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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Boguslawski; Böhme; Böhmen; Bohnen

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Boguslawski - Bohnen, springende

ist, erscheint der Anteil der Bodenprodukte an der Einfuhr am größten. Daher ist auch Europa das erste Absatzgebiet für die Bodenprodukte der Welt. Ohne Berücksichtigung des Durchgangshandels und der Wiederausfuhr betrug der Prozentanteil der Bodenprodukte am Gesamthandel:

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Danach bezieht Großbritannien die verhältnismäßig größte Menge von Agrikulturprodukten aus dem Auslande. Doch darf man nicht außer acht lassen, daß nicht der ganze Import im Lande verbraucht wird, indem beispielsweise 1889 für mehr als 42 Mill. Pfd. Sterl. Rohprodukte nach England importiert und Textilfabrikate im Werte von fast 100 Mill. Pfd. Sterl. exportiert wurden, in denen ein großer Teil der importierten Rohstoffe (Baumwolle, Jute 2c.) wieder ausgeführt wurde. In Bezug auf die Ausfuhr von Bodenprodukten stehen die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit einem Werte von (1890) 627,216,656 Doll. an der Spitze aller Länder, ein größerer Prozentsatz entfällt aber auf zwei andre Länder, Dänemark und Neuseeland.

Boguslawski, 4) Albert von, Militärschriftsteller, zuletzt Generalmajor und Brigadekommandeur, 1890 als Generalleutnant verabschiedet, schrieb: »Die Notwendigkeit der zweijährigen Dienstzeit« (Berl. 1891), in welcher Schrift er für dieselbe eintrat, wie er schon als Oberst als der einzige von sämtlichen Regimentskommandeuren in einem Gutachten sich für sie ausgesprochen hatte.

Böhme, Adolf, Schulmann (Bd. 18), starb 14. Jan. 1892 in Berlin.

Böhmen, Geschichte. Während die Ausgleichsverhandlungen 1891 ins Stocken gerieten, weil die Regierung, zumal nach dem Ausfall der österreichischen Reichsratswahlen, sich nicht entschließen konnte, die alttschechische Forderung der tschechischen Amtssprache zu bewilligen, die Alttschechen aber ohne dies Zugeständnis abzufallen drohten, gab die böhmische Landesausstellung zu Prag, an der sich trotz des Beschlusses der deutschen Vertrauensmänner doch einige deutsche Firmen beteiligten, im Sommer 1891 den Tschechen erwünschte Gelegenheit, ihrem nationalen Hochmut und dem Haß gegen die Deutschen den üblichen Ausdruck zu verleihen. Namentlich die besonders veranstalteten Massenbesuche aus andern slawischen Ländern und auch aus Frankreich wurden dazu benutzt, um panslawistische Verbrüderungsfeste zu feiern, gegen den Dreibund zu hetzen und das Bündnis mit Rußland und Frankreich zu verlangen. Die jungtschechische Partei stellte sogar ein neues politisches Programm auf, welches die Organisation der »Vereinigten Staaten von Österreich« forderte.

Gegen Deutsche wurden in Prag wiederholt rohe Gewaltakte verübt und von den Gerichten nur gelinde bestraft. Dennoch besuchten im Juli eine Anzahl klerikaler und feudaler Reichsratsabgeordneter die Prager Ausstellung, und auch der Kaiser entschloß sich, den angekündigten, aber wegen der wüsten

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Szenen wiederholt verschobenen Besuch Ende September auszuführen, doch mit der Veränderung, daß er nicht bloß die Prager Ausstellung, sondern auch Reichenberg, als den Sitz der deutsch-böhmischen Industrie, besuchte. Franz Joseph wurde in Prag mit großem, ja begeistertem Jubel empfangen; die Jungtschechen bemühten sich, durch eifrige Loyalitätsbezeigungen ihre panslawistischen Ausschreitungen vergessen zu machen. Doch bemerkte der Kaiser dem fanatisch-tschechischen Bürgermeister von Prag, Scholz, daß ihn die Straßen- und Bahnhofsdemonstrationen schmerzlich betrübt hätten, und daß er hoffe, daß so unpatriotische Kundgebungen sich nicht wiederholen würden. Auch gegen die Absicht, Huß in Prag ein Denkmal zu errichten, sprach er sich entschieden aus. Wiederholt betonte er die Notwendigkeit des innern Friedens und des einträchtigen Zusammenwirkens beider Volksstämme. Auch in Reichenberg war der Empfang des Kaisers glänzend. Ein Bombenattentat, durch welches die Eisenbahn zerstört werden sollte, um den Besuch in Reichenberg unmöglich zu machen, mißlang. Weiteres s. Österreich-Ungarn, Geschichte. Vgl. M. Menger, Der böhmische Ausgleich (Stuttg. 1891).

Bohnen, springende (span. Brincadores, »Springer«), die Teilfrüchte einer mexikanischen Euphorbiacee, welche, auf eine Tischplatte gelegt, eigentümliche springende oder wackelnde Bewegungen ausführen. Diese Bewegungen werden durch Insektenlarven, welche die Früchte bewohnen und aushöhlen, hervorgebracht. Seit 1873 sind von dem Fundort Alamos im Staate Sonora in Mexiko häufig Früchte nach Europa gelangt, dieselben waren aber stets von den Larven ausgefressen, und da bisher keine Blüten geliefert worden sind, so war eine botanische Bestimmung nicht möglich. Nach Müller ist die Stammpflanze Sebastiana Pavoniana, ein bis 2,5 m hoher, ziemlich kleinblätteriger Strauch von höchst giftigen Eigenschaften. Das bloße Umrühren einer Speise oder eines Getränkes mittels eines kleinen Zweiges der Pflanze soll genügen, denselben die giftigen Eigenschaften mitzuteilen. Die Mexikaner nennen die Pflanze Pfeilkraut, wahrscheinlich wegen ihrer Verwendung zu Pfeilgift. Mit der Erscheinung der springenden Bohne verwandte Thatsachen sind in Europa schon vor mehr als drei Jahrhunderten beobachtet worden. Matthias de Lobel erwähnt bereits 1576, daß Früchte der Tamariske, die er in die Sonne gelegt hatte, sich drei Tage bewegten, und bemerkt, daß diese Bewegungen die Lebensäußerungen eines die Früchte bewohnenden Würmchens seien. Letzteres ist in neuerer Zeit als die Larve eines kleinen Käfers, Nanodes Tamarisci, bestimmt worden. Noch merkwürdiger sind die springenden Pflanzengallen. Sie wurden zuerst von dem französischen Entomologen Olivier (gest. 1814) erwähnt. 1857 beobachtete Kollar in Wien, daß kleine spindelförmige Eichengallen, die er von dem bekannten Sammler Mann erhalten hatte, sich von den Blättern ablösten und munter fortsprangen. Die Weite des Sprunges betrug 5 cm, während die Gallen nur 2 mm lang und 1 mm dick waren. Das Insekt, dessen Larve diese Bewegungen hervorruft, wurde von Giraud als Neuroterus saltans beschrieben. Auf amerikanischen Eichen, die zur Gruppe der White oaks und Post oaks gehören, kommen ganz ähnliche Gallen vor. Das Geräusch, das die springenden Gallen in einer Schachtel oder auf dem abgefallenen Laub unter den Bäumen hervorrufen, wird mit dem Aufschlagen von Regentropfen verglichen.