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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wassersäulenmaschine

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Wassersäulenmaschine (von Kley für Fahrkünste).

mehr die von dem Gewicht der niederfahrenden Bergleute verrichtete Arbeit vernichten. Dabei muß das Gestänge einen sanft, aber genau begrenzten Hub haben, damit beim Hinübertreten die Tritte in gleicher Höhe stehen. Die bisher zum Betrieb der Fahrkunst benutzten Wassersäulenmaschinen waren rotierende, bei welchen die Betriebskraft mit der Hand reguliert und die überschüssige Kraft beim Einfahren durch Bremsen des Schwungrades vernichtet wurde. Sie erforderten zu ihrer Aufstellung große Räume und zur Übertragung der Betriebskraft auf die Gestänge Zahnradübersetzungen, wodurch bei der wechselnden Belastung oft gefährliche Unruhen und Brüche entstehen. Diese Übelstände sollen durch die direkt wirkende Kleysche W., welche eine sich selbst regulierende Steuerung besitzt, beseitigt werden. Die Maschine (deutsches Reichspatent Nr. 48, 723) besteht aus zwei oben geschlossenen, stehenden Treibcylindern A und A_{1} (Fig. 2), welche unten durch ein U-Stück miteinander verbunden sind, und in welchen zwei Kolben. B und B_{1} sich bewegen. Der Raum zwischen den beiden Kolben bleibt stets mit demselben Wasser gefüllt. Diese hydraulische Verbindung der beiden Kolben dient nicht bloß zur Übertragung der Betriebskraft von einem Kolben auf den andern, sondern vermittelt auch gleichzeitig die gegenseitige Ausgleichung der Gewichte der Fahrgestänge F und F_{1}, welche mittels Traversen an die Kolbenstangen angeschlossen sind. Die Maschine hat eine Kolbensteuerung. Das Betriebswasser tritt bei G in dieselbe ein und bei H und H_{1} aus derselben heraus. Stehen die beiden gekuppelten Steuerkolben K u. K_{1} rechts, so gelangt das Betriebswasser durch den Kanal J_{1} J_{1} in den Cylinder A_{1} über den Kolben B_{1} und drückt diesen samt Kolbenstange und Gestänge abwärts, während der andre (B) nebst Zubehör durch Vermittelung der Wassersäule zwischen B_{1} und B aufwärts bewegt wird und das gebrauchte Wasser aus dem Cylinder A durch J und H abfließen kann. Bei der Linksstellung der Steuerkolben strömt das Betriebswasser durch J nach A, B geht abwärts, B_{1} aufwärts, und das Abwasser geht aus A_{1} durch J_{1} und H_{1} ins Freie. Die Steuerkolben K und K_{1} werden auf zweierlei Weise bewegt, einmal durch die Maschine selbst mittels der am Gestänge F angebrachten Zahnstange Z, der Zahnräder R und r, der Zahnstange z, der Schubstange zq und des in der Steuerkolbenstange gelagerten Hebels O, und zweitens durch die doppelt wirkende hydraulische Hilfsmaschine W mittels des Kolbens M, der Schubstange Ns und wiederum des Hebels O. Die Hilfsmaschine hat eine Kolbensteuerung, welche von der Hauptmaschine, bez. dem Fahrgestänge F aus im letzten Teile des Auf- und des Niederganges derselben mittels der Knaggen P und P_{1} sowie der mit dem Gewichtshebel U verbundenen Hebel Q und Q_{1} und T bewegt wird, wodurch die Umsteuerung erfolgt. In den zwei Kanälen p u. p_{1}, welche das Betriebswasser in den Cylinder der Hilfsmaschine ein- und daraus abführen, befinden sich Hähne, welche fein eingestellt werden können. Durch die Regulierung dieser Hähne hat man die Geschwindigkeit der Bewegung des Kolbens M ganz in der Gewalt. Die Hähne werden so gestellt, daß die Hilfsmaschine nur so viel Hübe macht, wie die Fahrkunst machen soll. Der geometrische Zusammenhang der Hauptmaschine mit ihrer Kolbensteuerung und mit der Hilfsmaschine ist nun derart, daß die Bewegung der Hauptmaschine die Hauptsteuerkolben stets in ihre mittlere Lage bringen will, in welcher sie die Ein- und Auslaßkanäle des Betriebswassers absperren, also den Gang der Maschine unterbrechen, während die Bewegung des Hilfsmaschinenkolbens stets die Ein- und Ausströmungskanäle der Hauptmaschine nach der einen oder andern Seite zu öffnen strebt. Die Hilfsmaschine wirkt hierbei als Regulator. Ist sie mittels ihrer Regulierhähne in den Kanälen p und p_{1} auf die richtige Anzahl Hübe eingestellt, so kann auch die Hauptmaschine nur mit derselben Hubzahl laufen; denn würde sie etwa infolge nur geringer Belastung der Gestänge schneller laufen wollen, so würde sie veranlassen, daß das Ende q des Hebels O mehr auf Schließung der Kanäle J und J_{1} hinwirkt als das Ende s dieses Hebels auf Offenhaltung, es würde somit eine Verengerung des Zuganges zu jenen Kanälen eintreten, welche eine entsprechende Verlangsamung des Maschinenganges bis zur normalen Geschwindigkeit zur Folge hat. Würde im umgekehrten Falle bei starker Belastung der Gestänge eine abnorm geringe Geschwindigkeit der Maschine auftreten, so würde dieselbe durch Überwiegen der Öffnungsbewegung der Steuerkolben, welches durch die nunmehr schneller laufende Hilfsmaschine herbeigeführt wurde, bald wieder auf das richtige Maß erhöht werden. Die Kolben K und K_{1} sind etwas länger als die Ein- und Austrittsöffnungen der Kanäle J und J_{1}, sie müssen daher einen kleinen Weg zurücklegen, ehe die Hauptmaschine von einem Hube zum andern übergehen kann. Es entsteht somit eine kleine Hubpause, während welcher die Bergleute Zeit haben, von einem

^[Abb.: Fig. 2. Kleys Wassersäulenmaschine für Fahrkünste.]