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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Elementartransport; Elkins; Elmsfeuer; Elsaß-Lothringen

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Elementartransport - Elsaß-Lothringen

man dieser Thatsache ohne Grenzen Rechnung tragen) doch über das praktische Maß steigen, und so ist man mit Rücksicht auf die Praxis bei drei Strömen und drei Leitungen stehen geblieben. Neuerdings aber ist es durch eine besondere Schaltung der Wickelungen des Motors gelungen, selbst mit nur drei phasenverschobenen Wechselströmen und demgemäß auch nur drei Zuleitungen 6, 12 und mehr phasenverschobene Wechselströme im Motor selbst zur Verfügung zu haben; jedoch ist näheres noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt, wiewohl diese Errungenschaft von ganz hervorragendem Interesse für die weitere Ausbildung der Mehrphasenstrommotoren sein wird. Eine praktische Verwendung haben diese Motoren vor allem bei der bekannten Lauffener Kraftübertragung gewonnen (s. Elektrische Kraftübertragung).

Elementartransport, s. Horizontaltransport.

Elkins, Stephen Benton, nordamerikan. Politiker, geb. 26. Sept. 1841 zu Ferry County (Ohio), studierte die Rechte, wurde 1864 zur Advokatur zugelassen, ging noch in demselben Jahr als Anwalt nach New Mexiko, wo er sich auch als Bergwerksunternehmer und Viehzüchter ein großes Vermögen erwarb, wurde 1867 Mitglied des Landtags jenes Territoriums, kurz darauf Generalanwalt, unter der Präsidentschaft Johnsons Bundesanwalt von New Mexiko, als welcher er das daselbst nach Abschaffung der Sklaverei blühende sogen. peonage, ein die Stelle derselben vertretendes Lohnsystem, auszurotten bemüht war, ward 1873 in den Kongreß gewählt, wo er zwei Termine saß, und ließ sich dann in New York nieder. Im Dezember 1891 berief ihn Präsident Harrison als Kriegsminister in sein Kabinett. E. ist einer der reichsten Landbesitzer in den Vereinigten Staaten und die rechte Hand Blaines.

Elmsfeuer, s. Atmosphär. Elektrizität, S.57.

Elsaß-Lothringen. Die Bevölkerung betrug nach der Volkszählung vom 1. Dez. 1890: 1,603,506 Seelen (gegen 1,564,355 im J. 1885), einschließlich 67,354 Militärpersonen, und zwar in den drei Bezirken:

Bezirk Einwohner 1890 Zunahme Seelen Zunahme Prozent

Ober-Elsaß 471 609 9 060 1,9

Unter-Elsaß 621 505 9 428 1,5

Lothringen 510 392 20 663 4,2

Zusammen: 1 603 506 39 151 2,5

Die Bevölkerung des Reichslandes hat in der Periode 1885-90 jährlich im Durchschnitt um 0,49 Proz. zugenommen, etwas stärker als in den Jahren 1875-1880 (0,45 Proz.), während die dazwischen liegende Periode eine allerdings geringe Abnahme (0,03 Proz.) zeigte. Die stärkste Zunahme weist Lothringen auf, was jedenfalls mit der Vermehrung der Militärbevölkerung zusammenhängt. Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist im Reichsland von 108 auf 110 gestiegen. Städte mit mehr als 20,000 Einw. gab es 4, nämlich Straßburg (125,545), Mülhausen (76,968), Metz (60,194), Kolmar (30,411). Der Staatshaushaltsetat für 1891 bezifferte die ordentlichen Einnahmen auf 49,898,732, die fortdauernden Ausgaben auf 44,717,684, die einmaligen auf 2,404,966 Mk., ließ also einen Überschuß von 5,181,048 Mk. erwarten, aus dem der Fehlbetrag des außerordentlichen Etats (Ausgaben 2,868,082 Mk.) im Betrage von 2,776,082 Mk. gedeckt werden soll.

Die Staatsschuld betrug 1891: 773,982 Mk.

Geschichte. Die Frage des Paßzwanges beherrschte nach wie vor die Gemüter in E. Da die Wahlen für den Reichstag 20. Febr. 1890 entschieden besser als 1887 ausgefallen waren (drei deutschfreundliche Abgeordnete wurden gewählt), so hoffte man auf eine baldige Aufhebung des Paßzwanges, namentlich als der Kaiser im April 1890 Straßburg besuchte. Der Abgeordnete Grad brachte im Landesausschuß einen Antrag auf Abschaffung desselben ein. Dieselbe erfolgte zwar nicht, jedoch ließen die Vertreter der Regierung die Abgeordneten wissen, daß die Frage einer erneuten Prüfung und Erwägung unterzogen werden solle und der Kaiser sich bereit erklärt habe, den Wünschen und Bedürfnissen des Landes jede nur immer thunliche und mit den maßgebenden allgemeinen politischen Verhältnissen vereinbare Förderung und Berücksichtigung angedeihen zu lassen. In anbetracht dessen äußerten sich bei der Verhandlung über den Antrag Grad im Landesausschuß 26. April sowohl der Antragsteller als der Abgeordnete Petri kurz und maßvoll; Grad erkannte an, daß in den meisten Fällen das Visum nicht verweigert werde, und Petri erklärte, das Land habe bisher auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet alles gethan, was zur Abschaffung des Paßzwanges bestimmen müsse, und werde auch künftig in dieser Haltung sich nicht beirren lassen. Seitens der Regierung wurde keine Erklärung abgegeben. Auch bei der Wiedereröffnung der Sitzungen des Landesausschusses 15. Jan. 1891 durch den Statthalter Fürsten von Hohenlohe geschah in dessen Rede des Paßzwanges keine Erwähnung. Es wurde nur die günstige Finanzlage gerühmt und eine Reihe von Gesetzentwürfen von praktischem Nutzen für das Land angekündigt. Die Aufnahme der Rede im Landesausschuß war daher auch eine sehr kühle. Gleichwohl war die Aufhebung des Paßzwanges beabsichtigt, und die Handhabung desselben war eine sehr milde. Die Vorgänge aber, welche sich im Februar 1891 in Paris anläßlich des Besuches der Kaiserin Friedrich abspielten, die Hetzereien der französischen Revanchepolitiker in der Presse und in Versammlungen gegen Deutschland, die offen ausgesprochene Zurückforderung Elsaß-Lothringens und die schwächliche Haltung der französischen Regierung gegen diese beleidigenden Äußerungen unversöhnlichen Hasses veranlaßten die Reichsregierung, die eingetretenen Milderungen aufzuheben u. die Handhabung des Paßzwanges in voller Schärfe zu befehlen. Unter den deutschgesinnten Mitgliedern des Landesausschusses erhob sich der Wunsch, diese Gelegenheit zu ergreifen, um sich entschieden gegen die französischen Revanchepolitiker zu erklären und die Zugehörigkeit Elsaß-Lothringens zu Deutschland offen und bestimmt auszusprechen. Dies sollte in einer Adresse an den Kaiser geschehen, welche man 4. März im Landesausschuß beantragen wollte. Aber die Mehrzahl der Mitglieder wurde wieder bedenklich; so offen wollte man sich von den Franzosen nicht lossagen, und es mußte daher eine abgeblaßtere Form gewählt werden, um wenigstens die Mehrheit zu gewinnen. Bei der Sitzung vom 4. März fehlten aber doch noch 20 Mitglieder, und 2 (Winterer und Ditsch) enthielten sich der Abstimmung. In der nun angenommenen Adresse hieß es: »Aus Anlaß der in jüngster Zeit im Ausland stattgehabten Vorgänge hat die Reichsregierung eine scharfe Handhabung der im Mai 1888 getroffenen Vorschriften über den Paßzwang verordnet, unter denen die Reichslande zwei Jahre hindurch gelitten haben und nun von neuem leiden sollen. Ew. Majestät versichern wir, daß wir treu auf dem Boden des Gesetzes und der bestehenden Verhältnisse beharren, jede Einmischung seitensfrem-