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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Armitage; Arrak; Asbestfabrikate

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Armitage - Asbestfabrikate

nehmender Ausdehnung des vergletscherten Gebiets in südlichere Länder zurückgedrängt wurden; aus diesen rückten sie später wieder von allen Seiten in das allmählich sich vom Eis befreiende arktische Gebiet ein. Noch später kamen Einwanderungen von den ostasiatischen Gebirgen, ganz zuletzt solche aus Nordamerika hinzu. Die augenblickliche Verteilung der arktischen Pflanzen wird auf diese Weise auf das verschiedene Datum ihrer Einwanderung zurückgeführt.

Vgl. Hooker, Outlines of the distribution of arctic plants (»Transactions of the Linnean Society«, Bd.23); Lange, Conspectus Florae Grönlandicae (Kopenh. 1880); Grönlund, Islands Flora (das. 1881); Holm, Novaja-Zemlias Vegetation (»Dijmphna«, 1885); Kjellmann in den wissenschaftlichen Arbeiten der Vega-Expedition (»Geograph. Jahrbuch«, Bd. 9 u. 10); Warming, Über Grönlands Vegetation (Englers Jahrbücher, Bd. 10, 1889); Nathorst, Nya bidrag till kännedomen om Spetsbergens kärlväxter (»Svenska Vet. Akad. Handl.«, Bd. 20, 1883); Derselbe, Kritische Bemerkungen über die Geschichte der Vegetation Grönlands (Englers Jahrbücher, Bd. 14, 1891).

Armitage, T. R., engl. Arzt und Blindenfreund, geb. 1824 in Tilgate Hall (Sussex), verlebte seine Jugend teilweise in Frankreich und Deutschland und war namentlich längere Zeit Zögling des Instituts von Karl Ferdinand Becker zu Offenbach. Seit 1840 studierte er am King's College zu London Medizin und wirkte bis 1860 dort als Arzt, bis zunehmende Schwäche der Augen ihn nötigte, diesem Beruf zu entsagen. Seit 1865 widmete er Kraft und Vermögen ganz der Sache der Blindenbildung und Versorgung, in deren Interesse er 1868 den »Britischen und ausländischen Blindenverein« begründete. Als Berater der englischen Regierung und als anerkannte Autorität auf allen Blindenlehrerkongressen (namentlich auch in Deutschland) hat A. die bessere Ausbildung der Blinden zu gewerblicher Thätigkeit, die Ausbreitung der Brailleschen Punktschrift, die über die Zeit der Bildung hinaus dauernde Fürsorge für alleinstehende Blinde durch Arbeitsnachweis etc. mannigfach gefördert. Er starb 23. Okt. 1890 in London. Vgl. Peters, Dr. A., der Freund und Wohlthäter der Blinden (»Blindenfreund«, 1886).

Arrak. Unter A. oder Rak im weitesten Sinn versteht man in Ostindien ganz allgemein gegorne Getränke mannigfachster Art, und im Zusammenhang mit diesem Wort stehen die Namen gebrannter Wässer der verschiedensten und örtlich getrennten Länder. So heißt ein Zwetschenbranntwein in Ungarn Raki, die Dalmatiner nennen einen aromatisierten Tresterbranntwein Rakia, in Ägypten heißt ein alkoholisches Getränk aus Palmensaft Araki oder Rack, in Turkistan versteht man unter A. Branntweine aus Gerste und Hirse oder Früchten, in Persien solchen aus Rosinen, in Schiras die Dattelbranntweine etc. Das alkoholische Getränk, welches in Europa A. genannt wird, stammt aus Java, Malabar, Ceylon und Siam. Über die Darstellung ist Zuverlässiges kaum bekannt, da dieselbe in den Händen von Chinesen liegt, welche die Einzelheiten ihres Verfahrens sorgfältig geheimhalten. Auf Ceylon gewinnt man A. aus Blütenkolben der Kokospalme. Die Kolben werden an 3 aufeinander folgenden Tagen zwischen zwei flachen Holzstücken gepreßt, dann macht man während der nächsten 4 Tage am Grunde des Blütenkolbens einen leichten Rundschnitt, und wenn nach weitern 8 Tagen der ganze Blütenkolben in eine markartige Masse verwandelt ist, so beginnt aus Einschnitten der Saft (»Toddy«) auszufließen. Dieser Saft wird in Töpfen gesammelt, er enthält neben viel Zucker auch Eiweiß, organische Säuren und Salze und geht schnell in Gärung über. Zur Destillation dient ein aus drei Töpfen und einem langen Bambusrohr hergestellter primitiver Apparat. Von Weißen geleitete Brennereien Ceylons benutzen kupferne, innen verzinnte Destillierblasen. Die erste Destillation gibt Lutter, aus welchem durch Rektifikation A. gewonnen wird. Auf Java bereitet man A. aus Reis mit Melasse und Toddy, aber auch aus Reis allein, und in diesem Fall erfordert die Herstellung des Reismalzes besondere Sorgfalt. Die Destillation wird auch hier in der primitivsten Weise ausgeführt. Manche wohl meist am Erzeugungsort selbst genossene Sorten von A. erhalten noch Zusätze, welche die betäubende Kraft des Getränks erhöhen, z.B. den Saft von Hanf (Cannabis sativa) und einer Stechapfelart (Datura). Der Alkoholgehalt der Handelsware ist durchschnittlich 58-60 Proz. Tralles. A. wird nicht gefärbt, durch Lagerung in Eichenfässern färbt er sich aber gelblich bis gelb, und da man ihn in Deutschland wasserhell haben will, so entfärbt man ihn hier mit Knochenkohle. Auf Ceylon werden jährlich etwa 415,000 hl hergestellt, aber meist auf der Insel selbst und von der indischen Armee und Marine konsumiert. In Europa ist der A. aus Batavia am beliebtesten und verbreitetsten, neben demselben kommen die wenig beliebten sogen. Küstenarraks vor, welche von den Zuckerfabriken erzeugt werden. Unter Goa-A. versteht der deutsche Handel eine gelbliche oder gelbe Sorte, doch scheint aus Goa gar kein A. nach Deutschland zu kommen. An andern Orten geht der Goa-A. wohl unter dem Namen Küstenarrak. Hauptkonsument des Arraks in Europa ist Schweden, welches seiner als Material zur Herstellung des schwedischen Punsches bedarf. Echter A. besitzt ein charakteristisches feines durchdringendes Aroma, er wird aber ganz allgemein mit Spiritus und Wasser gestreckt, auch wird sehr viel A. aus Spiritus mit Johannisbrot, Theeaufguß, Vanille, Neroliöl, Äthern etc. hergestellt. Echte Arraksorten, welche das kaiserliche Gesundheitsamt untersuchte, waren farblos oder gelblich, reagierten sauer und enthielten 48,74 - 50,78 Proz. Alkohol. In allen Proben konnte freie Ameisensäure, Essigsäure, Buttersäure und Kaprinsäure nachgewiesen werden. Auffallend ist der geringe Gehalt an Fuselöl, doch weiß man nicht, ob sich wegen bestimmter Umstände bei der Destillation keine höhern Alkohole bilden, oder ob solche bei der Destillation abgeschieden werden. Neben den genannten freien Säuren finden sich auch deren Ester. Extrakt- und Aschegehalt ist sehr gering. Die Echtheit, bez. Unechtheit einer vorliegenden Arrakprobe ist auf dem Wege der chemischen Analyse nicht mit Sicherheit festzustellen. Über die Güte eines Arraks wird viel sicherer die geübte Zunge eines Sachverständigen entscheiden können. Vgl. Sell, Über Kognak, Rum und A. (Berl. 1891).

Asbestfabrikate. Nachdem vor etwa 15 Jahren in Kanada große Lager von Asbest gefunden wurden, kam dieses eigentümliche Material erst in Amerika, später bei uns in verschiedenen Formen auf Grund seiner Unverbrennlichkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Säuren zu einer Verwendung, die stetig an Umfang zunimmt. Die Verarbeitung desselben erfolgt der Hauptsache nach durch Spinnen, Weben und Filzen. Zum Zweck des Spinnens wird das faserige Material zuerst zwischen Walzen oder auf Kollergängen zerquetscht, dann in heißem Wasser