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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sehnenreflexe; Seidenspinner; Seilschloß

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Sehnenreflexe - Seilschloß.

nannte S.-Porzellan und die Nachbildung der chinesisch roten Kupferoxydulglasur. 1885 zum Professor ernannt, trat er 1890 wegen Kränklichkeit aus dem Staatsdienst und widmete sich von da ab wieder der von ihm 1878 mitbegründeten »Thonindustriezeitung«. Von seinen vielen litterarischen Arbeiten heben wir hervor: »Studien über die Zusammensetzung und Wirkung der Feuergase in den Öfen der keramischen Industrie« (1878); »Über Glasuren mit besonderer Berücksichtigung bleifreier für Steingut« (1884 u. 1890); »Über die Zusammensetzung einiger ausländischer Massen für Hartporzellan« (1880); »Normalkegel für die Bestimmung der Temperaturen in den Öfen der keramischen Industrie« (1886); »Die Bestimmung der Feuerfestigkeit der Thone« (1888), sämtlich in der »Thonindustriezeitung« erschienen.

Sehnenreflexe, s. Innere Medizin, S. 445.

Seidenspinner. Mit dem in Nordchina heimischen Eichenseidenspinner (Attacus Pernyi, s. Tafel »Seidenspinner«, Bd. 14, Fig. 3) sind in den letzten Jahren auf Veranlassung des preußischen landwirtschaftlichen Ministeriums mit gutem Erfolg gekrönte Versuche angestellt worden, denselben bei uns zu züchten. Das Ministerium hatte dem Seidenzüchter Buchwald in Reichenbach vor sechs Jahren 40 Morgen Eichenwald aus den Staatsforsten überlassen, und es hat sich gezeigt, daß der Zucht bei uns keine elementaren oder klimatischen Schwierigkeiten im Wege stehen. Es ist nur dafür Sorge zu tragen, daß der Schmetterling nicht zu früh auskommt. Der Spinner überwintert in seinem festen, gelbbräunlichen Kokon sehr gut, und dieser muß in einem kalten Raume aufbewahrt werden, da der Schmetterling im Frühling nur auf eine günstige Gelegenheit wartet, um auszuschlüpfen. Schon bei 18° Wärme kommt er hervor, und da diese Temperatur im Mai bei uns ziemlich häufig eintritt, wenn seine Futterpflanze, die Eiche, noch keine Blätter getrieben, so muß man das Ausschlüpfen gegebenen Falls zu verzögern wissen. Die Paarung vollzieht sich sehr bald nach dem Ausschlüpfen (in etwa 24-36 Stunden), worauf die Eier in 3 Tagen abgelegt werden und nach 8-10 Tagen die schwarzen dornigen Räupchen auskommen, die nach mehreren Häutungen schön hellgrün mit fleischigen Kegeln und gelblichem Kopfe werden. Sie spinnen sich Ende August ein und liefern schon nach drei Wochen eine zweite Generation, so daß sich vielleicht in günstigen Strichen, wo die Eiche früher ausschlägt, zwei Bruten würden erziehen lassen; in Norddeutschland gelang dies indessen nicht. Die gewonnene Seide wurde in Krefeld verarbeitet und zeigte sich der besten Mailänder Seide ebenbürtig. Ebenso hat man in Frankreich Versuche mit der Zucht des Ailanthus-Spinners aus Japan gemacht, dessen Gespinst früher nur der Mikado tragen durfte, weshalb Todesstrafe auf die Ausfuhr der Eier gesetzt war. Auch diese Versuche haben guten Erfolg gegeben, da aber die Futterpflanzen desselben bei uns erst angepflanzt werden müßten, ebenso wie dies bei dem gewöhnlichen S. der Fall war, so dürfte der Eichenseidenspinnerzucht, wenn die Ergebnisse fortdauernd befriedigen, eine günstige Aussicht sich eröffnen. Die Freizucht indischer S. ist für die afrikanischen Kolonien in Aussicht genommen worden.

Seilschloß. Das Kuppeln von Seilen bei Seiltransmissionen zum Befestigen von Seilen an andern Gegenständen, z. B. Wagen, Fördergestellen, das Einspannen von Seilen bei Festigkeitsprüfungen u. dgl. erfolgt mittels der Seilschlösser, in welchen die Enden der Seile befestigt werden. Hierbei ist von Wichtigkeit, daß das Seil derartig gefaßt wird, daß nicht nur die äußern Seilteile, sondern auch mit Sicherheit alle innern Teile vollkommen festgehalten werden. Diese Bedingung scheint von einer Art S., welche von Keller in Cardiff in Vorschlag gebracht ist, ausreichend erfüllt zu werden. Bei diesem S. wird das Ende des Seiles in einer kegelförmigen (oder auch pyramidalen) Kapsel mit Hilfe federnder Kegelringstücke festgehalten. Das Seilende wird auf die Länge dieser Kapsel B mit einem Draht a unterbunden und dann aufgedreht. Aus seinen Teilen (Drähten, Litzen) werden mehrere (mindestens zwei) ringförmige Abteilungen gebildet. Fig. 1 und 2 lassen bei einem Drahtseil zwei Abteilungen, einen Kern (Seele b_{1}) und einen äußern Ring b von Drähten erkennen. Wenn diese in die Kapsel so eingeführt sind, daß die Drähte b an dem innern Umfang von B anliegen, wird über die Seele b_{1} ein Kegelringstück b_{2} (Fig. 3-5) geschoben, dessen äußerer Durchmesser dem innern des weitern Teiles von B entspricht. Dieses Ringstück ist mit einem Längsspalt b_{3} versehen, der ermöglicht, daß sich das Ringstück bei einem durch den Zug am Seile veranlaßten Vordringen nach dem engern Teile von B hin mehr schließen kann und so bei zunehmender Pressung auf die Drähte b gegen den innern Umfang von B zugleich auch die Seele fester umspannt. Wenn das Seil sehr stark ist, müssen mehrere ringförmige Einsatzstücke verwendet werden. In Fig. 6 sind aus dem Seilende drei Ringe von Drähten gebildet. In den innern ist ein Kegelstück b_{4}, zwischen den innern und mittlern das Ringstück b_{2} und zwischen diesen und den äußern das Ringstück b_{5} eingesetzt. Beim Anziehen des Seiles, bez. Eindringen in die Kapsel B drückt diese die äußern Drahte gegen das äußere Ringstück, dieses die mittlern Drähte auf das mittlere Ringstück und endlich letzteres die innern Drähte gegen das Kegelstück b_{4}. Von Strohdach ist ein S. für Schleifenbildung angegeben worden, welches den Zweck hat, an den Drahtseilen jeder Stärke schnell und bequem eine Schleife herstellen zu lassen, welche zum Anhängen von Lasten dienen soll. Das

^[Abb.: Fig. 1-6. Seilschloß von Keller mit einem Ringstück.]

^[Abb.: Fig. 1. Längsschnitt.]

^[Abb.: Fig. 2. Querschnitt.]

^[Abb.: Fig. 3-5. Ringstück.]

^[Abb.: Fig. 6. Querschnitt mit mehreren Ringstücken.]

^[Abb.: Fig. 7. Seilschloß von Strohdach. Längsschnitt.]