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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dünkirchen; Duployé; Dürckheim-Montmartin; Dyke; Dziatzko

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Dünkirchen - Dziatzko

Grade dankbar sind. Damit im Zusammenhang dürfte die noch nicht sicher erklärte fördernde Wirkung einer Beigabe von Kalk zur Stallmistdüngung stehen, wie unter anderm aus einem von Schultz-Lupitz neuerdings eingehaltenen Verfahren hervorgeht, wobei der Stallmist 25 cm tief untergepflügt und oben auf die Pflugfurche kohlensaurer Kalk (12 Doppelztr. feinpulvriger Mergel pro Hektar) aufgestreut wurde; bei der Saatbestellung wurden dann Boden und Kalk gemischt. Auf dem so behandelten Acker wurden alsdann im ersten Jahr 20 Doppelztr. Kartoffeln und 116 Doppelztr. Kohlrüben mehr geerntet als in nicht gekalktem Boden.

Da die hauptsächlichste Wirkung der Kalkdüngung in der Beschleunigung des Nährstoffumsatzes im Boden besteht, so kann dieselbe nur auf nährstoffreichem, aber kalkarmem Boden oder bei unmittelbar nachfolgender Stallmistdüngung große Wirkung erzielen. Fehlt es an Nährstoffen im Boden, so bleibt sie nach dem Gesetz des Minimums der Nährstoffe wirkungslos. Auf entwässertem Torfboden sind daher neben Kalk noch 4-6 Doppelztr. Thomasschlacke und Kalisalze zu verwenden. Zweckmäßig überfährt man die Ackerfelder alle 4 Jahre mit 10-20 Doppelztr. Kalk, wenn es dagegen auf Thonboden auf die physikalische Wirkung des Kalkes abgesehen ist, alle 6-8 Jahre mit 50-80 Doppelztr. pro Hektar, und zwar am besten im Herbst. Die wirtschaftlichste Art der Kalkdüngung besteht darin, daß man unmittelbar auf dem Felde den Kalk in Feldöfen, welche aus Rasenstücken zusammengestellt werden, brennt und nach dem Brennen in Häufchen auf das Feld setzt, welche leicht mit Erde bedeckt werden, damit sich der Kalk langsam durch die Luftfeuchtigkeit ablöscht. Ist der Kalk zu einem staubfeinen Pulver zerfallen, so muß er schnell so gleichmäßig wie nur möglich auf dem Felde verteilt und darauf sogleich mit dem Pflug in den Boden gebracht werden. Das einfache Eineggen des Kalkes ist zu verwerfen. Das Streuen und Unterbringen des Kalkes darf nur bei trocknem Wetter vorgenommen werden, weil bei nasser Witterung der Kalk mit den Bodenbestandteilen nicht innig genug vermengt wird und sich leicht zementartige Verbindungen bilden, wodurch der so gebundene Kalk für seine Wirkung im Boden vollständig verloren ist. Ist in der einen Gegend Kalk schwer zu beschaffen, so ist als Ersatz die Verwendung des Scheideschlamms der Zuckerfabriken (400 Doppelztr. pro Hektar) sehr zu empfehlen.

Dünkirchen. Im J. 1890 sind im Hafen von D. 3170 Schiffe von 1,467,217 Ton. angekommen, gegen das Vorjahr um 337 Schiffe von 104,921 T. mehr. Unter den eingelaufenen Schiffen befanden sich 614 französische Segelschiffe von 95,819 T. und 586 französische Dampfer von 411,997 T., wogegen die britische Flagge mit 301 Segelschiffen von 141,741 T. und 1115 Dampfern von 619,042 T. an dem Verkehr teilnahm. Auch die deutsche Flagge war ansehnlich, nämlich durch 22 Segelschiffe von 16,617 T. und 101 Dampfschiffe von 54,778 T. vertreten. Durch das im J. 1891 vollendete Bassin Freycinet hat der Hafen an Kailänge bedeutend zugenommen. Von den im Bau stehenden vier neuen Trockendocks sind zwei im J. 1891 der Schiffahrt zur Verfügung gestellt worden.

Duployé, Emile, Stenograph, lebt jetzt als Ortsgeistlicher in Sinceny (Aisne) und fördert seine Stenographie nur noch durch Herausgabe stenographischen

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Lesestoffs. Die Leitung des Pariser Institut sténographique des Deux-Mondes ist in die Hände des Stenographen J. Depoin übergegangen. Neben dieser Zentralstelle wirken etwa 25 Provinzialkörperschaften für Duployes Stenographie, die Zahl der Fachzeitschriften beträgt etwa 20. An ca. 2000 französischen Schulen wird das System gelehrt. Übertragungen des Duployeschen Stenographiesystems gibt es auch noch für das Armenische, Dänische, Italienische, Japanische, Lateinische, Türkische, Vlämische und Bolapük. Vgl. J. Weiler, Die Schule Duployes (in Wrubels »Instruktivem Diktierbuch«, Aarau 1888); J. Depoin, Annuaire sténographique international pour 1889 (Par. 1889); G. Sénéchal, Éphémerides Duployennes (das. 1889).

Dürckheim-Montmartin, Ferdinand Eckbrecht, Graf von (Bd. 17), elsäss. Patriot, starb im August 1891 auf Schloß Edla in Niederösterreich.

Dyke (spr. deik), Sir William Hart-, Baronet, engl. Staatsmann, geb. 1837, erzogen zu Karrow, studierte zu Oxford und wurde nach Beendigung seiner Studien Friedensrichter und stellvertretender Lord-Leutnant der Grafschaft Kent. Seit 1865 vertritt er einen Wahlbezirk dieser Grafschaft im Unterhaus, wo er der konservativen Partei beitrat. Er war von 1874 bis 1880 Sekretär im Schatzamt unter Lord Beaconsfield und fungierte zugleich als »Einpeitscher« (Whip) der konservativen Partei; kurz vor dem Rücktritt Beaconsfields erhielt er die Ernennung, zum Mitglied des Geheimen Rats. Vom Juli 1885 bis zum Januar 1886 war D. Obersekretär für Irland unter Lord Salislury, trat aber von diesem Amt noch vor dem Sturz des konversativen Ministeriumszurück. Im Januar 1887 wurde er zum Vizepräsidenten des Geheimen Rats (Unterrichtsminister) ernannt und vertrat in dieser Eigenschaft im Sommer 1891 das Gesetz über die Einführung des freien Volksschulunterrichts mit Erfolg im Unterhaus.

Dziatzko, Karl, klassischer Philolog, geb. 27. Jan. 1842 zu Neustadt in Oberschlesien, studierte in Breslau und Bonn Philologie, unterrichtete seit Neujahr 1864 am Gymnasium zu Oppeln, wurde 1865 Professor am Lyceum zu Luzern und ging 1871 als Universitätsbibliothekar nach Freiburg i. Br., wo er sich auch im Januar 1872 für klassische Philologie habilitierte. Doch schon Ostern d. J. vertauschte er diese Stellung mit der eines Gymnasiallehrers in Karlsruhe, von wo er nach wenigen Monaten (im Oktober) als Oberbibliothekar an die königliche und Universitätsbibliothek nach Breslau berufen wurde. 1886 siedelte er als Oberbibliothekar und ordentlicher Professor für Bibliothekshilfswissenschaften nach Göttingen über. Von seinen philologischen Arbeiten heben wir hervor: »Beiträge zur Kritik des nach Donatus benannten Terenzkommentars« (Leipz. 1879); die Ausgabe ausgewählter Komödien des Terenz mit deutschem Kommentar (1. Bdchn.: Phormio, das. 1874; 2. Bdchn.: Adelphi, 1881) und die Textausgabe des Terenz (das. 1884). Von seinen bibliothekarischen Arbeiten wurde die »Instruktion für die Ordnung der Titel im alphabetischen Zettelkatalog der königlichen und Universitätsbibliothek zu Breslau« (Berl. 1666) ins Italienische übersetzt (Flor. 1887) und englisch frei bearbeitet (von Linderfeldt als »Eclectic Card Catalog Rules«, Boston 1890). Seit 1886 gibt er eine Sammlung bibliothekwissenschaftlicher Arbeiten heraus (bis jetzt 4 Hefte, Berl. 1886-90).