. S. ^[Joseph Smith] Fletcher (Lond. 1890) und Hutton (das. 1890).

Nickel. Galvanisch vernickelte, noch mehr nickelplattierte Geräte haben in der neuesten Zeit weite Verbreitung in der Küche gefunden. Die schöne Farbe, die große Härte und Politurfähigkeit und die Widerstandsfähigkeit gegen lösende und oxydierende Einflüsse von Luft, Wasser und schwachen Säuren befähigen das N. für solche Verwendung in hohem Grade. Allerdings ist festgestellt, daß Säuren aus Nickelgeräten N. aufnehmen, selbst Milch wird bei längerm Stehen in solchem Geschirr nickelhaltig. Die Wiener Sanitätsbehörde hat daraufhin die Verwendung vernickelter Kochgeschirre für bedenklich erklärt. Jedenfalls wirken aber Nickelsalze viel weniger giftig als Kupfersalze, und längere Zeit fortgesetzte Aufnahme kleiner Nickelmengen erwies sich als unschädlich. 0,20 g Nickelsulfat und 0,18 g Nickelchlorür erzeugen bei vielen Individuen Übelkeit und Erbrechen. Vernickelte Geschirre können unbedenklich für die Küche empfohlen werden, nur sollte man sie nicht ganz sorglos und jedenfalls nicht zur längern Aufbewahrung von Speisen und Getränken benutzen.

Nicolovius, Georg Heinrich Ludwig, preuß. Schul- und Staatsmann, geb. 13. Jan. 1767 zu Königsberg i. Pr, studierte 1782-89 in seiner Vaterstadt erst die Rechte, dann Theologie, neben beiden unter Kant Philosophie und ward 1789 Kandidat des Predigtamtes. Längere Reisen brachten ihn während der folgenden Jahre in Verbindung mit den Jacobis in Düsseldorf, mit dem Münsterschen Kreise Fürstenbergs und Overbecks, mit Klopstock, Claudius, Graf F. L. von Stolberg, Lavater, Pestalozzi, Goethe, dessen Nichte Luise Schlosser er heiratete. 1795-1805 war N. Sekretär der fürstbischöflichen Regierung zu Eutin und trat dann als Konsistorialrat zu Königsberg in den preußischen Dienst; 1808 ward er Rat im Ministerium des Innern und Leiter der Sektion für Kultus und Unterricht. Während der Befreiungskriege gehörte er dem engern Kreise begeisterter Patrioten an, in dem er sich mit Fichte, Schleiermacher, Niebuhr u. a. zusammenfand. In dem 1817 neuerrichteten Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten übernahm N. die Stelle eines Direktors der Unterrichtsabteilung, die er bis zum Übertritt in den Ruhestand (1839) bekleidete. Er beförderte das Schulwesen im Sinne Pestalozzis und sorgte persönlich besonders für die Universitäten nach Kräften, hatte aber oft zwischen den Gegensätzen der Zeit einen schweren Stand und war zu einer Vorsicht genötigt, die ihm auf beiden Seiten Mißtrauen zuzog. Er starb 2. Nov. 1839. Vgl. seines Sohnes Alfred N. »Denkschrift auf G. H. L. N.« (Bonn 1841).

Nicotera, Giovanni, Baron, ital. Staatsmann, übernahm im Februar 1891 nach dem Sturz Crispis im Ministerium Rudini das Portefeuille des Innern.

Niederlande. Die Einwohnerzahl der Niederlande wurde Ende 1889 auf 4,548,596 Seelen berechnet. Die Resultate der am 31. Dez. des Jahres 1889 gehaltenen Volkszählung sind noch unbekannt. Von der Bewegung der Bevölkerung während der letzten 5 Jahre vor 1889 gibt nachfolgende Tabelle ein Bild:

Jahre Mittlere Bevölkerung Eheschließungen Lebendgeborne Totgeborne

Zahl von 1000 Seelen Zahl von 1000 Seelen Zahl von 1000 Seelen

1884 4251669 30528 7,2 148480 34,9 7600 48,6

1885 4307142 29894 6,9 148028 34,4 7792 50,0

1886 4363434 30298 6,9 150851 34,6 7807 49,2

1887 4420864 30924 7,0 149157 33,7 7749 49,4

1888 4478401 30862 6,9 151094 33,7 7771 48,9

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Jahre Sterbefälle Überschuß der Lebendgebornen über die Gestorbenen

Zahl von 1000 Seelen Zahl von 1000 Seelen

1884 94413 22,2 54067 12,7

1885 90304 21,0 57724 13,4

1886 95289 21,8 55642 12,7

1887 87093 19,7 62064 14,0

1888 91249 20,4 59853 13,4