Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Purpur der Alten

754

Pumpen - Purpur der Alten.

sehr weit, verengert sich dann bis zu den Pumpenquerschnitt, erweitert sich noch einmal allmählich nach dem Saugventil hin und verengert sich wieder bis zum Eintritt in die Pumpe. Eine entsprechende Erweiterung von der Pumpe bis zum Druckventil und Wiederverengerung bis zum Windkessel zeigt auch das Druckrohr. Das Wasser tritt demnach mit geringer Geschwindigkeit ins Saugrohr ein und erlangt infolge der Verengerung des Saugrohrs allmählich die Geschwindigkeit des Kolbens. Es verringert dann wieder seine Geschwindigkeit bedeutend, bevor es zum Saugventil gelangt, läßt sie aber dann wieder bis zur Kolbengeschwindigkeit wachsen. Es tritt ferner mit diesem aus der Pumpe aus, fließt dann allmählich langsamer bis zum Druckventil, um dann noch einmal beschleunigt zu werden, bis es im weitern Verlauf des Druckrohrs eine konstante Geschwindigkeit behält. Durch die Verlangsamung der Wassergeschwindigkeit in der Nähe der Ventile wird eine ruhige, stoßfreie Bewegung der Ventile bezweckt. Nach angestellten Versuchen soll die Pumpe noch bei 300 Doppelhuben in der Minute ohne Stoß arbeiten. Wenn sie mit 200 Doppelhuben in der Minute arbeitet, soll sie bei einer Druckhöhe von 2-3 m 10 Proz. Wasser mehr fördern.

Zum Pumpen von Milch haben Lehfeldt u. Leutsch in Schöningen eine Milchpumpe angegeben, welche sich durch Einfachheit und Zugänglichkeit aller Teile auszeichnet, und bei welcher darauf gesehen ist, daß jede Berührung der Milch mit Öl peinlich vermieden wird. Eine wagerecht gelagerte Welle a (Fig. 2) trägt an ihrem einen Ende einen Taucherkolben b, an ihrem andern in der Figur abgebrochenen Ende eine Riemenscheibe. Der Taucherkolben taucht ohne Stopfbüchse, nur dicht eingeschliffen in den Pumpenstiefel c, der unten einen zum Saugrohrstutzen e führenden Saugschlitz d ohne Saugventil, oben im Druckrohrstutzen f ein Kugelventil g hat. Der Pumpenstiefel ist mit Handschrauben am Gestell h befestigt, also leicht abzunehmen. Auch Saug- und Druckrohr lassen sich durch Lösen von Überwurfmuttern m leicht entfernen. Die hin und her gehende Kolbenbewegung wird ohne Kreuzkopf, Geradführung, Lenkstange etc. in folgender Weise erzielt. Auf der Welle a sitzt ein in sich zurückkehrender Schraubengang i, der am Gestell h in einer Ölschale k seinen Stützpunkt findet. Dreht sich die Welle, so bringt dieser Schraubengang den Kolben vor und wieder zurück. Die zugleich erfolgende Drehbewegung des Kolbens ist ohne Einfluß auf die Wirkung der Pumpe. Beim Vorgehen des Kolbens in der Pfeilrichtung (Druckperiode) wird zuerst etwas Milch durch den offenen Saugschlitz d ins Saugrohr e zurückgedrängt, bis der Kolben diesen geschlossen hat. Dann tritt die Milch durch das geöffnete Druckventil g in die Druckleitung f. In der Saugperiode schießt sich g, während d fast bis zum Ende des Saughubes durch den Kolben geschlossen bleibt, so daß sich hinter dem Kolben ein luftleerer Raum bildet, der erst gegen Ende des Hubes, wenn der Kolben den Schlitz d frei gibt, durch nachströmende Milch ausgefüllt wird. Der Kolben wird nicht besonders geschmiert, da die Milch genügend schmiert. Damit das zur Schmierung der Wellenlager erforderliche Öl möglichst vom Kolben abgehalten wird, haben die Lager an den Enden umlaufende Rillen, von denen eine Bohrung zur Ölschale k führt, so daß das aus den Lagern abfließende Öl hier gesammelt wird.

^[Abb.: Fig. 2. Milchpumpe von Lehfeldt und Leutsch.]

Purpur der Alten. Die Rätsel, welche diesen geschätzten Farbstoff des Altertums umgaben, sind durch neuere Untersuchungen mehr und mehr gelichtet worden. Letellier veröffentlichte 1889 eine Untersuchung der an der britischen Küste häufigen und bereits von den alten Bretonen zum Färben benutzten Purpura lapillus und stellte drei Farbstoffe daraus dar, einen kristallisierbaren gelben, der für das Licht unempfindlich ist und dem ätherischen Extrakt durch alkalische Lösungen entzogen werden konnte, und (wenn alle Operationen im Dunkeln vorgenommen wurden) zwei grüne: einen apfelgrünen, der im Lichte tiefblau wird, und einen graugrünen, der im Lichte je nach dem Grade seiner Reinheit violett bis karminrot wird. Diese beiden Farbstoffe scheinen auch in den von den alten Purpurfärbern benutzten Purpurschnecken-Arten in wechselnden Mengen vorhanden gewesen zu sein, und daher erklärt sich, warum die Purpurstoffe so verschiedene Farbentöne besaßen, daß die Angaben fortwährend zwischen blau, violett und derjenigen Färbung, die wir heute Purpur nennen, schwanken. Im Altertum scheint der Name Purpur nichts als eine (echte) lichtbeständige dunkle, aus Schnecken gewonnene Farbe im allgemeinen bedeutet zu haben, während man die Nüancen als color amethystinus (amethystfarbenen), janthinus (veilchenfarbenen) und coeruleus (blauen) Purpur unterschied. Die letztere Farbe hieß auch color conchylius und scheint durch die Purpura-Arten für sich erzeugt worden zu sein, denen man, um die Färbung mehr ins Rote zu ziehen, Buccinum-Arten oder auch andre rote Farbstoffe hinzusetzte. Vor allem rühmten die alten Autoren den dibaphen, d. h. zweimal und daher besonders tief gefärbten, Purpur.

Die in neuerer Zeit gefundenen, in Wachs- oder Wasserfarben gemalten ägyptischen Mumienporträte zeigen uns wahrscheinlich die verschiedenen Farbentöne des Purpurs, denn wir finden darauf ein mattes, ins Braunrote spielendes Violett, mit Übergängen bis ins Blauschwarze, sowohl als Einfassung weißer Gewänder wie auch als Grundfarbe derselben und dann häufig mit schwarzen oder goldenen Streifen verziert, als beliebteste Kleiderfarbe der meist wohlhabenden Personen dargestellt, und es ist nicht zu leugnen, daß sie zu dem bräunlichen Hautton der Südländer einen angenehmen Kontrast bildet, der ihre Beliebtheit erklärt. Der Wechsel des Farbentons mag übrigens zum Teil auch durch die Roheit des Verfahrens bedingt worden sein, sofern man wenig Sicherheit besitzen mochte, ihn immer gleich zu treffen. Es ist nur eine einzige genauere Angabe über die Purpurfärberei der Alten auf uns gekommen, die aus später Zeit, nämlich von der Kaiserin Eudoxia Makrembolitissa, der Gemahlin des Konstantin Monomachos (11. Jahrh.), herrührt. Sie sah, wie die Purpurschnecken an den Küsten der Insel Kythera (Cerigo) mittels flacher Netze erbeutet, dann getötet, zerschnitten und in einem Kessel mit Salz bestreut