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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chiavacci; Chile

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Chiavacci - Chile

Chiavacci (spr. kiawatschi), Vincenz, Schriftsteller, geb. 15. Juni 1847 zu Wien, wurde Eisenbahnbeamter, begann indes schon in dieser Stellung litterarisch thätig zu sein. Als Mitarbeiter der »Wiener Allgemeinen Zeitung« (seit 1883) brachte er allsonntäglich unter der Maske der Frau Sopherl, eines »Weibes vom Stande«, nämlich dem Stande auf dem Wiener Obstmarkt, heitere Betrachtungen in Wiener Mundart über die Vorkommnisse in der abgelaufenen Woche, und diese Maske wußte er mit so viel Laune und Persönlichkeit auszustatten, daß die Frau Sopherl vom Naschmarkt 1890 mit ihrem ganzen Anhang von Gevattern und Freundinnen auf die Bühne der Josephstadt gebracht wurde (von L. Krenn und C.) und viel Beifall errang. Seine gemütvollen Bilder aus dem Wiener Volksleben hat C. in mehreren Bändchen gesammelt: »Aus dem Kleinleben der Großstadt« (Wien 1886), »Wiener vom Grund« (2. Aufl., das. 1889), »Bei uns z' Haus« (2. Aufl., das. 1889), »Wo die alten Häuser stehen« (das. 2889). In Gemeinschaft mit C. Karlweis hat C. auch ein Volksstück: »Einer vom alten Schlag« (1886), geschrieben, das sich aber auf der Bühne nicht erhielt. Mehr Erfolg hatte 1892 seine gemeinsam mit L. Krenn geschriebene Posse: »Die von der Burgmusik«. Er gehörte zur Tafelrunde Amengrubers, an dessen »Figaro« er auch mitschrieb. 1891 war C. Redakteur des Wiener Witzblattes »Kikeriki«, gegenwärtig ist er Mitredakteur des »Wiener Tagblattes«.

Chile. Nach den neuesten amtlichen Angaben betragen Areal und Bevölkerung:

Provinzen. QKilom. Bevölkerung 1891 Auf 1 QKilom.

Aconcagua

Antofagasta (Terr.)

Arauco

Atacama

Biobio

Cautin

Chiloe

Colchagua

Concepcion

Coquimbo

Curicó

Linares

Llanquihue

Magallanes (Terr.)

Malleco

Máule

Nuble

O'Higgins

Santiago

Tacna

Talca

Tarapacá (Terr.)

Valdivia

Valparaiso

Zusammen:

Trognitz berechnet in »Petermanns Mitteilungen« (1889, S. 96) das Areal auf 776,000 qkm. Die Bevölkerungsziffer erhöht sich auf 3,232,000, wenn man 50,000 Araukaner, Indianer, Tschingo und Feuerländer nebst solchen, welche sich der Zählung entzogen haben, der obigen Ziffer hinzurechnet. Die Zählung vom 26. Nov. 1885 ergab 2,527,230 Bewohner, von denen 1,263,781 männlichen und 1,263,536 weiblichen Geschlechts waren. Die Fremdenbevölkerung wuchs zwischen 1875 und 1885 von 26,635 auf 87,011 Personen (51,730 männliche, 35,281 weibliche). Nach Nationalitäten verteilten sich diese auf 6808 Deutsche, 5303 Engländer, 4198 Franzosen,

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4114 Italiener, 2508 Spanier, 1275 Schweizer, 924 Nordamerikaner, 674 Österreicher, 1164 Chinesen u.a. Die meisten Fremden halten sich in den großen Städten und in deren Nähe auf; Deutsche namentlich in Valparaiso, Santiago und in der Provinz Valdivia. Nach den Zensusangaben sollten 484 Personen (211 Männer und 273 Frauen) über 100 Jahre alt sein, darunter ein Mann von 150 und eine Frau von 138 Jahren. Lesen und schreiben konnten 355,183 Männer und 279,444 Frauen, nur lesen 45,332 und 51,304, so daß also etwa drei Viertel der Bevölkerung weder des Lesens noch des Schreibens kundig sind. Neuerdings wird aber für Schulen und Erziehung sehr viel gethan. Die Landesuniversität wurde 1743 von den Jesuiten gegründet, sie hat viert Fakultäten und wurde 1887 von 1014 Studierenden besucht; das Instituto Pedagogico de Chile, 1889 in Santiago eröffnet, bildet Lehrer für die Staatslyceen aus; 1889 wurde auch eine katholische Universität eröffnet. In Santiago bestehen auch ein Museum der schönen Künste, eine Malerakademie, ein Konservatorium der Musik, eine Kunstgewerbeschule, eine Mädchenberufsschule, eine landwirtschaftliche Station, ein Ackerbauinstitut, eine Bergschule hier wie in Copiapó, praktische Ackerbauschulen in Concepcion, Talca, Chillan, Elqui und San Fernando, ferner eine Akademie der graphischen Künste, eine Maschinistenschule u.a. Das Nationalinstitut, eine Art Gynmasium, zählte 1887: 1057 und die 22 Lyceen 3820 Schüler. Andre höhere Schulen für Knaben über 14 Jahre gab es 27 und für erwachsene Mädchen 13. Von Elementarschulen bestanden 293 für Knaben, 199 für Mädchen, 418 für beide Geschlechter. Diese Elementarschulen wurden von 43,640 Knaben und 37,722 Mädchen besucht. 1888 wurden noch mehr Elementarschulen eingerichtet und für diese und die höheren Schulen zusammen 1,406,000 Pesos verwendet, 1889 wurden dafür 1,675,470 Pesos ausgesetzt. Das gesamte Erziehungswesen kostete dem Staate 1888 6,325,255 Pesos. Über 60 neue große Schulen sind neuerdings eröffnet, eine noch größere Zahl projektiert. Die Nationalbibliothek in Santiago zählt 70,000, die des Nationalinstituts über 30,000 Bände.

Die meteorologische Zentralstation hat mehr als 30 über das ganze Land zerstreute Nebenstationen. Das Unterrichtswesen steht unter einem aus 14 Gliedern bestehenden Unterrichtsrat, dessen Hauptaufgabe es ist, die vom Staate unterhaltenen Schulen und Lehranstalten mit geeigneten Lehrkräften zu versehen, die Kandidaten prüfen zu lassen, die ihnen zukommenden Titel zu verleihen u. a. Der Schulzwang wird sich erst einführen lassen, wenn dem jetzigen Mangel an Schulen abgeholfen ist. Die Zahl deutscher Schulen, auch höherer, ist keine geringe. An Zeitungen und Zeitschriften erscheinen 202 (2 deutsche); in Santiago 7, in Valparaiso 4 tägliche große Zeitungen.

Die bedeutendsten wissenschaftlichen Vereine sind das »Zentrum der Künste und Wissenschaften« und der »Fortschrittsklub«, beide in Santiago.

Produktion, Handel und Verkehr.

Die Kupferproduktion ist in den letzten 10 Jahren bedeutend zurückgegangen, 1879 betrug der Anteil Chiles an der Gesamtproduktion der Erde noch 35,5 Proz., 1889 nur noch 9,2 Proz. (24,250 gegen 49,000 Ton.); exportiert wurden 1889: 31,432,231 kg. Der Export von Gold wertete 1888: 748,596, der von Goldmineralien 1,213,834 Doll., von Silberbarren 7,723,957, von silberhaltigen Mineralien 851,005 Doll. Von Iquique wurden für 19,810,219, von Pisagua für 14,547,363 Doll. Sal-