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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Parnell; Parseval; Pascal; Pasi; Paßworte; Pastor; Patentwesen

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Parnell - Patentwesen.

durch die Einführung des Handfertigkeitsunterrichts in den Volksschulen gesorgt. Die Haupteinnahmequelle des Pariser städtischen Haushalts ist der Oktroi. Derselbe ergab im J. 1889: 150,774,403 Fr. (gegen 141 Mill. im Vorjahr). Hierzu lieferten Getränke 64,1, andre Flüssigkeiten 18,4, Eßwaren 34,2, Brennmaterialien 13,8, Baumaterialien 6,7, Viehfutter 5,3, Nutzholz 4,8 Mill. Fr. etc. Im J. 1890 beschäftigte man sich in P. vielfach mit der Frage der Fleischzufuhr. Das Verbot der Einfuhr lebenden Viehs aus dem Ausland hat, da die französische Viehzucht nicht den Bedarf befriedigen kann, eine große Steigerung der Einfuhr von Fleisch, insbesondere von geschlachteten Hämmeln und namentlich aus Deutschland, zur Folge gehabt, wodurch eine Reihe von Gewerben und Arbeitern, als Metzger, Gerber, Fettschmelzer, Darmreiniger etc., ganz oder teilweise um ihren Verdienst gekommen sind; alle diese geschädigten Interessenten sind natürlich gegen die Einfuhr von Fleisch und verlangen, daß die Einfuhr von lebendem Vieh wieder gestattet werde. Dagegen hat die Regierung, gestützt auf die Partei der Agrarier, die Bewegung durch den Hinweis auf die steigende Einfuhr von Schafen aus Algerien zu beschwichtigen versucht. - Über die Anlage der Pariser Markthallen vgl. den besondern Artikel (mit Plan, S. 600 dieses Bandes).

Parnell, Charles Stewart, irischer Politiker, ging aus der durch ein Gesetz vom 11. Aug. 1888 angeordneten Untersuchung über seine Mitschuld an den in Irland vorgekommenen politischen Verbrechen ohne Schädigung seiner Stellung hervor, indem eine Reihe angeblicher Briefe von ihm, welche die »Times« veröffentlicht hatte, als gefälscht entlarvt wurden. (Vgl. Dicey, The Verdict; a tract on the political significance of the Report of the P. Commission, Lond. 1890.) Allein ein andrer Prozeß, der im Anfang des Jahres 1890 gegen ihn eingeleitet wurde, ward ihm gefährlicher; am 17. Nov. wurde P. von den Londoner Geschwornen des Ehebruchs mit der Gattin seines vertrauten Freundes, des irischen Kapitäns O'Shea, schuldig gesprochen. Zwar wählten ihn nichtsdestoweniger nach der Eröffnung des Parlaments 25. Nov. die Mitglieder der irischen Homerulepartei abermals zu ihrem Führer; allein innerhalb der liberalen Bundesgenossen der Iren machte sich eine lebhafte Bewegung gegen ihn geltend, und Gladstone erklärte in einem der Öffentlichkeit übergebenen Schreiben, daß er keinen fernern Verkehr mit P. pflegen könne und sich von dem Kampfe für irische Selbstregierung zurückziehen würde, wenn dieser die Führung innerhalb derselben behalte. P., der auf seine leitende Stellung unter keinen Umständen verzichten wollte, antwortete mit einem Manifest an das irische Volk, in welchem er über angebliche frühere Verhandlungen mit Gladstone berichtete und diesen beschuldigte, die Sache der Irländer nicht ernstlich und den Wünschen des Volkes entsprechend zu vertreten. Infolgedessen kam es zu äußerst erbitterten Verhandlungen innerhalb der irischen Partei und schließlich 8. Dez. zu einer Spaltung derselben, indem die Mehrheit P. der Führerschaft entsetzte und nur etwa 25 Abgeordnete demselben treu blieben.

Parseval, Otto von, bayr. General der Infanterie, geb. 23. Dez. 1827 zu Landau, wurde 1846 Unter-, 1850 Oberleutnant, 1859 Hauptmann, 1870 Major, machte den Krieg von 1870/71 zuerst als Generalstabsoffizier im Stabe des kommandierenden Generals des 1. Armeekorps unter General Freiherr v. d. Tann, dann als Bataillonskommandeur im 2. Infanterieregiment mit, wurde 1872 zum Oberstleutnant befördert, 15. Dez. 1875 zum Kommandeur des Leibinfanterieregiments und im folgenden Jahre zum Obersten, 1883 zum Generalmajor und Kommandeur der 3. Infanteriebrigade, 1887 zum Kommandeur der 3. Division, 9. Mai 1890 zum kommandierenden General des 2. Armeekorps (Würzburg) und 29. Okt. 1890 zum General der Infanterie ernannt. Er schrieb einen »Leitfaden für den Unterricht der Infanteristen und Jäger bei der königl. bayrischen Armee« (23. Aufl. von H. v. Zwehl, Münch. 1890).

Pascal, Blaise, Mathematiker und Philosoph. Seine Biographie schrieb noch der Akademiker J. ^[Joseph] Bertrand (Par. 1890).

Pasi, Raffaele, Graf, ital. General, geb. 19. Dez. 1819 zu Faenza, beteiligte sich in seiner Jugend an der von Renzi geführten Verschwörung gegen die päpstliche Regierung und flüchtete sich nach deren Niederwerfung nach Toscana, wo man ihn 2 Monate lang gefangen hielt, dann aber nach Paris entkommen ließ. 1848 kämpfte er für die venezianische Revolution, ging dann nach der Romagna und diente der republikanischen Regierung Roms als Oberst im 6. Linienregiment. Nach der Einnahme Roms durch die Franzosen floh P. nach Piemont und trat 1859 mit dem Grade eines Majors in die sardinische Armee ein. Er zeichnete sich bei der Einnahme Narnis und bei dem Angriff auf Gaeta aus, wurde 31. Dez. 1863 zum Obersten ernannt und befehligte während des Krieges von 1866 das 5. Infanterieregiment; für seinen Angriff auf Montesabbione 24. Juni 1866 erhielt er die goldene Tapferkeitsmedaille. Nach der Befreiung Roms wurde P. 1870 zum Regierungskommissar im Bezirk von Velletri ernannt und für seine Vaterstadt Faenza in die Deputiertenkammer gewählt. 1872 wurde P. zum Generalmajor, 1880 zum Generalleutnant und 1882 zum ersten Generaladjutanten des Königs Humbert ernannt, zu dem er in den vertrautesten Beziehungen stand. P. starb 7. Jan. 1890 in Rom.

Paßworte, s. v. w. Erkennungsworte (Parole), werden unter anderm bei Hinterlegung von Wertpapieren bei Banken in einem beigegebenen verschlossenen Schreiben aufnotiert, um, falls der Hinterlegungsschein verloren geht, durch Vorlegung der P., welche mit den in jenem Schreiben enthaltenen übereinstimmen, eine Erleichterung der Herausgabe der Effekten zu erwirken.

Pastor, Ludwig, Geschichtsforscher, geb. 31. Jan. 1854 zu Aachen, studierte 1875-78 in Bonn, Berlin und Wien Geschichte, erlangte 1878 in Graz die philosophische Doktorwürde, habilitierte sich 1880 zu Innsbruck als Privatdozent der Geschichte und wurde 1886 außerordentlicher, 1887 ordentlicher Professor der Geschichte daselbst. Für seine Studien unternahm er wiederholt Reisen nach Italien, Deutschland und Frankreich, um die dortigen Archive, namentlich das vatikanische Archiv zu Rom, zu durchforscht. Er schrieb: »Die kirchlichen Reunionsbestrebungen während der Regierung Karls V.« (Freiburg 1879); »Die Korrespondenz des Kardinals Contarini während seiner deutschen Legation« (Münst. 1880); »Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters« (Freiburg 1886-89, Bd. 1 u. 2, bis zum Tode Sixtus IV. reichend; auch ins Französische, Italienische, Englische und Spanische übersetzt), sein Hauptwerk, bestimmt, die päpstliche Politik zu rechtfertigen.

Patentwesen. Das deutsche P. weist unter dem Gesetz vom 25. Mai 1877 eine umfangreiche Entwickelung auf, wie aus folgenden Zahlen hervorgeht: