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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Abbas Pascha; Abdampfen; Abendschulen; Abonyi; Abrányi; Abstandslinie; Abts Zahnradsystem

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Abbas Pascha - Abts Zahnradsystem

A.

Die Verweisungen beziehen sich stets auf das vorliegende "Jahres-Supplement", wenn nicht der betreffende Band des Hauptwerkes dazu bemerkt ist.

Abbas Pascha, der gegenwärtige Chedive von Ägypten, geb. 14. Juli 1874, ältester Sohn des Chedive Tewfik Pascha und der Prinzessin Emineh Hanem, wurde in Wien auf der Theresianischen Ritterakademie erzogen und 1891 für mündig erklärt. Er befand sich im zweiten Jahrgang der juristischen Abteilung des Theresianums in Wien, um seine Studien zu vollenden, als er durch den frühen Tod seines Vaters (7. Jan. 1892) auf den ägyptischen Thron berufen wurde. Gemäß dem Ferman von 1873, welcher die Erbfolge nach dem Rechte der Erstgeburt für Ägypten anerkannte, ernannte ihn der Sultan zum Chedive.

Abdampfen. Da das A. von Flüssigkeiten in Zuckersiedereien, zum Kondensieren von Milch, zum Eindicken von Glycerin, Extrakten etc., sowohl unter gewöhnlichem Luftdruck, als im Vakuum wesentlich durch Bewegung unterstützt wird, so verdient eine Vorrichtung besondere Beachtung, bei welcher die Heizschlangen durch ununterbrochene Drehung ein Umrühren hervorbringen. Eine hierauf begründete Konstruktion von Quiel in Berlin besteht aus einem länglichen halbcylindrischen Trog zur Aufnahme der abzudampfenden Flüssigkeit und aus einer Trommel, welche in dem Trog liegt und um zwei horizontale, auf den Trogrändern aufruhende Zapfen drehbar ist. Jedes Trommelende wird von einem linsenförmigen kupfernen Hohlkörper gebildet, welcher die genannten Zapfen aufnimmt, die hohl und mit der Dampfleitung verbunden sind. Beide linsenförmige Hohlkörper sind durch etwa 20 schraubenförmig verlaufende Rohre verbunden, so daß der durch einen Zapfen eintretende Dampf erst den einen Linsenkörper, darauf die Rohre und dann den zweiten Linsenkörper passiert, um durch den andern Zapfen zu entweichen. Indem nun der eine Zapfen mit einem Rädervorgelege versehen ist, dreht sich die genannte Trommel mit entsprechender Geschwindigkeit durch die Flüssigkeit, nimmt unter gleichzeitiger Erwärmung von dieser einen Teil auf den Rohren mit und bringt denselben wegen der großen Oberfläche schnell zur Verdampfung.

Abendschulen, s. Fachschulen und Fortbildungsschulen.

Abonyi, Ludwig, eigentlich Franz Márton de Zsarolány, ungar. Novellist, geb. 9. Jan. 1833 in Kisterenne, trat schon 1850 mit kleinen Erzählungen in der Litteratur auf und hat, seine Thätigkeit zwischen der Bewirtschaftung seines Landguts, der Bekleidung öffentlicher Ämter und künstlerischer Produktion teilend, bisher 15 größere Romane veröffentlicht, welche, meist aus dem Volksleben, hier und da aus der Nationalgeschichte geschöpft, durch klare, spannende Erzählungsweise, durch Gemütstiefe und ethischen Gehalt sich auszeichnen. Am bekanntesten sind: "Erzählungen am Kamin", "Beim Hirtenfeuer", "Das Tuch des armen Burschen", "Die Kuh der Witwe", "Die Erbschaft Lenchens" (1887, 2 Bde.). Der letztgenannte Roman zeichnet die reinigende Macht des Gewissens unter armen Dörflern in ebenso einfacher wie tief und packend psychologischer Weise. Mehrere dieser Dorfgeschichten haben sich auch in der dramatischen Bearbeitung am ungarischen Volkstheater in Budapest wirksam erwiesen.

Abrányi, Kornel, ungar. Schriftsteller und Dichter, aus dem Szabolcser Adelsgeschlecht der Eördögh-A., Sohn des Komponisten und Musikschriftstellers Kornel A., geb. 31. Dez. 1849 in Budapest, war bis 1875 im Staatsdienst thätig, widmete sich aber später ganz der schönen Litteratur und Publizistik. Er entwickelte große Fruchtbarkeit in der Lyrik, die meist rhetorisch oder politisch gefärbt war, wie im Drama, auf welchem Gebiet er einmal einen akademischen Preis erhielt, während sein in Iamben verfaßtes Charakterlustspiel: "Der Unfehlbare", Repertoirestück des Nationaltheaters wurde, besonders aber im Roman, wo er nach dem Muster der Franzosen sich besonders mit den Problemen der Ehe befaßte: "Die Philosophie des Ehemannes", "Wer ist stärker?", "Das einzige Mittel gegen Betrug". Seine scharf gewürzten politischen Broschüren und Pamphlete: "Koloman Tisza", "Graf Julius Anorássy", "Neue parlamentarische Licht- und Schattenbilder", machten den Übergang zur rein politisch-publizistischen Wirksamkeit Abrányis, welche mit seiner Wahl zum Abgeordneten im J. 1884 begann. Gegenwärtig ist er eine der Hauptstützen der oppositionellen Apponyipartei im ungarischen Parlament und Redakteur des großen oppositionellen Tageblattes "Pesti Naplo". -

Sein Bruder Emil, geb. 1850, tüchtiger Übersetzer aus dem Deutschen und Englischen, politischer Lyriker, ebenfalls Mitglied des ungarischen Reichstags, wurde bekannt durch die sonderbare Interview-Angelegenheit mit dem Fürsten Bismarck im J. 1890.

Abstandslinie, s. Geometrie.

Abts Zahnradsystem, s. Bergbahnen.