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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Regulator

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Regulator (neue Konstruktionen).

und Maschinenfabrikation in Charlottenburg ist eine Vorrichtung in Vorschlag gebracht, welche eine der Regulatorstellung entsprechende Belastungsänderung selbstthätig herbeiführen soll. Fig. 1 zeigt einen mit dieser Vorrichtung versehenen R. W ist die Regulatorwelle, mit welcher die die Schwungkugeln S tragenden Stangen F gelenkig verbunden sind. Der Ausschlag der Stangen F wird mittels der beiderseits mit Gelenken versehenen Stangen E auf die Hülse H übertragen, welche durch das Gewicht G beschwert ist. Von der Hülse H wird der bei D drehbare Hebel J bewegt, von dem aus die weitere Übertragung des Regulatorausschlags auf die Steuerung der Maschine stattfindet. An diesem Hebel nun, der über den Drehpunkt D hinaus verlängert ist, sind zwei durch ein Rohr miteinander kommunizierende Gefäße K und L angebracht, welche mit einer schweren Flüssigkeit, z. B. Quecksilber, bis zu halber Höhe angefüllt sind. Bei normaler Stellung des Regulators steht der Hebel J wagerecht, und die Flüssigkeitsmenge in beiden Gefäßen ist gleich groß. Das Gewicht Q der in K enthaltenen Flüssigkeitsmenge wirkt in derselben Richtung wie das Belastungsgewicht G mit einer Kraft, die der Entfernung b des Gefäßes K vom Drehpunkt D direkt und der Entfernung a des Drehpunktes D von der Regulatorwelle W indirekt proportional ist. Das Gewicht Q der in L enthaltenen Flüssigkeit wirkt in entgegengesetzter Richtung mit einer Kraft, die dem Abstand c direkt und dem Abstand a indirekt proportional ist. Das gesamte, auf die Hülse H wirkende Gewicht ist somit G + Qb/a - Qc/a = G + Q (b-c)/a. Wird der Arbeitswiderstand der Maschine verringert, so beginnt sie etwas schneller zu laufen, bis die Regulatorkugeln sich genügend erhoben haben, um den Dampfzutritt in entsprechender Weise zu verringern. Hierbei ist der Hebel J derart verstellt, daß sich das Gefäß K erhoben, L dagegen gesenkt hat. Die Flüssigkeit hat daher das Bestreben bekommen, von K aus dem Gefäß L zuzufließen, bis die Flüssigkeitsspiegel in beiden Gefäßen wieder in einer horizontalen Ebene liegen. Der Zufluß findet aber durch den nur wenig geöffneten Hahn M so langsam statt, daß eine merkliche Gewichtsverschiebung erst dann eintritt, wenn die Maschine ihre höhere Geschwindigkeit schon erreicht hat. Nunmehr behält der R. seine Stellung bei, während die Geschwindigkeit der Maschine entsprechend der durch die überfließende Flüssigkeit verringernden Regulatorbelastung abnimmt, bis sie nach dem Ausgleich der Flüssigkeit das normale Maß erreicht hat. Ist hierbei das aus K ausgetretene Quantum = q, so ist ebensoviel nach L übergegangen und die Belastung des Regulators gleich

G+(Q-q) b/a-(Q+q) c/a = G+Q (b-c)/a-q (b+c)/a,

also um q (b+c)/a geringer als bei normalem Arbeitswiderstand. Wächst der Arbeitswiderstand, so sinkt K, und L steigt, so daß eine entsprechende Vergrößerung der Regulatorbelastung eintritt. Durch Veränderung der Abstände a, b und c sowie des Querschnitts der Gefäße K und L kann die Vorrichtung den Verhältnissen eines jeden Regulators angepaßt werden.

Nach dem Patent von G. Schmitz-Dumont in Dresden geschieht die Bewegungsübertragung von der Maschine aus den Schwungkugelregulator, dessen Kugeln sich in einer astatischen Kurve bewegen, durch eine Schraube und eine Mutter, von welchen die eine mit der Regulatorspindel, die andre mit der Regulatorhülse verbunden ist. Indem die Mutter entweder unter dem Drucke der Schwerkraft an der Schraube herab zu laufen trachtet oder unter dem Einfluß der Zentrifugalkraft sich an der Schraube hinaufzuschrauben sucht, wird erreicht, daß der R. in allen Stellungen nur für eine und dieselbe, der astatischen Kurve entsprechende Winkelgeschwindigkeit in Ruhe ist, eine Änderung der Stellung der Kugeln nicht sprungweise, sondern nur durch ein Herauf- und Herunterschrauben der Mutter geschehen kann und die Schwungkugeln mit der Mutter obige bestimmte Winkelgeschwindigkeit beibehalten, solange sie nicht durch die Enden der Schrauben aufgehalten werden. Bei einer Verlangsamung des Maschinenganges ersetzt die Schwerkraft durch Abwärtsbewegung der Mutter den Betrag, den die Schwungkugeln von lebendiger Kraft verloren haben. Bei einer Beschleunigung des Maschinenganges bringt die zu viel erzeugte Zentrifugalkraft der Kugeln durch Aufwärtsbewegung der Mutter die Winkelgeschwindigkeit wieder auf die vorschriftsmäßige Größe zurück. Indem diese Wirkungen zugleich vor sich gehen, kommen die Geschwindigkeitsänderungen der Maschine nur durch ein Auf- und Abwärtsgehen der Kugeln mit der Mutter oder Hülse zum Ausdruck, während deren Winkelgeschwindigkeit konstant bleibt.

H. Reisert in Köln benutzt statt der an Hebeln rotierenden Schwungkugeln (Zentrifugalpendel) ein gewöhnliches schwingendes Pendel zum Regulieren. In Fig. 2 ist ein mit diesem Pendelregulator aus-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 1. Knüttels Regulator.]

^[Abb.: Fig. 2. Pendelregulator.]