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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Phosphorographie; Photoelektrische Erscheinungen; Photometrie

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Phosphorographie - Photometrie.

zahlreicher Untersuchungen von Delisle, Tulasne, Fabre und zuletzt von Arcangeli gewesen, woraus sich ergab, daß Hut, Lamellen, Stiel und selbst das innere Gewebe in allen Entwickelungsstufen und weithin (ca. 11 m) erkennbar leuchten, und daß dieses Leuchten von einem physiologischen Prozeß, wahrscheinlich der Atmung, herrührt und mit einer geringen Wärmeerhöhung verbunden ist, die wahrscheinlich auf der Oxydation eines Eiweißstoffes beruht. Daher erklärt sich, daß das Leuchten in einem Behälter mit Kohlensäure, Kohlenoxyd, Wasserstoff, Stickstoff etc. sowie in Wasser, welches durch Kochen von Luft befreit wurde, rasch erlischt, in freier Luft aber nach dem Herausnehmen mit verstärkter Kraft wiederkehrt. Das Leuchten beginnt bereits bei einer Lufttemperatur von 3-4°, erreicht bei 8-10° sein Maximum und wird durch Eintauchen in Wasser von 50° vernichtet. Vgl. Gadeau de Kerville, Les animaux et les végétaux lumineux (Par. 1890); Holder, Living lights (Lond. 1887).

[Phosphoreszenz der Leuchtkäfer.] Langley hat das vom Cucujo (Pyrophorus noctilucus) ausgestrahlte Licht hinsichtlich seiner Zusammensetzung mit dem Spektrophotometer und hinsichtlich seiner Wärmewirkung mit dem Bolometer untersucht. Der Cucujo (s. Feuerfliege, Bd. 6) trägt drei leuchtende Flecke, zwei rundliche beiderseits auf der Oberseite des Brustschildes und einen größern, heller leuchtenden an der Unterseite des Hinterleibes. Das kontinuierliche Spektrum des ausgestrahlten Lichtes erstreckt sich vom Grünblau (Fraunhofersche Linie F) bis ins Orangerot (nahe der Linie C), erscheint aber weitaus am hellsten im Gelbgrün (nahe bei E). Vergleicht man das Licht des Käfers mit Sonnenlicht, das bis zur gleichen Gesamtlichtstärke abgeschwächt wurde, so erscheint dieses Gelbgrün weit heller als im Sonnenspektrum, obgleich sich letzteres von hier aus nach beiden Seiten hin weiter ausdehnt. Die Untersuchung der Wärmewirkung mit dem Bolometer ergab, daß das Licht des Leuchtkäfers keine unsichtbaren Wärmestrahlen enthält wie dasjenige der gewöhnlichen Lichtquellen, und daß die geringe Wärmewirkung, die es hervorbringt, nur von der Energie herrührt, welche den leuchtenden Strahlen selbst innewohnt. Da die Fläche des Bolometers, auf welche die Strahlung wirkt, mit Ruß geschwärzt ist, der als völlig schwarzer Körper alle Strahlengattungen vollständig absorbiert und ihre gesamte Energie in Wärme verwandelt, so sind die Bolometerangaben den an jeder Stelle des Spektrums vorhandenen Energiemengen proportional. Errichtet man daher auf der Skala der Wellenlängen als Abscissenachse in jedem Punkte die zugehörige, durch das Bolometer angegebene Wärmewirkung als Ordinate, so stellt die so gewonnene Kurve die Verteilung der Energie im jeweils betrachteten Spektrum anschaulich dar.

In dieser Weise zeigt in der beigegebenen Figur die Kurve A die Energieverteilung im Spektrum einer Gasflamme, die Kurve B im Spektrum des Lichtes des Cucujo. Der sichtbare Teil, das Lichtspektrum, reicht nur von der Wellenlänge 0,4 μ bis 0,7 μ (μ = 1 Mikron = 0,001 mm), d. h. vom Violett bis Rot; von 0,76 μ bis 3,0 μ und noch weit darüber hinaus erstreckt sich das Gebiet der unsichtbaren ultraroten Strahlen, welche nur Wärmewirkung, aber keine Lichtwirkung hervorbringen. Bei der Gasflamme gehört der weitaus größte Teil ihrer Strahlung dem letztern Gebiet an, mit einem Maximum bei 1,6 μ, die Strahlung des Leuchtkäfers dagegen fällt ganz in das sichtbare Gebiet, mit dem Maximum bei 0,57 μ. Die Gesamtenergie der ganzen Strahlung wird dargestellt durch die zwischen Abscissenachse und Energiekurve enthaltene Fläche. Die auf der Ordinatenachse aufgetragene Skala der Energien ist so gewählt, daß in beiden Fällen die Gesamtenergie die nämliche ist. Während der Gipfel der Energiekurve der Gasflamme (bei 1,6 μ) nur bis 700 hinaufsteigt, müßte die Energiekurve der Strahlung des Leuchtkäfers bis zum Teilstrich 3700 emporragen, so daß die letztere Kurve in dem beschränkten Raume der Zeichnung nur zum kleinsten Teile Platz fand. Während bei der Strahlung des Leuchtkäfers die gesamte Energie als Licht auftritt, wird von der Gasflamme nur 1 Proz. der Gesamtenergie als sichtbare Strahlung ausgegeben, die übrigen 99 Proz. gehen als unsichtbare Wärme für den Beleuchtungszweck verloren. Ähnliches gilt für alle unsre künstlichen Lichtquellen; wir vermögen industriell Licht nur zu gewinnen, indem wir den größten Teil der disponibeln Energie in Form von dunkler Hitze vergeuden. Langley nennt daher das Licht des Leuchtkäfers, wo die gesamte Energie der in seinem Leuchtorgan vor sich gehenden chemischen Prozesse in sichtbare Strahlung umgesetzt wird, die wohlfeilste Form von Licht. Die Natur bringt dieses billigste Licht hervor um etwa den 400. Teil der Kosten der Energie, die in einer Kerzenflamme verbraucht wird.

^[Abb.: Wellenlängenverteilung.]

Phosphorographie, s. Ultrarotes Spektrum.

Photoelektrische Erscheinungen, s. Lichtelektrische Erscheinungen.

Photometrie. Das Photometer vom Prof. Leonhard Weber, welches zur Messung der Lichtstärke von Flammen, elektrischen Glühlichtern etc. sowie zur Messung der durch Tageslicht oder künstliche Lichtquellen hervorgebrachten diffusen Beleuchtung sehr geeignet ist, besteht aus einem horizontalen, festen Rohre A (Fig. 1) und aus einem beweglichen, rechtwinkelig zu A drehbaren Rohre B. Das feste Rohr A wird von einer Säule getragen; an seinem

^[Abb.: Fig. 1. Webers Photometer.]