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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Ethnographische Litteratur 1886-91 (Asien)

[Britische Inseln.] Hicks, »Evidence of man and pleistocene animals in North Wales prior to glacial deposits« (»Nature« 1886), weist die Anwesenheit des Menschen in einem Teil vor der großen mittelglazialen Senkung nach. Im Journal des Anthropological Institute zeigt Shore, »The distribution and density of the old British population of Hampshire«, daß in vorrömischer Zeit die Bevölkerung weit größer gewesen sein müsse, als man bisher annahm. Noch ist zu nennen: Rhys, »The early ethnology of de British Isles« in der »Scottish Review« 1890.

[Italien.] Zampa zeigt in dem Aufsatz »Vergleichende anthropologische Ethnographie von Apulien« (»Zeitschrift für Ethnologie«, Berl. 1886), daß Apulien eine sehr verschiedenartige Bevölkerung ernährt; Quidoz, »Les vallées françaises du Piémont« in den Annalen der École libre des sciences politiques (Par. 1887) ist eine historisch-ethnographische Skizze über die französischen Bewohner der italienischen Alpenthäler. Ein verwandtes Thema behandeln Neumann (1891) und Studer (1886); Näheres s. in unserm Art. »Deutsche Gemeinden in Piemont«. Ein größeres Gebiet umfaßt Nicolucci, »Antropologia dell' Italia nell' evo antico e nel moderno« in den Verhandlungen der Accademia di science fisiche e matematiche (Neapel 1888). Auf die antike Zeit greifen zurück: Bonanni, »L'archeologia del lago Fucino« (Aquila 1889); Lanciani, »Ancient Rome in the light of recent discoveries« (Lond. 1888); Brinton, »The ethnological affinities of the ancient Etruscans« (Philad. 1889). Die Apenninenbevölkerung behandelt Pigorini-Beri, »Costumi e supertizioni dell' Appennino Marchigiano« (Citta di Castello 1889).

[Spanien.] Über die Basken schrieben: Charencey, »Ethnographie Euscarienne. Étude sur l'origine des Basques d'après les donées de la linguistiques« im Bulletin der Pariser Geogr. Gesellschaft 1889, und Stoll, »Zur Kenntnis der heutigen Basken« im »Ausland« 1890.

[Standinavische Länder.] Montelius, »Über die Einwanderung unsrer Vorfahren in den Norden (übersetzt von Mestorf im »Archiv für Anthropologie«, Braunschw. 1887), weist nach, daß die germanischen Skandinavier bereits gegen Ende des Steinzeitalters einwanderten. Eine außerordentlich detaillierte ethnographische Karte ist die von Friis, »Ethnografisk Kart over Finnmarkens Amt«, 6 Blätter (Christiania 1888). Zu nennen sind ferner Montelius, »The civilisation of Sweden in heathen times« (Lond. 1888); Baltzer, »Hällristningar från Bohuslän« (Gotenburg 1881-90), eine genaue Wiedergabe der rätselhaften Felsenritzungen in der schwedischen Provinz Bohus. Weiter sind zu nennen: Gourmont, »Chez les Lapons. Mœurs, coutumes, et légendes de la Laponie norvégienne« (Par. 1890); Berlioux, »À la recherche de la nation et de la cité des Hyperboréens« in dem Bulletin der Lyoner Geogr. Gesellschaft; Allen, »Die alten Bewohner der kimbrischen Halbinsel« im »Ausland« 1890; du Chaillu, »The Viking age, the early history, manners and customs of the ancestors of the English-speaking nations« (Lond. 1889).

[Rußland.] Eine Abhandlung von Anutschin, »Über die geographische Verteilung des Wuchses der männlichen Bevölkerung Rußlands nach Mitteilungen über die allgemeine Militärpflicht im russischen Reich 1874-83« (russ., Petersb. 1889), gibt Mitteilungen über die große Verschiedenheit der Körpergröße bei der Bevölkerung des europäischen Rußland; Hunfalvy, »Die Völker des Ural und ihre Sprachen« (Budapest 1888), weist aus einem Vergleich der ungarischen Sprache mit den am Ural gesprochenen Sprachen auf den mittlern und nördlichen Ural als die Urheimat der Magyaren hin. Remesow, »Skizzen aus dem Leben der wilden Baschkiren« (russ., Moskau 1889), schildert, wie die Baschkiren auszusterben begannen, seitdem sie zum Aufgeben des Nomadisierens gezwungen und dann um das ihnen zugeteilte Land beschwindelt wurden. In polnischer Sprache bringt das Physiographische Jahrbuch« 1889 einen Aufsatz von Dowgird: »Der vorhistorische Begräbnisplatz und die Pilkalnis in Imbary, Samogitien.«

[Balkanhalbinsel.] Seine während drei Wintern auf 40 Inseln des Agäischen Meeres gemachten Beobachtungen veröffentlicht Bent, »On insular greek customa« (im »Journal of the Anthropological Institute« 1886); Gopčević schrieb zwei Aufsätze: »Die ethnographischen Verhältnisse Makedoniens und Alt-Serbiens« in »Petermanns Mitteilungen« 1889 und »Ethnographische Studien über Alt-Serbien« in den »Mitteilungen der Wiener anthropologischen Gesellschaft«, und als eine Erweiterung dieser Aufsätze das Buch »Makedonien und Alt-Serbien« (Wien 1890). A. Philippson veröffentlichte in den »Verhandlungen«, resp. der »Zeitschrift der Berliner Gesellschaft für Erdkunde« 1889 resp. 1890: »Besiedelung und Verkehr in Morea« und »Bericht über eine Reise durch Nord- und Mittelgriechenland«, und in »Petermanns Mitteilungen« 1890 einen Beitrag, »Zur Ethnographie des Peloponnes«. Von dem darauf folgenden selbständigen Werk »Der Peloponnes« erschien bisher der 1. Band (Berl. 1891).

Asien.

Die Völkerverteilung in Asien und Osteuropa zeigt zum erstenmal kartographisch in vorzüglicher Klarheit Haardt, »Übersichtskarte der ethnographischen Verhältnisse von Asien und von den angrenzenden Teilen Europas« (Wien 1887), wobei überwiegend die sprachlichen Merkmale zur Abgrenzung der Völker und Völkergruppen verwertet sind. Bretschneider, »Mediaeval researches from Eastern Asiatic sources« (Lond. 1888, 2 Bde.), gibt uns neben reichem historischen Material nach chinesischen Quellen auch Beiträge zur Kenntnis einiger zentralasiatischer Völkerschaften. »Die Entstehung der Kurgane« behandelt Heyfelder in »Petermanns Mitteilungen« 1889.

[Vorderasien.] Einen wertvollen Beitrag zur Völkerkunde liefert v. Luschan, »Die Wandervölker Kleinasiens« in den »Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie« 1886. Erckert, »Der Kaukasus und seine Völker« (Leipz. 1887), enthält vieles ethnologisch Wertvolles nebst Körpermessungen und Vokabularien. Auf Veranlassung der Österreichischen Gesellschaft für archäologische Forschung Kleinasiens führten Petersen und v. Luschan Reisen in Lykien, Milyas und Kibyratis aus, welche sie in einem reich illustrierten Prachtwerk (Wien 1889) im Auftrag des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht beschrieben und herausgaben. Partsch, »Geologie und Mythologie in Kleinasien« in »den Breslauer philologischen Abhandlungen« 1888, beschäftigt sich mit der Untersuchung der Ursprungsstätte der Typhoeusmythe. Erckert, »Kopfmessungen kaukasischer Völker« im »Archiv für Anthropologie« 1889, gibt die Vermessung und Beschreibung von 70 Awaren- und 46 Kasikumükenköpfen. Mit dem Kaukasus beschäftigt sich auch Hahn in zwei Aufsätzen: »Die Völker des Kaukasus ^[folgende Seite]