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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Plimsoll; Plunket; Pneumathoden; Podbertsky; Polack; Polanski; Polhöhe

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Plimsoll - Polhöhe.

Die oben aufgeworfene Frage nach dem Verhältnis der amerikanischen und europäisch-asiatischen P. erscheint somit gelöst; sie laufen in eine durch einen großen Teil der Tertiärzeit zu verfolgende und während derselben außerordentlich verbreitete Stammform (P. aceroides) zusammen, welche ihrerseits wieder zu einer eocänen (P. Haydeni) und diese zu einer kretaceischen Art (P. primaeva) in deutlichem Abstammungsverhältnis steht. Die Platanen liefern auf diese Weise ein neues und höchst einfaches Beispiel für eine Stammentwickelung, die sich in der Mehrzahl ihrer Glieder durch mehrere geologische Formationen bis zur Gegenwart verfolgen läßt und die lebenden Arten in unleugbare genetische Beziehungen zu den ausgestorbenen setzt. Zugleich bietet das Auftreten allmählich in der Form weiter fortschreitender Blätter an den Frühlings-, Sommer- und Herbsttrieben unsrer europäischen P. eine abkürzende Wiederholung der gesamten Stammgeschichte der Art dar, Vgl. Janko, Abstammung der P. (in Englers »Jahrbüchern für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie«, Bd. 11).

Plimsoll, Samuel, engl. Philanthrop, geb. 10. Febr. 1824 zu Bristol, trat daselbst bei einer Brauerei in Dienste, verlor 1854 in London sein erspartes Vermögen durch Errichtung eines selbständigen Kohlengeschäfts, das nicht rentierte, arbeitete sich aber unter vielen Entbehrungen wieder empor und begründete ein zweites Kohlengeschäft, das sich behauptete. Schon früh hatte er sich für die Mißstände in der englischen Seeschiffahrt interessiert und schilderte nun in dem Buche »Our seamen« (1873) die Gefahren für Leben und Eigentum der Seeleute, die durch die Gewissenlosigkeit der englischen Reeder, welche wissentlich unbrauchbare, nicht seetüchtige Schiffe, die sie hoch versichert hatten, auslaufen ließen, verursacht wurden. 1871-80 Mitglied des Parlaments für Derby, trat er in diesem entschieden und hartnäckig für den Schutz der Schiffsmannschaften gegen den schändlichen Eigennutz der Reeder auf und erwirkte mehrere Gesetze zu diesem Behuf. Unablässig war er bemüht, sich durch Reisen nach allen Häfen der britischen Inseln und der Kolonien über die Verhältnisse der Matrosen zu unterrichten und weiter für ihr Wohl zu wirken. 1890 trat er entschieden gegen die Mißhandlung des Viehes auf den Cattleships, welche lebendige Ochsen von Amerika nach England bringen, auf.

Plunket, David Robert, engl. Staatsmann, geb. 1838 als dritter Sohn des dritten Barons P., erzogen im Trinity College zu Dublin, wurde 1862 Rechtsanwalt daselbst und 1868 zum königlichen Justizrat (Queens-Counsel) ernannt. 1868 war er kurze Zeit Rechtsbeistand der Krone in Irland, 1870 wurde er für die Universität Dublin ins Unterhaus gewählt und trat der konservativen Partei bei. Er war vom Januar 1875 bis März 1877 Solicitor-General für Irland und im März 1880 einige Wochen lang Generalzahlmeister; 1885 in Lord Salisburys erstem Kabinett wurde er zum Oberkommissar der öffentlichen Arbeiten ernannt und bekleidet das gleiche Amt seit August 1886 auch unter der jetzigen Regierung.

Pneumathoden, s. Luftgewebe.

Podbertsky, Theodor, Männergesangskomponist, geb. 16. Nov. 1846 zu München, Schüler von Rheinberger und Wüllner, war Organist und Dirigent mehrerer Gesangvereine in München, mußte aber wegen eines nervösen Ohrenleidens von der Leitung der Vereine zurücktreten; er lebt in München. P. schrieb Männerchöre mit und ohne Orchester (»Rotbart«, »Die Wasserfee« etc.), auch die Musik zu mehreren Volksstücken von H. Schmid und Max Schmidt.

Polack, Friedrich, Schulmann, geb. 24. Jan. 1835 zu Flarchheim (Kreis Langensalza), besuchte 1849-1855 das Seminar zu Erfurt, war danach Lehrer zu Schierschwenda und Kammerforst, nach bestandener Rektoratsprüfung 1869-71 Lehrer der Mittelschule zu Erfurt, dann Rektor einer Volks-, später Mittelschule zu Nordhausen und wurde 1876 zum Kreisschulinspektor in Worbis ernannt. P. ist Verfasser einer Anzahl weitverbreiteter pädagogischer Lehr- und Handbücher: »Geschichtsbilder« (13. Aufl., Gera 1891); »Geschichtsleitfaden für Bürger- und Mittelschulen« (mit Sattler, 11. Aufl., das. 1888); »Illustriertes Realienbuch« (55. Aufl., das. 1891); »Kleines Realienbuch« (70. Aufl., das. 1891); »Illustrierte Naturgeschichte der drei Reiche« (mit Machold, 7. Aufl., Wittenb. 1891, 2 Bde.); »Aus deutschen Lesebüchern« (mit Dietlein, Frick, Machold, Richter; Gera, seit 1880, bisher 5 Bde.). Auch veröffentlichte er die Märchensammlung: »Aus der Jugend für die Jugend« (illustriert von Rancillio, Wittenb. 1889), die gemütvollen autobiographischen Skizzen: »Aus meiner Jugendzeit«, »Aus meiner Schülerzeit« (das. 1888) und die auch ins Französische übersetzten »Brosamen« (4. Aufl., das. 1890, 3 Bde.), die besonders seinen Namen in der deutschen Lehrerwelt bekannt gemacht haben.

Polanski, Peter, kleinruss. (ruthenischer) Schriftsteller, geb. 1863 als Sohn eines unierten Pfarrers zu Jablonkanizma, einem Dorfe der galizischen Karpathen, besuchte das Gymnasium zu Sambor und studierte an der theologischen Fakultät zu Lemberg, die er 1884 absolvierte, lebt als Redakteur einer kleinrussischen Zeitschrift in Lemberg. Seine Romane und Novellen, die mit Vorliebe das Volksleben der Kleinrussen, der Huzulen und Lemken darstellen, sind von einem gesunden Realismus und der leidenschaftlichsten Hingabe an die Heimat durchdrungen. Doch greift er gelegentlich auch nach dem benachbarten Halbasien, nach der Moldau, Bulgarien und Serbien hinüber. Von der großen Zahl dieser Erzählungen seien erwähnt: »Der karpathische Töpfer«, »Roxolanes Rache«, »Memoiren eines galizischen Geistlichen«, »Moldauische Novellen«, »Sklave und Tyrann«, sämtlich in kleinrussischer Sprache. P. übersetzte auch Byrons »Korsar« und Gedichte von Schiller, Burns, Thomas Moore ins Kleinrussische. Ausgewählte Erzählungen von ihm erschienen unter dem Titel: »Karpathische Novellen« (Leipz. 1888, 2 Bde.).

Polhöhe. Veränderungen in der P. können hervorgerufen werden, indem die Lage der Rotationsachse in der Erde selbst eine andre wird, oder indem die Richtung der Lotlinie sich ändert. Für erstere sind die Vorbedingungen gegeben, wenn die Rotationsachse nicht genau mit der sogen. Hauptträgheitsachse zusammenfällt, indem sich dann eine zehnmonatliche Periode der Schwankung ergeben muß, für letztere, wenn Hebungen und Senkungen der Erdoberfläche, Massenverschiebungen im Innern vor sich gehen. Während sich Polhöhenveränderungen, welche die erstere Ursache haben, auf der ganzen Erdoberfläche zeigen müssen, werden die andern im allgemeinen nur in den Gegenden eintreten, wo solche lokale Vorgänge statthatten, vorausgesetzt, daß letztere nicht so bedeutend waren, daß sie auf die Lage der Umdrehungsachse Einfluß haben konnten. Es fragt sich nun, ob diese Ursachen angenommen werden können. Prinzipiell ohne Zweifel, aber es bleibt zu untersuchen, ob wir solche Vorgänge in so hohem Betrag annehmen dürfen, daß die Wirkungen, Veränderungen in