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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alexine; Algen

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Alexine - Algen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Alexandrinische Kunst im Altertum'

der hellenistischen Baukunst gelten. Vorbildlich wird ferner der Etagenbau des Leuchtturms (Pharos). Diesen Stadtplan, namentlich die säulenbegleiteten Hallenstraßen, mit reichlichem Wasser versorgt, finden wir in kleinasiatischen und syrischen Städteanlagen aus der Folgezeit häufig nachgeahmt. Namentlich die Expedition des österreichischen Grafen Lanckoroński nach Südkleinasien lieferte in dem Prachtwerke »Städte Pamphyliens und Pisidiens« eine Reihe wohlerhaltener Stadtbilder, welche in letzter Linie auf das Vorbild von Alexandria zurückgehen, wenn sie selbst auch erst in dem 1. Jahrh. n. Chr. erbaut sind. Am Ausgang des 2. Jahrh., kurz vor dem nahenden Verfall, müssen diese südkleinasiatischen Städte den Eindruck von großen, einheitlichen Kunstwerken, von Idealbildern gemacht haben, mit dem malerischen Mauerring, aus dem wohlgepflegte, von Gräbern umsäumte Wege herausführten, ihren gerade gezogenen Straßen, den öffentlichen Anlagen, Tempeln, Bädern, Gymnasien, Markthallen und vor allem den schattigen Säulenstraßen mit dem rauschenden Wasser. Die neue Kunstrichtung erklärt sich zum Teil aus den herrschenden Einflüssen der hellenistischen Fürstenhöfe auf die bildende Kunst, besonders ihrer Bauleidenschaft und ihren mit höchstem künstlerischen Verständnis einheitlich durchgeführten Städtegründungen. In dieser Weise hellenistischer Musteranlagen waren die syrischen Städte Antiochia am Orontes, Cäsarea Augusta, Gerasa, Philadelphia u. a. gebaut.

Die alexandrinische Kunst außerhalb der Architektur hat Schreiber in einem auf der Philologenversammlung zu München (1891) gehaltenen Vortrag treffend als den Anfang des antiken Barockstils bezeichnet. Die neue Kunstrichtung erklärt sich aus dem wachsenden Hervortreten des Privatlebens, welches zum Entstehen einer genrehaften, für das Wohnhaus arbeitenden Kunst führte, und aus der zunehmenden Freude an der Natur, einem unserm modernen Empfinden ganz verwandten sentimentalen Interesse an der Schönheit der freien Natur, an dem Wald, an dem Hirten- und Schäferleben. Charakteristisch ist die dem antiken und modernen Barock eigentümliche Materialkünstelei, ein Verwenden kostbarer Stoffe von Edelmetall, Edelsteinen und von Glas und Elfenbein für die Wanddekoration, ebenso wie für die Bildhauerei, die sich bis zur Anfertigung ganzer Statuen aus Edelsteinen und selbst aus farblosem Kristall verstieg. Die Einkehr der Kunst in das Volkstum, die Darstellung von Szenen aus dem Alltagsleben, die jetzt erblühende Genremalerei sind ein weiteres Element der Barockkunst. Der Hauptfaktor, welcher den Stilumschwung bewirkte, die immer stärker und allgemeiner werdende Naturfreude, führte in der Dichtung zur Entstehung des Idylls und des Romans, in der bildenden Kunst zur Landschaftsmalerei und einer besondern Gattung landschaftlicher Rundplastik, welche allerlei zur Gartenausschmückung geschaffen hat. Eine besonders schöne Gattung von Prachtreliefs, welche in reicher Umrahmung die Wände schmückt, waren getriebene Bronzearbeiten mit reichem landschaftlichem Hintergrund, welche wir allerdings nur in Marmornachbildungen besitzen; dazu gehören z. B. die Brunnenreliefs des Palazzo Grimani in Venedig und die bekannten Reliefs in dem Palazzo Spada zu Rom: der schlafende Endymion mit seinem Hunde, der die herabschwebende Selene bemerkt, ist auch in modernen Nachbildungen viel verbreitet. Die Terrakotten ↔ von Alexandria, von denen z. B. das Berliner Museum eine ziemliche Anzahl besitzt, enthalten ein reiches, noch nicht ausgenutztes Material zur Kenntnis der alexandrinschen Religion und Kunst. Namentlich sind es merkwürdige Mischungen europäischer und afrikanischer Kultur. Als in Alexandria die Mischung griechischer und ägyptischer Gottheiten vor sich ging, galt es, letztere in griechischen Formen und doch mit Charakterisierung ihrer fremden Heimat zu gestalten. Der Forschung liegen hier noch große Aufgaben vor, auch der Ausgrabung. Schliemann hat 1888 während eines kurzen Aufenthalts in Ägypten Versuchsgrabungen zu Ramleh bei Alexandria gemacht, wo er den Palast der Kleopatra zu finden hoffte. Doch machten die verwickelten Besitzverhältnisse seinen Versuchen bald ein Ende. Vgl. Th. Schreiber, Die Wiener Brunnenreliefs aus dem Palazzo Grimani (Leipz. 1888); Derselbe, Die hellenistischen Reliefbilder (das. 1889 -91); Brückner in der »Berliner philologischen Wochenschrift« 1890, S. 18 und 406.

Alexine, s. Gesundheitspflege II.

Algen. Gehen gewisse A. mit Pilzen ein symbiotisches Verhältnis ein, welches die Bildung der Flechten zur Folge hat, so sind andre A. darauf angewiesen, in fremden Tier- und Pflanzengeweben zu hausen, wobei sie zuweilen auch dem Wirt zu nützen scheinen, in den meisten Fällen aber in keinem eigentlichen symbiotischen Verhältnis zu ihm stehen. Solche endophytische Lebensweise ist nach Möbius bei etwa 100 A. nachgewiesen und zwar am häufigsten bei den grünen A., den Chlorophyceen, weniger häufig bei Cyanophyceen, Rodophyceen, Phäophyceen. Unter den Chlorophyceen sind am stärksten die Protokokkoideen vertreten, deren kleiner einzelliger Körper leicht in andern Organismen Raum findet und besonders schutzbedürftig ist. Manche endophytische A. sind sehr weit verbreitet, wie Nostoe Gunnerae und Anabaena Azollae, die sich regelmäßig in Gunnerae- und Azolla-Arten finden, wo immer dieselben auftreten, anderseits sind zahlreiche Arten nur von einem Fundort bekannt. Die meisten endophytischen A. leben im Meer, einige Gattungen haben Vertreter im salzigen und süßen Wasser, manche leben in den Blättern von Landpflanzen, Trichophilus und Cyanoderma in den Haaren von Faultieren, eine Anabaena in den Wurzeln von Cykadeen. Manche endophytische A. scheinen auf nur eine Wirtsspezies angewiesen zu sein, andre bewohnen wenigstens Pflanzen, die derselben Gattung oder derselben Familie angehören; es sind aber auch A. bekannt, die sich unter annähernd gleichen Existenzbedingungen in sehr verschiedenen Wirten vorfinden. Unter diesen Wirten für A. spielen die größern marinen Rot-, Braun- und Grünalgen die erste Rolle. Unter den Pilzen ist, abgesehen von den flechtenbildenden, in einigen Pezizen und andern Askomyceten eine Nostoc-Art gefunden worden. Unter den Moosen sind Blasia und Anthoceros wegen ihrer Symbiose mit Nostochaceen bekannt, aber auch andre Leber- und Laubmoose, letztere freilich weniger, können als Wirte dienen, besonders die leeren und durchlöcherten Zellen der Torfmoose geben kleinern A. einen Aufenthaltsort. Die Azolla-Arten beherbergen konstant die Anabaena, sind aber auch die einzigen Vertreter der Gefäßkryptogamen in dieser Beziehung. Von den Gymnospermen dienen die Cykadeen, von den Monokotylen und Dikotylen zahlreiche Arten als Algenwirte. Aus dem Tierreich sind meist Wassertiere: Reptilien, Mollusken, Würmer, Echinodermen, Cölenteraten und Protozoen zu

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 15.