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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Blaß; Blattläuse

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Blaß - Blattläuse

Schleppwalzen L nach dem Aufwickelungscylinder M. Die obere Schleppwalze läßt sich von der untern abheben oder wieder aufsetzen, so daß hierdurch der Papierstreifen unabhängig von der Uhrbewegung angehalten oder in Bewegung gesetzt werden kann. Die Tischplatte kann in ihrer Höhenlage etwas verstellt und damit der Druck des Schreibstiftes auf das Papier nach Bedarf geändert werden. Durch einen von dem Uhrwerk beeinflußten Morseapparat wird in jeder Sekunde einmal ein Farbrädchen gegen den Papierstreifen gedrückt, so daß die dadurch erhaltenen Punkte in Entfernungen voneinander stehen, die je einer Sekunde entsprechen. Der Apparat ist so eingerichtet, daß die gerade Linie, auf welcher sämtliche Farbenpunkte liegen, genau der Nulllinie oder atmosphärischen Linie entspricht, d. h. derjenigen Linie, welche der Apparat verzeichnen würde, wenn sein Inneres mit der äußern Luft in Verbindung gebracht würde. Um die für genaue Untersuchungen erforderlichen Merkzeichen für den Anfang und das Ende einer Beobachtung sowie auch für beliebige wünschenswerte Zwischenzeiten anbringen zu können, ist ein beweglicher Druckstift O oberhalb der Tischplatte angeordnet. Durch leichten Fingerdruck auf denselben erhält man einen Stich auf dem Papier, der infolge der Konstruktion des Registrierapparats 82 mm vor dem in demselben Zeitpunkt durch die Feder gezeichneten Kurvenpunkte liegt. Die Werte der Ordinate der von der Feder verzeichneten Kurve müssen auf Wassersäulenhöhe reduziert werden. Hierzu dient ein Maßstab, der dadurch erhalten wird, daß die Angaben des Registrierapparats mit denjenigen eines Wassermanometers verglichen werden. Sämtliche Zubehörteile des Registrierapparats sind in einem zweiteiligen Glaskasten untergebracht, und zwar enthält die eine Kammer desselben den eigentlichen Apparat, die andre die zum Betrieb desselben erforderlichen elektrischen Elemente. Der vorliegende Registrierapparat hat sich in der Praxis wiederholt bewährt. Er ist von der französischen Ostbahngesellschaft an ihren verschiedenen Lokomotivgattungen angebracht und erprobt worden. Stets ist das betreffende Vakuum mit der größten Genauigkeit verzeichnet worden, selbst bei der hohen Fahrgeschwindigkeit der Schnellzüge. Der Apparat gestattet nun aber auch noch, die Zuggeschwindigkeit zu kontrollieren. Man braucht nur die in der Sekunde verzeichneten Dampfauspuffe, welche sich auf dem Diagramm deutlich markieren, zu zählen und bei gewöhnlichen Lokomotiven mit vier, bei Verbundlokomotiven mit zwei zudividieren,so hat man die Anzahl der Treibradumdrehungen. Multipliziert man diese mit dem Umfang eines Treibrades in Metern, so hat man den von dem Treibrad in einer Sekunde zurückgelegten Weg in Metern, d. h. die Geschwindigkeit. Aus den mit dem Apparat aufgenommenen Diagrammen ist folgendes zu ersehen: Während des Stillstandes der Lokomotive erzeugt der natürliche Schornsteinzug nur eine geringe Verdünnung von höchstens 5 mm Wassersäule. Während der ersten Augenblicke des Anfahrens erfolgt der Dampfaustritt sehr langsam, und die vom Apparat verzeichnete Kurve weicht wenig von einer geraden Linie ab. Je mehr jedoch die Fahrgeschwindigkeit wächst, desto mehr zeichnen sich auf der Linie die einzelnen Dampfstöße in der Form von spitzen Kurven ab. Hieraus ist zu ersehen, daß die Luftverdünnung in der Rauchkammer durchaus nicht gleichmäßig ist, sondern bei jedem Dampfstoß momentan schnell wächst, um sogleich wieder zu fallen. Jede Änderung an der Füllung der Dampfmaschine und in

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der Stellung des Regulators sowie das Öffnen der Feuerthür macht sich an dem Diagramm sofort deutlich bemerkbar.

Blaß, Friedrich, Professor der klassischen Philologie zu Kiel, wurde 1892 an die Universität Halle berufen.

Blattläuse. Einen bedeutsamen Fortschritt in der Kenntnis der Lebensgeschichte der B. stellt die Klarlegung der verwickelten Fortpflanzung der Tannenlaus (Chermes abietis) dar. Auch bei der Tannenlaus hat Blochmann durch Entdeckung der bisher unbekannten Männchen die Existenz einer zweigeschlechtlichen Generation nachgewiesen. Der ganze durch Blochmann und Dreyfus verfolgte Entwickelungscyklus der Tannenlaus, der sich auf zwei oder drei Jahre erstreckt und mehrere aufeinander folgende, verschiedenartige Generationen umfaßt, wird dadurch kompliziert, daß die früher unter verschiedenen Namen beschriebenen Generationen auf zwei Baumarten schmarotzend leben und dadurch in der Entwickelungsgeschichte der Tannenlaus Parallelreihen entstehen. Als erste Generation wird betrachtet eine aus befruchtetem Ei entstehende ungeflügelte weibliche Form, die am Knospenhals der Fichte sitzend überwintert und hier eine Galle erzeugt; sie legt parthenogenetisch im Frühjahr eine beträchtliche Zahl gestielter Eier, aus welchen die zweite Generation in Gestalt geflügelter weiblicher Blattläuse hervorgeht; von diesen bleibt nur ein Teil auf der Fichte, während ein andrer Teil auf die Lärche auswandert und an deren Nadeln gestielte Eier legt. Aus diesen gehen als dritte Generation wiederum ungeflügelte parthenogenetische Weibchen hervor, die eine Zeitlang an den Nadeln der Lärche saugen, dann abwärts wandern und in den Rindenrissen des Stammes überwintern; im folgenden Frühjahr legen sie eine Anzahl grüner gestielter Eier, aus welchen sich nun die vierte Generation entwickelt; dieselbe besteht wiederum aus parthenogenetischen, aber geflügelten Weibchen, welche im Mai zur Fichte zurückwandern und hier als fünfte Generation ungeflügelte Männchen und Weibchen erzeugen. Von diesen legen nach vorausgegangener Begattung die Weibchen nur ein größeres ungestieltes Ei, welches sich sehr langsam entwickelt, und aus dem dann im Herbst die Stammmutter des nächsten Jahres ausschlüpft, die als erste Generation den Cyklus wieder von vorn beginnt. Die auf der Fichte zurückbleibenden geflügelten Läuse der zweiten Generation legen Eier, aus denen ungeflügelte parthenogenetische Weibchen (dritte Generation) hervorgehen, die gleich denen auf der Lärche überwintern und im folgenden Frühjahr Veranlassung geben zur Entstehung einer Galle und einer geflügelten vierten, auf Fichten lebenden Generation. Wann die auf Fichten lebende Parallelreihe durch Erzeugung einer Geschlechtsgeneration wieder in den Entwickelungskreis der auf Lärchen lebenden Parallelreihe sich einschließt, ist noch unbekannt. Vielleicht wandert überhaupt erst die geflügelte vierte, auf Fichten lebende Generation auf Lärchen aus. In diesem Fall würden keine Parallelreihen existieren, sondern die Zahl der zu einem Cyklus gehürigen Generationen würde sich auf sieben, die Zeit der völligen Entwickelung auf drei Jahre erstrecken. Für die erwähnten fünf Generationen sind spezielle von Lichtenstein, Dreyfus und Blochmann eingeführte Bezeichnungen üblich: 1) Stammmutter, Fundatrix; 2) auswandernde Generation, Emigrantes; 3) Generation Gemmantes, Lichtenstein und Dreyfus, Alienicolae, Blochmann; 4) zu-